Landau Lichtblick im Osten

Die Hoffnungen in Godramstein konzentrieren sich auf die Ecke an der Max-Slevogt-Straße im Süden der Straße nach Nußdorf. Schon der Vorgänger von Michael Schreiner (CDU), Wolfgang Kern (CDU), war dran an diesem Stück Land. Dort wollte die Ortsgemeinde vor Jahren das Baugebiet „Kalkgrubenweg“ entwickeln. Eine Heimat für zehn bis zwölf Familien, wie Kern damals kalkuliert hatte. Doch die Stadt sagte Nein: Innen vor außen war die Devise, und der Kalkgrubenweg ist Ortsrandlage. Nun soll die Geschichte also neu geschrieben werden. Innen vor außen gilt zwar noch immer, aber unter dem Druck der anhaltenden Nachfrage in der ganzen Stadt sollen bis 2030 in den acht Stadtteilen 500 Bauplätze baureif gemacht werden. Das Baugebiet „Kalkgrubenweg“ erlebt eine Renaissance. Und es soll größer werden als ursprünglich angedacht. Von 45 möglichen Bauplätzen war bei der mit über 35 Gästen gut besuchten Sitzung des Ortsbeirats am Mittwochabend die Rede – in einem ersten Bauabschnitt. Insgesamt hat die Stadtverwaltung 90 Wohneinheiten im Blick, auf dann 4,5 Hektar im Kalkgrubenweg und östlich des Steinwegs. Ein Teil des Geländes allerdings ist im Flächennutzungsplan (FNP) noch nicht als Wohngebiet ausgewiesen. Der Fokus liegt zunächst auf Weinbergsflächen, die bereits das FNP-Gütesiegel Wohnungsbau haben. Das heißt, dort könnten Interessenten früher bauen, als auf dem weiter südöstlich gelegenen Grund. „Aus fachlicher Sicht kann ich Ihnen Hoffnungen machen“, sagte Roland Schneider, Leiter der Abteilung Stadtplanung und -entwicklung. Und sein Kollege Mark Kieser ergänzte: „Denkbar sind 45 Einheiten in zwei Jahren und der Rest dann in zehn Jahren zum Beispiel.“ Auch Ortsvorsteher Schreiner ist guten Mutes – er hat Kontakt zu den 14 Eigentümern der Grundstücke am Kalkgrubenweg aufgenommen. 80 Prozent von ihnen habe er besucht. Sie hätten reges Verkaufsinteresse signalisiert. Käufer wäre die Stadt, die das Baugebiet erschließt und dann – mit Baufristen versehen – an bauwillige Familien veräußert. Dieses Prozedere ist Bestandteil der vom Stadtrat vor drei Jahren beschlossenen Baulandstrategie. Das Gebiet würde dem Gesamtbild des Ortes entsprechen „und nicht wie ein Pickel unten dran hängen“, sagte Schreiner. So könne man auch die Leute besser integrieren. Weitere Entwicklungsmöglichkeiten im 2700-Seelen-Ort gibt es kaum, wie Kieser in seinem Vortrag zur Baulandstrategie erläuterte. Freie Flächen im Innerort sind blockiert, weil die Eigentümer ihre Gärten nicht zu Bauland machen möchten. Auf 5000 Quadratmeter im Westen am Kapellenweg sollen recht bald zehn Wohneinheiten entstehen, die Fläche wird laut Kieser die nächste sein, die entwickelt werde. Das gilt auch für 2000 Quadratmeter westlich der Bahnhofstraße. Überrascht reagierte die Runde auf die Angabe der Stadtentwickler, in Godramstein gebe es 23 Leerstände. „Ich weiß nur von zwei“, meinte Schreiner, „alles, was frei wird, ist auch relativ schnell wieder vergeben.“ Die westliche Straßenseite des Gleisweilerwegs wird freibleiben, weil dort aus Gründen des Wasserschutzes nicht gebaut werden dürfe, beantwortete Schneider eine Frage von Hans-Peter Baur (SPD), der dort noch Luft sieht für fünf, sechs Häuser. Seine Fraktion stimme den Plänen zu, betonte Klaus Nohr für die CDU, sie unterstütze die Schaffung eines Baugebiets ja seit Jahren schon. Formell werde der Stadtrat bis Jahresende entscheiden, welcher Ortsteil welche Flächen entwickeln könne, beantwortete Kieser eine Frage Nohrs. Die Freien Wähler seien immer für moderate Baulandentwicklung gewesen, unterstrich Hans Volkhardt. Und mit Blick auf die SPD: Er sei froh, dass nun auch jene zustimmten, die damals im Stadtrat das Projekt Kalkgrubenweg gekippt hätten. Das Baugebiet soll scheibchenweise entwickelt werden, „wir haben Erfahrungen damit“. So groß wie die Plöck nämlich solle es nie mehr werden. Die niedrigen Zinsen auf dem Weltmarkt beförderten den Verkauf allerdings nicht. Frank Ohler und Renate Steigner-Brecht, die beiden Grünen im Rat, warnten vor dem Ausbluten des Ortskerns. „Jetzt haben wir das Problem mit fehlenden Wohnungen, in fünf Jahren nicht mehr“, sagte Ohler. Die Verwaltung solle darauf achten, dass Familien mit Kindern bei den Grundstücken zum Zuge kämen, keine Kapitalanleger. Auch Sozialwohnungen seien wichtig. „500.000 Euro kann sich nicht jeder Godramsteiner leisten.“ Steigner-Brecht – „auch an Ältere sollte gedacht werden – setzt auf die Dorfentwicklungsplanerin, die bei „Kommune mit Zukunft“ ab September Ansprechpartnerin in den Ortsteilen sein wird. Sonja Baum-Baur, SPD-Stadtratsmitglied, konterte Volkhardts Bemerkung mit dem Hinweis, damals habe es geheißen, die Dörfer seien vom Aussterben bedroht, heute sei man einen Schritt weiter. Die Rahmenbedingungen seien heute die gleichen wie vor fünf, vor acht und vor zehn Jahren, argumentierte Klaus Nohr. Schreiner schob die Information nach, dass Godramstein seit 2010 um 300 Einwohner geschrumpft sei. „Wenn man sich nicht entwickelt, wird man unattraktiv.“ Der Ortsbeirat beschloss die Pläne bei Enthaltung der beiden Grünen. |sas

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