Busenberg/Ludwigswinkel Theysohn-Stiftung schüttet 1,7 Millionen Euro in die Region aus

Weitere Sicherungsmaßnahmen können auf der Burgruine Drachenfels starten, sobald die Witterung es zulässt.
Weitere Sicherungsmaßnahmen können auf der Burgruine Drachenfels starten, sobald die Witterung es zulässt.

Ob Ausbildungsförderung oder Rehkitzrettung: Ohne die Unterstützung der Daniel-Theysohn-Stiftung wäre manches Vorhaben in der Südwestpfalz nicht umsetzbar. 2022 hat die Stiftung mit 1,7 Millionen Euro erneut Menschen und Projekte gefördert. Und der Stiftungsvorstand verdeutlicht, dass die Region auch künftig mit Förderungen in dieser Höhe rechnen kann.

Es ist kalt an diesem Morgen am Tor zur Burgruine Drachenfels bei Busenberg. Zu Zeiten der früheren Burgherren wollte keiner jener Besucher, die sich vor dem Tor sammeln, den Winter dort oben verbringen. Am Erhalt des alten Gemäuers liegt den Vertretern von Gemeinde, Verbandsgemeinde und Daniel-Theysohn-Stiftung dagegen einiges. Schon viel Geld ist in die 2018 begonnene Sanierung der Burgruine geflossen. Von Gemeinde, Bund und Land und – am meisten – von der Ludwigswinkeler Daniel-Theysohn-Stiftung. Allein für den dritten und letzten Bauabschnitt gibt sie 140.000 Euro, nach über 180.000 Euro für vorhergegangene Arbeiten.

Ohne diese Unterstützung, stellt Ortsbürgermeister Christof Müller fest, hätte die Gemeinde Busenberg ihre Burg absperren müssen. Im dritten Bauabschnitt werden nun weitere Sicherungsmaßnahmen erfolgen, etwa an Schießscharten, an der Zisterne, am Fundament einer Mauer. Es sind kleinere Baustellen, die Burg bleibt begehbar.

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Ludwigswinkel

Wohin die Fördermittel fließen

Ein Projekt von vielen

Die Burg Drachenfels ist eines der größten Förderprojekte der Stiftung. Aber eines unter sehr vielen. In die Südwestpfalz hat die Stiftung des Tehalit-Gründers Daniel Theysohn in 52 Jahren über 89 Millionen Euro fließen lassen. Enthalten ist darin auch die Fördersumme für das Jahr 2022, die der Stiftungsvorstand am Mittwoch bekanntgab. Mit 1,7 Millionen Euro hat die Stiftung Menschen und Projekte aus der Region unterstützt – trotz eines herausfordernden Jahres, wie der seit Januar 2022 amtierende Vorstandsvorsitzende Hans G. Pieper betonte. Damit hat die Stiftung ihre Ausschüttung wieder erhöht; 2020 und 2021 waren insgesamt über zwei Millionen Euro geflossen.

Pieper, der zuvor die Stiftung ab 2003 als externer Berater in Finanzfragen begleitet hat, geht von Kontinuität aus. „Wir werden weiterhin die Förderung auf dieser Höhe halten können“, bekräftigte er. Nicht zuletzt auch mit Blick auf die wieder steigenden Zinsen, die Kapitalanlegern zugute kommen. Denn die Fördermittel stammen aus den ordentlichen Erträgen des eingesetzten und zu wahrenden Stiftungskapitals, also etwa aus Dividenden und Zinsen.

Monatliche Förderung bei der Ausbildung

Von den 1,7 Millionen Euro entfielen 572.945 Euro auf die Ausbildungsförderung. 53 junge Menschen aus Fischbach, 38 aus Ludwigswinkel, 23 aus Geiselberg, 91 aus Heltersberg, 37 aus Schmalenberg und 178 aus Waldfischbach-Burgalben profitierten 2022 von einer finanziellen Unterstützung ihrer schulischen oder beruflichen Ausbildung oder eines Studiums in Höhe von jeweils 120 Euro monatlich. 1,1 Millionen wurden 2022 für weitere Förderzwecke bewilligt: für die Bereiche Naturschutz/Landschaftspflege und Umweltschutz, Tierschutz, Denkmalschutz, Sport und für die Pflege des Heimatgedankens.

Mehr eigene Projekte geplant

An ihren Förderstrukturen hält die Stiftung fest, will sich aber zugleich stärker auf gesellschaftlich relevante Fragen konzentrieren – „mehr pointieren“ und „Themen globaler denken“, formuliert es der Vorsitzende. Ein Thema sei etwa, wie sie als Stiftung Schulkindern helfen können, die Folgen pandemiebedingter Heimarbeit auszugleichen. Oder was für den Wald getan werden könne, der unter dem Klimawandel leidet. Insgesamt wollten sie mehr eigene Projekte anstoßen, sagt Pieper, mehr mitgestalten, einen Fußabdruck hinterlassen.

Auch Initiative von Geförderten erwartet

Vorgenommen haben sie sich noch etwas: Nicht nur zu fördern, sondern auch zu fordern. „Es wird auch mal eine Rückmeldung erwartet“, verdeutlicht Pieper, dass die Unterstützung der Stiftung kein Selbstläufer ist. Wenn Antragsteller auf sie zukämen, seien sie offen und flexibel, sagt er. Aber sie wollten besser verstehen, was mit ihrer Förderung erreicht wird, stellt er fest.

Dass genauer auf das Ergebnis geschaut wird, hängt wohl auch mit dem Tierschutzverein Wasgau zusammen, der bei Dahn einen Gnadenhof für Nutztiere betrieben und von der Stiftung Winterzelte für 9400 Euro erhalten hatte. Der Verein löst sich nach internem Streit auf, hat aber trotz Bitten der Stiftung die verbliebenden Zelte nicht an ein anderes Projekt übergeben. Für die Stiftung eine Enttäuschung. Aber zum Glück sei dies ein Einzelfall, stellt die stellvertretende Vorstandsvorsitzende Birgit Grohmann fest. Und kein Grund, andere Initiativen nicht zu unterstützen. Wie beispielsweise die Contwiger Tierrettung und die Rehkitzrettung des Waldfischbacher Tierschutzvereins.

Die Daniel-Theysohn-Stiftung

Gegründet hat die Stiftung 1970 mit seiner Frau Ruth der Unternehmer Daniel Theysohn (1904 bis 1980), der die Heltersberger Tehalit GmbH (heute Hager) gründete und in Ludwigswinkel lebte. Vor allem die Ausbildung junger Menschen lag beiden am Herzen. Umwelt- und Naturschutz, Landschaftspflege, Tierschutz, Denkmalschutz, Sport und die Pflege des Heimatgedankens kamen hinzu. Der Stiftungsvorstand steuert die Stiftung. Nicht hauptamtliche Mitglieder sind der Vorsitzende Hans G. Pieper, die Ehrenvorsitzende Anke Förster, die stellvertretende Vorsitzende Birgit Grohmann, Bernd Fischer sowie die Ortsbürgermeister Michael R. Schreiber (Fischbach) und Sebald Liesenfeld (Ludwigswinkel). Die Geschäfte führt Gerhard Andreas.

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Die Daniel-Theysohn-Stiftung habe die Sanierung der Burgruine Drachenfels erst ermöglicht, sagt Ortsbürgermeister Christof Müller (l), hier mit Hans G. Pieper, dem Vorsitzenden des Stiftungsvorstandes.
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