Kreis Südliche Weinstraße Zwischenlager beim Bauhof

Schöne Jugendstil-Elemente warten auf Wiederverwendung.
Schöne Jugendstil-Elemente warten auf Wiederverwendung.

«EDENKOBEN.» „Es ist noch nichts geplant. Sie sind beim städtischen Bauhof gelagert.“ Dies die Auskunft von Edenkobens Stadtbürgermeister Ludwig Lintz (CDU)auf die Frage, was mit den beim Abriss des Hauses Weinstraße 126 geretteten, historisch bedeutsamen Bauelementen geschehen sei.

Für viele Edenkobener und auch Auswärtige, die dort vorbeikamen, wurde da wertvolle Bausubstanz zerstört. Schon im Vorfeld der Stadtbürgermeisterwahl am 18. März hatte das Thema eine große Rolle gespielt. Einmal mehr wurde ein historisches Gebäude dem Erdboden gleichgemacht, sagten die Kritiker. Wie Heimathistoriker Herbert Hartkopf auf Anfrage mitteilte, wurde das Haus 1908/1909 von Johann Kleinsdienst erbaut. Dieser war Steinbildhauermeister und betrieb in Hof und Nebengebäude ein Geschäft. Hartkopfs weitere Erkenntnisse: 1930 war Sohn Peter Kleinsdienst als Eigentümer verzeichnet. Damals – noch vor der Deklarierung der Deutschen Weinstraße – lautete die Adresse Markbachstraße 32. Das Sandsteingebäude war im barockisierten Jugendstil gehalten: Fenster, Spitzbögen, Gesichter, Kellerfenster mit Kielbögen, außergewöhnliche Mansarden, so das Urteil des Geschichtsexperten. Zuletzt sei Werner Walter (Weingut Walthari-Hof) Besitzer gewesen. Er galt als Pionier des schwefelfreien Weines. Auch Hartkopf kritisierte die Stadt, die das Anwesen gekauft hatte, „es vergammeln ließ, um es dann abreißen zu können“. Mit dieser Meinung stand er nicht allein. Manche Mitbürger mutmaßten, dass auf der frei werdenden Fläche ein Parkplatz für das benachbarte Weinkontor entsteht, zumal dort eine Lounge gebaut wurde. „Das stimmt nicht“, sagten die nach dem Tod von Stadtbürgermeister Werner Kastner (FWG) zuständigen Stadtbeigeordneten Angelika Fesenmeyer (CDU), Helga Vogelgesang und Heiko Heymanns (beide FWG). Die Stadt habe das Haus erworben, um die dort schwierige Verkehrssituation zu entschärfen. Erstens gehe es um Gelände für eine künftige Nord-Süd-Straße, außerdem sei der Bereich um die Bushaltestelle gefährlich und bedürfe einer Verbesserung, hieß es. Außerdem sei in dem Gebäude der Schornstein eingebrochen, es habe hinter der Fassade wie in einer Bruchbude ausgesehen. Brandstiftung und Vandalismus hätten die Situation verschlimmert. Nach einer Besichtigung des zuständigen Stadtratsausschusses sei entschieden worden, dass wegen mangelnder Verkehrssicherheit das Haus abgerissen wird. Es war nicht denkmalgeschützt. Fesenmeyers Angaben zufolge entstanden der Stadt beim Kauf Kosten von 150.000 Euro, wobei der Erwerb des östlichen Gartengrundstücks inbegriffen war. Der Abriss kostete 84.500 Euro. Markante Stilelemente wurden gesichert und aufbewahrt. Der Stadtchef denkt eher nicht an einen Verkauf, sondern eine andere sinnvolle Verwendung.

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