Kreis Südliche Weinstraße Die Friedenspflicht ruft

Wenn sich am geheiligten Osterfest Gemeinderäte zu einer Krisensitzung treffen, wenn mit dem zuständigen Beigeordneten ein ganz schnelles Gespräch gesucht wird, wenn ein Offener Brief vorbereitet ist, dann ist etwas Besonderes im Busch. So wie jetzt in Gommersheim.

Es geht – es ist leicht zu erahnen – um den Erhalt der Gommersheimer Grundschule. Diese steht, wie berichtet, auf der Kippe, weil bald mangels Masse eine Einzügigkeit droht. Doch für diesen Fall wurde zwischen der VG Edenkoben als Schulträger und der Ortsgemeinde Gommersheim im März 2011 vereinbart, dass dann die Kinder zum Unterricht am Standort Böbingen wechseln sollen. Weiter schriftlich fixiert ist: Alle weiterfolgenden Jahrgänge werden, auch wenn es mal wieder mehr Schülerzahlen geben sollte, in Böbingen die Schulbank drücken. Dagegen haben, wie berichtet, viele Eltern aus Gommersheim protestiert, zuletzt bei der VG-Ratssitzung am 25. März. Und auch Ortsbürgermeister Lothar Anton (SPD) und die Fraktionsvorsitzenden fordern den Erhalt ihrer Grundschule. Die Christdemokraten geben zu bedenken, dass man eine Vereinbarung nicht einfach brechen kann und dass ganz allgemein die Verlässlichkeit von Politik auf dem Spiel steht. Aus pädagogischen Gründen (auch wegen der Förderstunden) wie auch aus schulorganisatorischer Sicht sei ein Standort für die Kinder an der Gäuschule Böbingen die bessere Lösung, so die CDU. Über die Bedenken, einem Grundschulkind sei eine kurze Busfahrt nicht zuzumuten, würden Hunderte von Eltern von Kita-Kindern im Kreis nur den Kopf schütteln. Und wie fühlen sich die Kinder aus Freimersheim, Altdorf und Böbingen, die seit Jahren nach Gommersheim gefahren werden, um die dortige Schule aufzufüllen, wird den Gommersheimern entgegengehalten. Nun soll auf Beschluss des VG-Rates erst eine Elternbefragung vorgeschaltet werden, bevor über Erhalt oder Schließung entschieden wird. Ob vielleicht doch mehr Kinder angemeldet werden? Doch hinter den Kulissen rumort es weiter. Im Gäu hat der Spaltpilz Platz gegriffen, in Altdorf, Böbingen und Freimersheim ist man zur Sicherung des Standorts für Böbingen. Doch die Gommersheimer beharren auf den Erhalt beider Standorte. Schließlich seien viel Geld und viele Eigenleistungen in die Sanierung ihrer Schule investiert worden, heißt es. Und es sei abzusehen, dass die Abwanderung von Gäukindern in Ganztagsschulen gestoppt werden könne, wenn das Betreuungsangebot bis 16 Uhr ausgeweitet werde. Nach den fieberhaften Gesprächen wollten die Gommersheimer Politiker parteiübergreifend einen Offenen Brief an die Bürger im Gäu verschicken und ihn auch der RHEINPFALZ vorstellen. Doch das wurde erst einmal gecancelt, man wolle abwarten, wie sich die VG-Spitze äußert. Nach der Rückkehr aus dem Osterurlaub wurde gestern Bürgermeister Olaf Gouasé (CDU) von seinem ersten Beigeordneten Daniel Salm (FWG) über die jüngste Entwicklung informiert. Nun heißt es abwarten im Gäu, die Friedenspflicht ruft.

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