Landau Geothermie-Kraftwerk: Leck kaum zu finden und abzudichten

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Beim Sportpark am Ebenberg wird gebohrt: Der Betreiber des Geothermiekraftwerks lässt eine Grundwasser-Messstelle anlegen. Wie die mutmaßlich undichte Injektionsbohrung des Kraftwerks wiederhergestellt werden kann, ist offen. Die CDU-Landtagsabgeordneten Christine Schneider und Martin Brandl fordern Konsequenzen.

Wirtschaftsministerin Eveline Lemke (Grüne) soll eine politische Lösung anstreben, damit das derzeit abgeschaltete Landauer Kraftwerk dauerhaft vom Netz bleibt. „Lemke muss sich zum Ausstieg bekennen“, fordern die Abgeordneten Christine Schneider und Martin Brandl (CDU). Doch anstatt sich mit dem Betreiber an einen Tisch zu setzen, verstecke sie sich hinter dem Bergrecht, weil sie insgeheim das Ziel verfolge, die Geothermie weiter zu betreiben – ein Vorwurf, den das Ministerium derzeit nicht kommentieren will. Wie wiederholt berichtet, hat es an der sogenannten Injektionsbohrung des Kraftwerks, durch die das abgekühlte Tiefenwasser zurück in den Untergrund gepresst wird, ein Leck an einer oberflächennahen Dichtung gegeben. Weil dadurch unter anderem Salze und Arsen ins Grundwasser gelangt sind, ermittelt die Staatsanwaltschaft Landau wegen fahrlässiger Wasserverschmutzung. Nach gestrigen Angaben des Leitenden Oberstaatsanwalts Detlef Winter laufen die Auswertungen sichergestellter Unterlagen noch. Nahe beim Kraftwerk werden zwei neue Grundwassermessstellen bis in etwa 70 Meter Tiefe gebohrt, um die Auswirkungen der Leckage auf das Grundwasser näher einschätzen zu können. Mit einer dritten Tiefenbohrung bis in 490 Meter Tiefe soll ermittelt werden, wo und in welcher Menge Thermalwasser in den Untergrund gelangt ist. Davon erhofft man sich Rückschlüsse auf die Leckstelle. Das Wirtschaftsministerium sagt dazu auf Nachfrage, es sei nicht geklärt, ob die „äußere Ankerrohrtour“ (das äußere Sicherheitsrohr) überhaupt ein Leck aufweise. Eine einfache Prüfung sei nicht möglich – daher die tiefe Sondierbohrung. Die CDU-Abgeordneten sind überzeugt, dass ein solches Leck gar nicht verschlossen werden könne. Dies sei „technisch möglich, wenn auch sehr aufwendig“, entgegnet das Ministerium. Ob der Betreiber deshalb möglicherweise erwägt, diese Bohrung aufzugeben, entzieht sich der Erkenntnis des Ministeriums. Egal ob Reparatur oder Aufgabe: „Hierzu liegt bei der zuständigen Bergbehörde kein Konzept oder Antrag von dem Betreiber vor“, so das Ministerium. Daldrup und Söhne, der Hauptanteilseigner des Kraftwerkes, kündigte gestern eine Presseerklärung an, weshalb man vorher keine Fragen beantworten könne. Auch bei der Landauer Energie Südwest, die noch zehn Prozent hält, mag man sich zu dem Thema nicht äußern. Die Landauer Bürgerinitiative gegen Geothermie will unterdessen erfahren haben, dass Daldrup ein Bohrturmfundament und die Erweiterung eines Auffangbeckens für Tiefenwasser plane, also eine dritte Bohrung vorbereite. Ob das zutrifft und was es damit auf sich hat, ist vorerst nicht zu klären. Das Ministerium teilt weiter mit, dass das Kraftwerk grundsätzlich nur zwei Bohrungen brauche – eine Förder- und eine Injektionsbohrung. Weil es in Landau zu Erdbeben gekommen war, musste der Druck beim Zurückpressen des abgekühlten Wasser reduziert werden. Das Kraftwerk lief daher nicht mit voller Leistung und offenbar nicht wirtschaftlich. Um Abhilfe zu schaffen, ist eine dritte Bohrung geplant, die als zweite Injektionsbohrung dienen sollte. Nach Auskunft des Ministeriums ist sie beantragt, „soll vom Bundeswirtschaftsministerium bezuschusst werden und wird dort auch nicht infrage gestellt“. Nach früheren Angaben wollte sich der Bund mit 4,3 Millionen Euro daran beteiligen. Lemke hatte sich kürzlich in einem Brief an Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel )SPD) gegen die dritte Bohrung ausgesprochen und ihn aufgefordert, von der Förderung Abstand zu nehmen. Das Berliner Ministerium sieht sich trotz wiederholter Anfrage auch erst in Kürze zu einer Antwort im Stand. Derzeit hält das Wirtschaftsministerium in Mainz eine Landesbürgschaft über vier Millionen Euro für nicht gefährdet. Sie komme nur dann zum Tragen, wenn die Haftungssumme nicht aufzubringen sei. Für die jetzigen Untersuchungen komme eine Versicherung auf. Schneider und Brandl fordern von Ministerin Lemke, dass diese sich hinter den Ausstiegsbeschluss des Landauer Stadtrates stellt. Der war, wie berichtet, einstimmig, aber bei Enthaltung der Grünen gefasst worden. Nach Einschätzung der Abgeordneten ist es Ziel der Ministerin, das Kraftwerk wieder ans Netz zu bekommen. Doch diesen Vorwurf mag eine Ministeriumssprecherin derzeit nicht kommentieren: „Angesichts des laufenden Verfahrens geben wir dazu keine Auskunft.“ Die Internetseiten des Kraftwerksbetreibers (www.geox-gmbh.de) waren gestern nicht aufrufbar. Dabei soll es sich allerdings nur um einen Umzug auf einen anderen Server handeln, teilte das Unternehmen mit.

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