Kreis Südliche Weinstraße Artenvielfalt: Bauern sollen es richten

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„Das Ganze aus dem Gleichgewicht zu bringen, kann nicht in meinem Interesse sein“, sagt der Mann, der sich anschickt, allmählich ein „schwarzer“ Robin Hood zum Schutze der Umwelt zu werden. Der Herxheimer CDU-Beigeordnete Hans Müller ist konventioneller Landwirt durch und durch. Morgen Abend sitzt er im Ortsgemeinderat und will für an sich ureigenste Interessen grüner Politik werben: Biodiversität mittels eines selbst entwickelten Konzepts in Herxheim umsetzen; der Name: „In Herxheim blüht uns was“. Biodiversität heißt übersetzt Artenvielfalt. Im Wesentlichen geht es Müller um die bestäubenden Insekten, die in ihren Beständen und Vielfalt seit Jahren schrumpfen. Noch spürten die Landwirte das nicht, aber in wenigen Jahren könne das Auswirkungen auf die Erntemengen haben „und wir müssen doch unsere Bevölkerung ernähren können“, sorgt sich Müller. Und das soll rasch sichergestellt werden – zumindest auf Herxheimer Gemarkung. In spätestens zwei Jahren hofft er auf „signifikante Ergebnisse“ in Feld und Flur. Es seien die Landwirte, die am Meisten dazu beitragen könnten, selbstredend sollen die Bürger bei dem Projekt mitgenommen werden. Auch in jedem Garten böten sich Möglichkeiten. Doch das Gros müsse auf den Feldern geschehen. Er lege schon seit 2009 an den Rändern seiner Äcker fünf Meter breite Blumenstreifen an, damit Insekten und Kleingetier ein Rückzugsgebiet haben: „Man kann sich gar nicht vorstellen, was da für ein Leben drin ist“, staunt er immer wieder. Insgesamt verfüge die Herxheimer Ortsgemarkung über 1600 Hektar nicht bebauter Fläche. „Da geht was“, ist Müller überzeugt und will seine Kollegen mit ins Boot holen. Er hat alle Landbesitzer angeschrieben, die mehr als 0,5 Hektar Ackerland besitzen. Bewirtschaftet werden die Felder von 24 hauptberuflichen und fünf Nebenerwerbslandwirten. Müllers Beweggrund? „Wir müssen unseren Kindern die Natur so hinterlassen, wie wir sie vorgefunden haben.“ Seit dem UN-Klimagipfel in Rio de Janeiro 1992 sei fast nichts passiert. Auch wenn sich einige Arten in ihrem Bestand erholt hätten, sei der grundsätzliche Rückgang deutlich erkennbar, vor allem bei den Insekten. Müller will die Devise „Global denken, lokal handeln“ nun auch in Herxheim umsetzen. 1992 habe sich Deutschland verpflichtet, bis 2020 die Ziele zur Erhaltung der Biodiversität zu erfüllen. Das drohe zu scheitern. Insbesondere setzt er dabei auf die konventionell produzierenden Landwirte, zu denen er sich selbst zählt. Er werde nicht auf Öko umstellen, aber es müsse ein Umdenken geben. Die Bauern müssten durch neue Rückzugsflächen helfen, insbesondere bestäubenden Insekten neue Lebensräume schaffen: „Biologischen Vielfalt ist Voraussetzung für funktionierende Ökosysteme.“ Und das könne nur im Interesse der Landwirte selbst sein, sagt Müller. (rww) Info In der morgigen Ratssitzung, die um 19 Uhr im Herxheimer Rathaus beginnt, geht es neben „Ed-da-Flächen“ unter anderem auch um Windenergie, den Ausbau des Breitbandnetzes, die Modernisierung der Kita St. Maria, das Bebauungskonzept der Raiffeisenbank in der Eisenbahnstraße .

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