Landau Mehr zum Leben und Lernen

Miete, Essen, Freizeit – ein Studentenleben kann ganz schön teuer werden. Ab 2016 soll es höhere Bafög-Sätze geben. Der AStA Landau kritisiert eine „weitere Nullrunde“, während sich die Studenten freuen. Wir haben uns auf dem Campus umgehört.

Mit deutlicher Kritik reagierte Yann Schosser, Vorsitzender des Allgemeinen Studierendenausschusses der Universität Landau (AStA), auf den Beschluss des Bundeskabinetts vom vergangenen Mittwoch. Dieses beschloss eine Erhöhung der finanziellen Unterstützung Studierender nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz, besser bekannt als Bafög. Die Studierenden selbst scheinen jedoch ganz zufrieden mit dem Ergebnis, das auf Initiative von Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) zustande kam. Ab 2016 sollen Studierende rund sieben Prozent mehr Fördergeld erhalten. Freibeträge wurden ebenso angehoben wie Wohngeld und Grenzen des möglichen Zuverdienstes. Dem AStA-Vorsitzenden Schosser geht das ebenso nicht weit genug wie den Grünen im Bundestag, die die nun beschlossene Anpassung „als weitere Nullrunde“ kritisierten und das Bafög als Sparopfer der Politik von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sehen. Schosser sagt klipp und klar: „Dieser Beschluss ist etwas dürftig.“ Von Zynismus spricht er gar, weil das Problem einer Förderlücke zwischen dem Bachelor-Studiengang und dem folgenden Master nach 15 Jahren nun erkannt und auch behoben werden soll – aber eben erst in zwei Jahren. „Das ist zu spät!“ Und von einer Erhöhung dürfe man schon gar nicht sprechen: „Wenn man die Inflation seit 2010 zugrunde legt, dann ist diese ,Erhöhung’ lediglich ein Inflationsausgleich. Dieser Beschluss ist weder Fisch noch Fleisch, zumal das Bafög noch immer elternabhängig ist – und damit ungerecht“, ärgert sich der AStA-Chef: „Das ist typisch für diese Regierung.“ Obwohl der AStA die Studierenden vertritt und für deren Interessen einsteht, klaffen hier die Meinungen zwischen AStA-Führung und den Studierenden weit auseinander. Auf dem Landauer Campus herrscht zurückhaltende Freude. „Natürlich hilft jeder Zuschuss, auch wenn ich mit dem bisherigen Bafög-Satz ausgekommen bin“, erklärt Tristan Bodes, der im fünften Semester Sozialwissenschaften studiert. Ob er aber noch in den Genuss der höheren Sätze kommt, ist offen, auch weil die festgelegte Regelstudienzeit, in der man Bafög beziehen kann, oft nicht der Realität entspreche, wie Paula Schnackenberg anmerkt. Sie hätte gerne dort den Hebel angesetzt: „Mit den ganzen Praktika kommt man als Psychologiestudent mit acht Semestern nicht hin.“ Dennoch: „Die Erhöhung hätte mir in meiner Studienzeit weitergeholfen“, erklärte die Mannheimerin, die gerade ins 13. Semester einsteigt und: „Die Erhöhung der Elternfreibeträge um sieben Prozent ist super.“ Auch Manuel Weiland, der im vierten Semester in Landau studiert und sein Bekannter Erik Schäfer, der aus Hof stammt und sich gerade die Landauer Universität anschaut, sind nicht unzufrieden mit den ihnen bekannten Eckpunkten des „Wanka-Plans“. Kritik üben auch sie eher an der grundsätzlichen Vergabepraxis: „Zu kompliziert. Und wenn die Eltern selbstständig sind, kommt es oft zu Problemen“, sagt Weiland, dem schon viele solcher Sorgen zu Ohren gekommen seien. Begrüßt wird die Erhöhung auch vom Studierendenwerk, das sich um viele Belange Studierender kümmert und in Landau auch gerade ein neues Wohnheim baut. „Dies war schon längst überfällig, und wir hoffen, dass zukünftig eine regelmäßige Anpassung stattfindet“, sagt die Vorsitzende Alexandra Diestel-Feddersen. Besonders gefreut habe sie, dass der Bund ab Januar 2015 den bisherigen Länderanteil an den Bafög-Kosten übernehme: „Dies eröffnet Rheinland-Pfalz einen neuen politischen und finanziellen Handlungsspielraum. Die frei werdenden Mittel sollten aber nicht ausschließlich in die Lehre fließen, sondern auch für den Ausbau der sozialen Infrastruktur verwendet werden“, wünscht sie sich. Das auch für Landau zuständige Bafög-Amt wollte sich zu dem neuesten Beschluss, der zunächst von den Ländern im Bundesrat abgesegnet werden muss, nicht äußern. Dort sieht man sich lediglich als ausführendes Organ der bestehenden Gesetzesregelungen. (mame)

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