fussball Die Frauen des TSV Billigheim spielen in der Landesliga

Die Geschwister Estelle (links) und Marielle Nagel.
Die Geschwister Estelle (links) und Marielle Nagel.

Marielle und Estelle Nagel sind zwei in der Elfermannschaft des TSV Billigheim-Ingenheim, die in der Landesliga einsteigt. Der elterliche Betrieb ist der Namensgeber des Sportparks in den Wartgärten.

Die Entwicklung des Frauenfußballs in der Südpfalz ist seit Jahren besorgniserregend. Viele Mannschaften sind von der Bildfläche verschwunden, in der Bezirksliga Vorderpfalz wird nur noch mit Siebenerteams gespielt. Eine Neugründung gibt es beim TSV Fortuna Billigheim-Ingenheim. Neben Eva Bodemer, Maria Kiefer, Laura Martin und Carolin Blättner gehören zwei fußballbegeisterte Schwestern zu den Frauen der ersten Stunde: Marielle und Estelle Nagel.

Idee bei einer Weihnachtsfeier

Die jüngere Estelle erinnert sich: „Bei der Weihnachtsfeier des Vereins 2019 wurde die Idee geboren. Mehrere Frauen aus dem Ort spielten bei umliegenden Vereinen, andere wollten nach Ausbildung oder Schwangerschaft wieder anfangen.“

Sie ist die Partnerin von Christian Bollinger, dem spielenden Cotrainer der Landesligamannschaft. Das Paar wohnt in Billigheim. Die beiden lernten sich beim Benefizspiel der Lotto-Elf für Nicklas Fücks vor vier Jahren kennen. Da spielte ihr Vater Gunther Nagel bei den „Fortuna Oldies“ mit. Der 53-Jährige war Spielertrainer beim FV Viktoria Kapsweyer, spielte mit dem TuS Billigheim/Mühlhofen unter Fritz Plivelitsch in der A-Klasse.

Bei Dorfmeisterschaft kommt Lust zurück

Die 26-jährige Estelle hatte in ihrer Jugend nur ein Intermezzo bei den Bambini. Nach einem Einsatz bei der Dorfmeisterschaft in Barbelroth kam die Lust zurück.

Nach dem Abitur am Landauer Max-Slevogt-Gymnasium und einem Freiwilligen Sozialen Jahr an der örtlichen Klingbachschule studierte sie Lehramt an Grundschulen in den Fächern Deutsch und katholische Religion. Ihr Referendariat hat sie an der Grundschule in Offenbach. In ihrer Freizeit geht sie gerne mit ihrem Hund Betsy spazieren.

Fünf Jahre hatte sie beim TSC Landau Hip-Hop getanzt. Bei der Fortuna ist sie Spielführerin. Sie schätzt die Gemeinschaft. Vor allem auf das Montagstraining in Ingenheim freut sie sich. Da kocht Frank Hust für die ganze Mannschaft.

Die vierte Generation

Während ihr Trainer Stefan Weissig sie als Rechtsverteidigerin einsetzt, ist ihre ältere Schwester Marielle Taktgeberin und Führungsspielerin im zentralen Mittelfeld. Die 28-Jährige begann mit vier Jahren bei den Bambini. Später wechselte sie nach Göcklingen, bis zu ihrem 14. Lebensjahr spielte sie parallel bei den Jungs.

Beim FFV Fortuna Göcklingen spielte Marielle Nagel in der Regionalliga. Dort hat sie auch ihre Partnerin Samira Schmidt kennengelernt. Die gelernte Stürmerin hütet nun das Billigheimer Tor.

Nach dem Abitur machte Marielle eine Lehre zur Bürokauffrau im elterlichen Fensterbaugeschäft. In dem mittelständischen Billigheimer Unternehmen ist sie für den technischen Bereich verantwortlich und betreut Großobjekte. Ihr Ziel ist die Fortführung des Unternehmens in der dann vierten Generation. Berufsbegleitend studiert sie in Mannheim Wirtschaftspsychologie. Mit dem Bachelor will sie den Master angehen. In ihrer Freizeit geht sie gerne wandern und unterstützt häufig den 1. FC Kaiserslautern bei Heimspielen im Fritz-Walter-Stadion.

Oft geschlossen im „eigenen“ Stadion

Die ganze Familie geht oft geschlossen zu den Spielen der verschiedenen Teams der heimischen Fortuna. Der Sportpark in den Wartgärten trägt den Namen „Weiß & Sohn Arena“.

Zuletzt traten die Fortuna-Frauen als Siebenerteam außer Konkurrenz in der Bezirksliga an. Nun trainieren 21 Fußballerinnen zweimal wöchentlich, montags in Ingenheim und donnerstags in Billigheim. Die Bildung einer Elfermannschaft ist beschlossen, der Sprung in die Landesliga aktenkundig. Doch davor ist den Nagel-Schwestern nicht bange. Estelle Nagel: „Die Umstellung auf Großfeld wäre am Anfang eine Herausforderung. Doch nach einer Eingewöhnungszeit halte ich uns für absolut konkurrenzfähig.“

Zur Sache

Nach dem Aufstieg des TSV Venningen/SV Herta Kirrweiler und dem Abstieg des FFV Fortuna Göcklingen aus der Regionalliga starten erstmals seit vielen Jahren wieder zwei südpfälzische Teams in der Frauen-Verbandsliga Südwest. Sieben der zehn Landesliga-Mannschaften in Elferteams kommen aus der Südpfalz. Der VfB Annweiler, SV Dammheim, FFV Fortuna Göcklingen II, die SG Weingarten/ Harthausen und der 1. FC Lustadt bekommen Verstärkung vom TSV Venningen/SV Herta Kirrweiler II und TSV Fortuna Billigheim-Ingenheim. Der TuS Knittelsheim hat freiwillig zurückgezogen und tritt in der nun wieder eingleisigen Bezirksliga Vorderpfalz an. In dieser Liga können die Partien wahlweise mit neun oder sieben Spielerinnen ausgetragen werden. Fünf weitere Teams aus der Südpfalz treten an: FC Viktoria Neupotz, SV Minfeld, SV Herxheimweyher, 1. FC Lustadt II und erstmals seit ihrer Gründung die Landauer Südwestgirls. Der Pokalwettbewerb wird künftig gemeinsam mit den Fußballkreisen Rhein-Mittelhaardt und Rhein-Pfalz ausgetragen. Neu ist der eigene Pokal für die Siebener- und Neunerteams.

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