Kreis Südliche Weinstraße Jeder kann der Nächste sein

Viele Autobesitzer haben die Situation schon erlebt: Nach dem Einkauf kommt man zurück zu seinem Fahrzeug und entdeckt eine Delle in der Tür, einen zerkratzten Kotflügel oder einen abgerissenen Spiegel. Vom Verursacher weit und breit keine Spur, als Geschädigter bleibt man auf den häufig nicht unerheblichen Kosten sitzen. Die Polizei Bad Bergzabern will mit einer Kampagne die Bürger für das Thema „Unfallflucht“ sensibilisieren.

„Bei 20 Prozent der Verkehrsunfälle in unserem Zuständigkeitsbereich flüchtet der Verursacher“, sagt Kurt Braun, Leiter der Polizeiinspektion Bad Bergzabern. Die Zahl sei nicht unspezifisch hoch im Vergleich zu anderen Regionen, so Braun, aber: „Der Geschädigte bleibt auf den Kosten sitzen.“ Es sei zwar möglich, Unfallflüchtige zu ermitteln, betont der stellvertretende Dienstgruppenleiter Marc Wiedmann. Indes: „Der Aufwand ist immens.“ Lackspuren oder Glassplitter zu analysieren, um eventuell einem Unfallverursacher auf die Spur zu kommen, ist mühsam und teuer. Hilfreich ist es deshalb, wenn ein Zeuge ein Autokennzeichen erkannt hat. Die Polizei will in die Offensive gehen. „Wir wollen die Zusammenarbeit mit den Bürgern verbessern“, nennt Braun das Ziel einer Kampagne, die Mitte dieser Woche startet. Polizeibeamte werden in den Supermärkten und auf den Parkplätzen Handzettel mit dem Aufdruck „STOP - Unfallflucht“ verteilen, sie werden Plakate aufhängen und das Gespräch mit den Bürgern suchen. „Wir wollen die Leute für das Thema sensibilisieren. Sie sollen die Augen offen halten, wenn sie etwa aus dem Supermarkt kommen und auf den Parkplatz gehen“, sagt Braun. „Und sie sollen uns informieren, wenn sie was gesehen haben“, ergänzt Dienstgruppenleiter Elmar Laag. Die Polizei hat festgestellt, dass viele Leute einen Parkrempler beobachten, sich dann aber nicht als Zeuge zur Verfügung stellen. Manchmal sei es Bequemlichkeit, manchmal die Angst vor Unannehmlichkeiten, so Laag. Dabei müsse jedem klar sein: „Sie könnten der Nächste sein.“ Im Jahr 2013 habe es im Bereich der Polizeiinspektion Bad Bergzabern einen leichten Anstieg bei den Verkehrsunfällen gegeben, berichtet Marc Wiedmann, der die Statistik ausgewertet hat. Von 185 angezeigten Unfällen sind 62 im sogenannten ruhenden Verkehr passiert, das heißt: parkende Autos wurden beschädigt. Zumeist traf es Autos auf den Parkplätzen der Supermärkte oder in der Innenstadt. „Das sind keine riesigen Schäden, aber 1000 bis 1500 Euro kommen da schnell zusammen. Oftmals ist es den Autofahrern gar nicht bewusst, dass sie einen Unfall verursacht haben“, erzählt Wiedmann. Aber sollte man den Unfall bemerkt haben, ist es auf jeden Fall günstiger, die Polizei zu informieren als abzuhauen. Ein Parkrempler ist eine Ordnungswidrigkeit, da droht in der Regel eine überschaubare Geldstrafe. Eine Unfallflucht ist eine Straftat. Führerscheinentzug oder eine noch höhere Strafe sind denkbar. Auffallend sei, so Wiedmann, dass ältere Autofahrer – in der Polizeistatistik sind das Personen ab 65 Jahren – seltener Unfallfluchten begingen als Jüngere: „Weniger als 16 Prozent der Unfallfluchten werden von Senioren begangen“, sagt Wiedmann. Dabei zählen mehr als 22 Prozent der Autofahrer zu den Älteren. „Die Senioren sind das vorsichtiger“, hat Elmar Laag beobachtet. „Da steigt auch schon einmal die Ehefrau aus und weist den Gatten in die Parklücke ein.“ (jpa)

x