Grossbundenbach Ortsbürgermeisterwahl: Steffen Schmidt fordert Amtsinhaber Dieter Glahn erneut heraus

Dieter Glahn
Dieter Glahn

Vor fünf Jahren gab es in Großbundenbach fünf Kandidaten um das Ortsbürgermeisteramt. Am 9. Juni stehen nur zwei Kandidaten zur Wahl. Steffen Schmidt fordert erneut Amtsinhaber Dieter Glahn heraus, denn ihm sei wichtig, dass es in der Demokratie eine Wahl gibt.

Dieter Glahn will seine vierte Amtszeit als Großbundenbachs Ortsbürgermeister in Angriff nehmen. Seit 2004 mischt der Landwirt in der Dorfpolitik mit – erst als Ratsmitglied, dann als Beigeordneter und seit 2009 als Bürgermeister. Glahn ist FDP-Mitglied, tritt aber für die SPD an.

Dass sich Glahn um den Gemeindewald sorgt, mag für einen Landwirt naheliegend sein. Die 108 Hektar seien „unser größtes Vermögen und das müssen wir in Ordnung bringen“, sagt er. An mehreren Stellen plage der Borkenkäfer. Glan betont: Entscheidungen heute müssten in Generationen gedacht werden. „Was ich heute ernte, ist vor 100 Jahren entstanden.“

Oberste Priorität habe der Schuldenabbau, „denn nur so bleibt das Dorf handlungsfähig“. Und die Grundsteuer müsse niedrig gehalten werden. Das Neubaugebiet am Leisgesgarten soll verwirklicht werden. Da gebe es Fortschritte: Der Ausbau der L468, die eng mit dem Neubaugebiet verknüpft sein wird, könnte in diesem Jahr oder im kommenden Jahr endlich beginnen.

Viel Zeit für ein Hobby bleibt nicht

Glahns ältester Sohn Tobias ist Landwirtschaftsmeister und werde derzeit als Nachfolger für den Familienbetrieb aufgebaut. Auch der jüngere Sohn wird Landwirt. Trotzdem ist Dieter Glahn immer noch in Vollbeschäftigung. Und er übt Ehrenämter aus, zum Beispiel als Landesvorsitzender des Vereins für landwirtschaftliche Fachbildung. Deshalb weiß der 63-Jährige, dass nur noch ganz junge Menschen Landwirtschaftsmeister werden wollen. In den letzten beiden Jahrgängen seien es nur elf gewesen. „Das heißt, dass wir bei 28 Landkreisen in Rheinland-Pfalz irgendwann nur noch eine Drittelperson haben, die Landwirtschaft macht. Und fast niemand mehr lernt den Beruf des praktizierenden Landwirts.“ Er mahnt: Die Ernährungssicherheit der Bevölkerung sei akut gefährdet.

So bedeutsam die Landwirtschaft für seine Familie ist, so offen steht er Freiflächenphotovoltaik gegenüber: „Auf Flächen, die für die Nahrungsmittelproduktion nicht mehr benötigt werden. Oder auf denen, die schwierig zu bewirtschaften sind. Ich bin keinem Landwirt böse, wenn er eine Pacht aus Freiflächenphotovoltaik erzielt, die er ansonsten nicht erzielen kann.“

Bleibt angesichts der vielen Aufgaben noch Zeit für ein Hobby? „Schwierig“, antwortet Glahn. Seine Tochter Jasmin, wie ihre Schwester Ergotherapeutin, ist erfolgreich im Voltigieren. Der Vater ist so oft bei Wettbewerben dabei, wie es nur möglich ist. Das sei es aber auch schon alles an Freizeit.

Wie blickt er auf seine Jahre als Ortsbürgermeister zurück? „Großbundenbach, das ist schon herausfordernd. Wir haben manches erreicht.“ Aber es gab Aufgaben zu bewältigen, an die er zuvor nie gedacht habe. Zuerst die Flüchtlingskrise. Dann Corona. „Das waren Herausforderungen, was da mit der Gesellschaft passiert ist.“

Steffen Schmidt: Demokratie lebt von der Wahl

Steffen Schmidt weiß, dass er nach der Kommunalwahl nicht Ortsbürgermeister von Großbundenbach sein wird. Warum tritt er dann als parteiunabhängiger Kandidat an?

Steffen Schmidt ist an der juristischen Fakultät der Universität in Saarbrücken eingeschrieben. Dabei interessiere ihn ebenso wie in der Politik, sich in unbekannte Probleme einzuarbeiten und eine denkbare Lösung für sie zu finden. Das öffentliche Recht ist sein Lieblingsfach.

Im Alter von 25 Jahren hatte der 50-Jährige zum ersten Mal für die CDU für den Ortsgemeinderat und den Verbandsgemeinderat kandidiert. In den Verbandsgemeinderat gelangte er als Nachrücker. Im Ortsgemeinderat blieb er ab 1999 fünf Jahre lang. „Ich hatte ein generelles Interesse an der Politik. Die Politik bestimmt ja den Lebensrahmen, in dem sich alles bewegt. In der Dorfpolitik kann man konkret was machen.“ In der folgenden Wahlperiode verzichtete Schmidt zugunsten seines Vaters auf eine Kandidatur. Im Jahr 2019 scheiterte Schmidts Rückkehr in das Gremium, weil sein Mandat wegen der Mehrheitsklausel dem SPD-Wahlvorschlag zugeschlagen wurde. Seitdem betreibt Schmidt „außerparlamentarische Opposition“.

Bürgerbegehren angestoßen

Großbundenbacher durften aufgrund seiner Initiative über drei Bürgerbegehren abstimmen: zweimal gegen Windkrafträder und einmal gegen das Neubaugebiet am Leisgesgarten. Persönlich sei er immer noch kein Befürworter von Windkrafträdern. Doch sollten sie nicht zu verhindern sein, trete er als parteiunabhängiger Ortsbürgermeister für einen Nachlass auf den Strompreis und höhere Jahreszahlungen an die Ortsgemeinde ein. Für das Neubaugebiet fordere er einen alternativen Standort – wegen der an den Leisgesgarten grenzenden alten Tankstelle. Glasfaseranschlüsse dürften nicht teurer als 25 Euro sein und Großbundenbacher nur zwei Jahre an Verträge gebunden werden.

Diese Gedankenspiele dürften aber Gedankenspiele bleiben. Schmidt: „Damit hier nicht der Eindruck entsteht, dass ich größenwahnsinnig bin: Ich werde definitiv kein Ortsbürgermeister sein. Weil wir alle wissen, wie die Ortsbürgermeisterwahl ausgeht.“

Ursache für die zu erwartende Niederlage sei die untypische Wählerstruktur in Großbundenbach und „weil ich Punkte kritisch anspreche. Aber wenn eine Partei, wie die SPD, in einem Ort die absolute Mehrheit hat, dann habe ich den Ehrgeiz, diese Mehrheit zu brechen. Und Demokratie lebt davon, dass zwei Kandidaten da sind“. Seine außerparlamentarische Opposition werde er in jedem Fall fortsetzen.

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Steffen Schmidt
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