Kreis Südwestpfalz Tödliche Messerstiche und Hiebe mit einem Kantholz

Wegen Mordes an seinem ehemaligen Chef steht seit gestern ein 39-Jähriger vor dem Schwurgericht Saarbrücken. Oberstaatsanwalt Raimund Weyand wirft ihm vor, zwei Tage vor Heiligabend 2016 früh morgens zwischen 4 und 5 Uhr in die Wohnung des 64-Jährigen in Saarbrücken-Burbach eingedrungen zu sein. Im Wohnzimmer habe er ihn auf der Couch geweckt und in einem brutalen Streit totgeschlagen. Der Angeklagte ist voll geständig.

Im Streit sei der frühere Arbeitgeber mit dem Kopf gegen einen Tisch gestürzt und mit einer Kopfwunde in einer Blutlache liegengeblieben. Der Ankläger glaubt, dass der 39-Jährige seinen Ex-Chef getötet habe, um von diesem nicht wegen des Eindringens in die Wohnung angezeigt zu werden. Er habe eine Decke über sein Opfer geworfen und ihm einen Stich mit einem Kombischlüssel für Motorsägen versetzt. „Da das Opfer noch nicht tot war, stach er ein zweites Mal zu“, trug Weyand vor. Ein Taschenmesser, mit dem sich das Opfer zu wehren versuchte, habe der Angeklagte gepackt und damit mehrmals zugestochen. Laut Staatsanwalt lebte der 64-Jährige immer noch, konnte sich sogar erheben. Daraufhin habe sich der 39-Jährige ein Kantholz aus der Küche gegriffen und sein Opfer totgeschlagen. Laut Anklage holte der Angreifer einen Benzinkanister aus dem Firmenlaster seines Ex-Chefs. Er habe Benzin über die Leiche und in der Wohnung verschüttet und angezündet. Mit EC-Karte und Handy des Opfers sei der Mann geflüchtet und zwei Tage später, an Heiligabend, verhaftet worden. Weyand argumentierte, der Angeklagte habe sein Opfer „grausam und um eine andere Straftat zu verdecken“ getötet. Es gehe um Mord und besonders schwerer Brandstiftung. Der Angeklagte erzählte von seinem „regelrecht verkorksten Leben“ und legte ein umfassendes Geständnis ab – genauso, wie er es bereits nach seiner Festnahme bei der Polizei getan hatte. In Lebach geboren, habe er nach der Hauptschule zwei Lehren geschmissen. Nach Jobs als Dachdecker und auf dem Bau habe er zuletzt beim späteren Opfer in dessen Garten- und Landschaftsbau gearbeitet. Zwischendurch sei er als Schaustellergehilfe tätig gewesen. „Mein Lebensmittelpunkt waren Drogen“, erklärte er. Am Ende habe seine gesamte Habe in einen Rucksack gepasst. Ab und zu habe er bei einer Angestellten des Opfers Unterschlupf gefunden. Am Tag vor der Tat habe er sich mit Drogen „zugedröhnt“ und sei nachts auf die Idee verfallen, seinen Ex-Chef zur Rede zu stellen, weil dieser ihn entlassen und seine Beziehung mit der Angestellten nicht geduldet habe. Gestern schilderte der Angeklagte frank und frei das Tatgeschehen. Demnach habe er sich nach einem Drogenexzess frühmorgens dem Tatort genähert. „Oben hat Licht gebrannt. Ich bin die Treppe hochgegangen, habe geklopft und die Tür aufgestoßen.“ Seine Schilderung deckt sich mit der des Oberstaatsanwalts. Er habe seinem Ex-Chef gesagt, dass er Geld brauche und bei ihm wieder arbeiten wolle. Und wegen der Frau brauche er nicht eifersüchtig zu sein. Später, nach den Hieben mit dem Kantholz, habe er „geguckt, ob er noch lebt“. Dann habe er die Leiche und das Haus angezündet. Gegen 10 Uhr habe er bei seiner Bekannten die Kleider ausgezogen und in die Waschmaschine gelegt. Dann habe er in Burbach einen Bekannten besucht und dort weitere Drogen konsumiert: „Ich wollte mir ein Alibi verschaffen.“ Mit der gestohlenen EC-Karte habe er tags darauf zweimal 1000 und einmal 500 Euro abgehoben. Mit 250 Euro aus einem erbeuteten Geldbeutel habe er ein Handy und Schuhe gekauft. Später sei er dann noch zu einer Prostituierten gegangen. Zufällig sei er in Saarbrücken-Malstatt an einen Bekannten geraten: Dieser habe ihn erpressen wollen, weil er vermutete, dass er Geld habe, das dem Opfer gehört. Der Bekannte habe ihn mit einem Schlagring zusammengeschlagen. Ein vorbeifahrenden Autofahrer, den er um Hilfe gebeten habe, brachte ihn zur Polizei, wo er verhaftet wurde. „Es war nicht mein Entschluss, ihn zu töten“, beteuerte der Angeklagte gestern: „Das war eine Affekthandlung.“ Sein früherer Chef habe ihn an jenem Morgen verdächtigt, ihn bestohlen zu haben. „Er hat gesagt, er zeigt mich an. Dann bin ich durchgedreht“, berichtete der 39-jährige. Als Nebenkläger schilderte der Sohn des Opfers gestern, dass er kurz nach 4 Uhr am Morgen aufgeschreckt sei. Dann habe er sich aber wieder schlafen gelegt. Kurz vor 6 Uhr habe seine Lebensgefährtin geschrien, dass das Haus brenne. „Das Haus stand in Flammen. Aus den Fenstern ist das Feuer geschlagen, ich habe die Polizei gerufen.“ Der Prozess wird fortgesetzt.

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