Kreis Südwestpfalz „Wohlig, weich und warm“

CONTWIG. Am Wochenende luden die „Nawwelbacher Quilterinnen“ Ellen Bärmann, Trudy Ferguson, Katja May, Sieglinde Quack und Gaby Schlachter zu ihrer ersten Ausstellung im Contwiger Rathaus ein. Quilts, Wandbehänge, Kissen, Taschen und selbst genähte Kleinigkeiten erwarteten die Besucher, die am Samstag zahlreich kamen und am Sonntag die Ausstellung laut Ellen Bärmann fast überrannt haben. Die fünf Damen zwischen 24 und 69 Jahren haben auch einen Quilt zugunsten der drei Kindergärten in Contwig und Stambach verlost. Unser Mitarbeiter Mario Moschel unterhielt sich mit Organisatorin Ellen Bärmann über Quilts.

Frau Bärmann, Sie sind die Organisatorin der ersten „Nawwelbacher Quilt-Ausstellung“. Für die Leute, die es nicht wissen, was ist ein Quilt?

Ein Quilt besteht aus verschiedenen Stoffen, die zugeschnitten werden, in verschiedenen Lagen zusammengenäht werden und zum Schluss, das ist das, was ein Quilt unbedingt braucht, wird das Muster gebaut. Man kann es nicht richtig erklären, das muss man sehen. Ich kann es nähen, aber nicht erklären. (lacht)Was ist der Unterschied zwischen Quilt und Patchwork? Patchwork ist der Oberbegriff. Eine Quiltdecke ist praktisch die Krone des Patchworks. Eine Quiltdecke verkauft man auch nicht, weil sie einen besonderen Wert hat. Man arbeitet lange daran, näht einen Quilt für einen besonderen Menschen. Bei mir bekommt zu Weihnachten mein Sohn einen Quilt, den anderen meine Tochter. An dem habe ich Monate, Hunderte von Stunden gearbeitet. Den kann man nicht verkaufen.Das ist die nächste Frage: Wie lange braucht man für einen Quilt? Das kommt darauf an, welches Muster er hat, ob es ein leichtes Muster oder ein schweres ist. Und ob er viele Teile oder wenige hat. Ich habe einen Quilt gefertigt, der aus über 1000 kleinen Einzelteilen besteht als Top. Dann kommt die Zwischenlage, die wärmt, und dann der Rückenstoff, und alle drei werden miteinander verbunden. Das macht einen Quilt aus.Miteinander verbunden heißt, das kann man sich vorstellen wie eine Steppdecke, da rutscht nichts in der Füllung? Da rutscht nichts, die kann man waschen, die sind stabil und nicht nur für aufs Bett zu legen oder zum Anschauen. Quilts sind zum Benutzen, beispielsweise auf der Couch. Wenn man einmal unter einem Quilt gelegen hat, merkt man es. Da ist ein ganz anderes Gefühl, der ist wohlig, weich und warm, den gibt man nicht mehr her.Was sind die „Nawwelbacher Quilter“? Gibt es auch Männer in der Gruppe? Nein, Männer haben wir leider noch keine gefunden. Vielleicht wird das noch. Im Januar 2012 haben wir diese fünfköpfige Gruppe gegründet, und wir nähen etwa alle zwei Wochen zusammen. Wir trinken zusammen eine Tasse Kaffee, jede bringt ihre Ideen mit ein, und so probieren wir neue Dinge aus. Wir sind zu fünft, alle aus Contwig. Zum Quilten sind wir eigentlich durch die Waltraud Ferguson gekommen. Die war mit ihrem Mann ein paar Jahre in Amerika, und dort ist Quilten Kult. Irgendwann standen wir bei ihr vor der Tür und haben gesagt: „Hier sind wir!“, und dann ging’s auch gleich los. Und dann haben Sie gesagt: „Jetzt zeigst du uns mal, wie Quilten geht“? Das kam eher von ihr. Sie hat Quilts designt, und das war so etwas Besonderes. Sie meinte nur: „Ihr Mäd’, hanna schonnemol Quilts gemacht?“. Darauf haben wir geantwortet, dass wir alles nähen, von der Handtasche bis zum Läufer, Tiere, Elche, Trullala. Aber Quilts? Dann haben wir direkt angefangen, und in den zwei Jahren, in denen wir zuammen sind, hat jede von uns vier Quilts gemacht.Der Schnitt liegt also bei zwei Quilts im Jahr? Ja, und das ist ein guter Schnitt. Wir hatten eine gute Anleitung von Trudy. Sie kennt auch die Tricks, die die Sache erleichtern.Was sagen Ihre Männer dazu? Die bekommen jetzt wohl keine gestrickten Strümpfe mehr an Weihnachten sondern Quilts? Unsere Männer? Also meiner freut sich, dass ich ein schönes Hobby gefunden habe, an dem ich Spaß habe. Natürlich sitzt dann auch schon mal eine Ente im Wohnzimmer, oder ein kleines Elchmädchen sitzt auf dem Sofa. Er nimmt es mit Gelassenheit. Andere Leute gehen spazieren, spielen Fußball, lesen Krimis oder gucken Fernsehen. Sie machen Quilts. Haben Sie eigentlich nichts Besseres zu tun? Nein, im Grunde genommen nicht. Doch, schon. Jede hat ihre Arbeit und steht noch im Beruf. Unsere kostbare Zeit verwenden wir dazu, uns zu treffen und etwas zu nähen.Nicht Sticken, nicht Stricken, nur Nähen? Es geht um Nähen. Obwohl wir auch einen Filzkurs gemacht haben, nachdem wir auf einer Ausstellung im Saarland eine Frau gesehen haben, die selbst ihre Wolle spinnt. Aber auch gestrickt haben wir schon.Also der Contwiger Handarbeitskreis? Das hört sich jetzt aber ein bisschen altbacken an. Nein, wir sind eher kreative Quilterinnen. Sie verkaufen keine Quilts, sondern zeigen sie nur? Ja, das Material ist wahnsinnig teuer. Alleine beim Material liegt man bei mindestens 300, eher 500 Euro. Dann muss alles noch gequiltet werden. 100 bis 200 Stunden gehen da zusätzlich drauf pro Quilt.

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