Kreis Kusel Sina Mayer fast schon sensationell schnell

WETZLAR. Freud und Leid liegen manches Mal ganz eng beieinander. Sina Mayer, die 20 Jahre alte Sprinterin aus Schönenberg-Kübelberg, hätte am Samstag die Welt umarmen können, Franziska Kappes (Glan-Münchweiler) dagegen hätte sie am liebsten verflucht. Beide belegten bei den deutschen U23-Meisterschaften der Leichtathleten in Wetzlar den vierten Platz. Für die eine ein Riesenerfolg, für die andere eine Riesenenttäuschung.

Sina Mayer wusste gar nicht, wie ihr geschah. Wie sich der Tag für sie so positiv entwickelte. Als Vorlaufzweite über 100 Meter in 11,87 Sekunden lief sie ins Halbfinale, dort wusste sie mit ihren 11,83 Sekunden und Platz fünf lange nicht, ob es für das Finale reichte. Und dann die Nachricht im Internet: Jaaaa, gerade so reingerutscht. In beiden Läufen hatte sie einen super Start erwischt, aber dann, nach 60 Metern, ist sie laut Trainer Karl-Heinz Werle „einfach nicht groß genug geworden. Sie kann mehr, das wissen wir“. Sina Mayer, die gerade ein Freiwilliges Soziales Jahr mit viel Freude bei ihrem Klub LAZ Zweibrücken absolviert, versuchte sich einmal mehr mit dem Tunnelblick, bereitete sich intensiv aufs Finale vor. Zwei Ziele hatte sie schon erreicht: die Norm für die DM bei den Frauen in sechs Wochen in Nürnberg und den Finaleinzug. Ein drittes Ziel fehlte noch: eine Sieben gleich nach dem Komma. Und dann, ja fast eine Sensation: Sina lief in 11,67 Sekunden auf Platz vier. Unglaublich. Ein „geil“ schrie sie heraus, „ziemlich viel richtig gemacht“, sagte Trainer Werle. Gestern legte Mayer noch mal nach: Über 200 Meter wurde sie Sechste in persönlicher Bestzeit von 24,38 Sekunden. Im Vorlauf waren es schon 24,51 gewesen, ebenfalls unter der Norm für die Frauen-DM. „Das war ein super Wochenende von Sina“, urteilte Werle. LAZ-Speerwerferin Christin Hussong, die ungläubig zum Gratulieren hergeeilt und am Samstag nur zum Daumendrücken da war, hatte eine Stunde zuvor woanders im Stadion ein kleines Drama miterlebt. Ihrer Sportfreundin Franziska Kappes, die beiden kennen sich, seit sie vier sind, brach beim ersten Versuch über 4,25 Meter der Stab. Lauter Knall, Kappes stürzte kopfüber auf die Matte, der Stab erwischte sie heftig am Ellenbogen. Vater Udo und Mutter Annelie konnten es von der Zuschauerwarte aus nicht glauben. „So ein Pech. Sie war heute so gut drauf, wollte die Norm für die U23-EM springen“, sagte die Mama. Nach dem Missgeschick eilte Trainerin Christine Adams gleich zu Franziska Kappes, die im vierten Semester an der Deutschen Sporthochschule in Köln studiert und für Bayer Leverkusen startet, um sie zu überzeugen, sofort einen weiteren Versuch nachzuschieben. Mit schmerzverzerrtem Gesicht folgte Kappes dem Rat der Trainerin. Nur: Die Luft war raus. Höher als 4,10 Meter ging es nicht. Das große Ziel von Freundin Christine Hussong, „Franzi“ nach Lille 2011 und Rieti 2013 auch 2015 zu einer internationalen Meisterschaft mitzunehmen, ging vorerst nicht auf. Franziska Kappes hatte nur ein einziges Wort übrig: „Sch...“.

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