Kreis Südwestpfalz Diesel: Wie lange noch?

Arbeitnehmervertreter Damian Kroy und Oliver Simon mache die Politik für die drohenden Massenentlassungen verantwortlich.
Arbeitnehmervertreter Damian Kroy und Oliver Simon mache die Politik für die drohenden Massenentlassungen verantwortlich.

Bedeutet das drohende Aus für den Diesel automatisch Arbeitslosigkeit und Armut für die Homburger Bosch-Beschäftigten? 4100 Mitarbeiter beschäftigt der Autozulieferer derzeit am Standort. Viele davon schauen pessimistisch in die Zukunft. Gestern brachte eine Kundgebung der IG Metall in Homburg-Erbach Zukunftsängste und Wut auf die Politik zum Ausdruck. Die Angst besteht aus guten Grund: Bosch kündigte bei den Diesel-Erzeugnissen wegen des schlechten China-Geschäfts ein „sinkendes Beschäftigungsniveau“ in Homburg an.

Erst in der vergangenen Woche stellte der Bosch-Konzern den Beschäftigten am Standort Homburg die „Musterfertigung für drei Komponenten der mobilen Brennstoffzelle“ in Aussicht (wir berichteten). Die Gewerkschaft IG Metall begrüßte diesen Schritt zwar, hält aber die Brennstoffzelle nicht für ausreichend, um die Arbeitsplätze angesichts der Fahrverbote und des Imageverlustes von Dieselautos auf Dauer zu sichern. „Wir rechnen bereits 2020/21 mit einem Beschäftigungsproblem“, sagte Bosch-Betriebsratsvorsitzender Oliver Simon. Die Geschäftsführung bestätigte die Befürchtungen der Metaller: „Es entstehen Fragen zur Sicherheit der Arbeitsplätze.“ Im Zuge der gestrigen Betriebsversammlung in Sportzentrum des Homburger Stadtteils Erbach hatte die IG Metall zur so genannten Aktiven Mittagspause aufgerufen. Gegen 11.30 Uhr strömten die Mitarbeiter aus der Halle auf den Hof der Sportanlage, der gerade groß genug war, um die Menschenmenge aufzunehmen. Delegationen der IG-Metall-Vertrauensleute aus den Zweibrücker Unternehmen Terex und John Deere unterstützen die Homburger Kollegen. Karin Gilges, kaumännische Direktorin des Robert Bosch GmbH im Werk Homburg, zeigte Verständnis für die Verunsicherung der Beschäftigten und machte ebenfalls die Politik für die Probleme bei der Produktion von Diese-Einspritzpumpen verantwortlich. „Natürlich bewegen die intensive Diskussion und die damit verbundenen Folgen unsere Mitarbeiter sehr“, sagte Gilges. Zum Rückgang europäischer Aufträge für Diesel-Einspritzsysteme bedrohe nun zusätzlich die nachlassende Nachfrage aus China die Arbeitsplätze in Homburg. Gilges: „Dadurch (das China-Geschäft) konnten wir die Beschäftigung der Stammmannschaft stabil halten. Vor dem Hintergrund der schwächeren wirtschaftlichen Entwicklung in China wird diese Kompensation im bisherigen Ausmaß nicht mehr möglich sein.“ Bosch rechne sowohl bei den Nutzfahrzeugen als auch bei den Autos mit weiter sinkenden Aufträgen. Die schlechtere Auftragslage zwinge das Unternehmen zur Festlegung von Schließtagen, sowie zum Angebot an Arbeitnehmer, das tarifliche Zusatzgeld in Urlaub umzuwandeln. Die Hälfte der Beschäftigten habe diese Möglichkeit bereits genutzt, sagte Bosch-Sprecher Timm Stegenritt. Inwieweit Arbeitszeitkonten zur Vermeidung von Entlassungen genutzt werden können, sei aktuell Gegenstand von Gesprächen mit dem Betriebsrat. IG-Metall-Sprecher Damian Kroy warnte die Politiker von CDU, SPD und Grünen davor, die Bosch-Beschäftigten könnten bei der Europa-Wahl im Mai ihre Wut über die „zu einseitige Diskussion“ um Diesel und Elektroauto und den dadurch bedrohten Arbeitsplätzen an der Wahlurne zum Ausdruck bringen.

Zweibrücker Metaller unterstützen ihre Kollegen von Bosch.
Zweibrücker Metaller unterstützen ihre Kollegen von Bosch.
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