Kusel Eine Willkommenskultur ist notwendig

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Kusel. Die Anzahl von jugendlichen Zuwanderern mit fehlenden oder nur geringen Deutschkenntnissen wächst auch im Landkreis Kusel. Die RHEINPFALZ hat nachgefragt, wie in Schulen und Kindertagesstätten die Sprachförderung organisiert wird.

Die beiden Gymnasien im Kreis sind mit der Problematik nach eigenen Angaben nicht so stark befasst. Karin Ding, Schulleiterin des Veldenz-Gymnasium Lauterecken, teilte mit, dass ihre Schule keine Ausländerkinder mit geringen Deutschkenntnissen besuchen. Ihre Kollegin, Angelika Gröneveld-Olthoff vom Gymnasium Kusel, hat seit September vier Schüler mit Sprachförderbedarf zu betreuen. Vor einigen Wochen seien zwei Schüler ohne Deutschkenntnisse hinzugekommen. Alle würden an der Schule betreut, so Gröneveld-Olthoff. An der Integrierten Gesamtschule (IGS) Schönenberg-Kübelberg werden weniger als zehn Migrantenkinder mit geringen oder keinen Deutschkenntnissen unterrichtet, wie der stellvertretende Schulleiter Peter Molter mitteilte. Unter ihnen seien keine Kinder aus Bürgerkriegsgebieten. Die IGS sei als Schwerpunktschule bei der inneren Differenzierung des Unterrichts (auch Binnendifferenzierung genannt) – damit ist die individuelle Förderung einzelner Schüler innerhalb einer Klasse gemeint – und bei der Integration gut aufgestellt. Zusätzlich erhielten die jugendlichen Migranten Sprachförderstunden. Ein Problem seien die Schüler, die mitten im Laufe eines Schuljahres kämen. Zur vollständigen Integration reiche Schule allein nicht aus: Familie, Freizeitbereich und das gesamte Umfeld der jungen Menschen müssten positiv auf sie einwirken. Die Realschule plus Glan-Münchweiler bietet nach Auskunft der Schulleiterin Diana Assmann keine Sprachförderung an. Ihre Schüler mit Migrationshintergrund seien in Deutschland geboren und benötigten keine intensiven Sprachkurse. Die Realschule plus in Altenglan unterrichte aktuell 21 Migrantenkinder mit mangelnden Sprachkenntnissen, von denen 17 Schüler nur sehr geringe oder keine Deutschkenntnisse besäßen, so Schulleiterin Katja Albert. Die Schule könne im Rahmen eines Eingliederungslehrgangs eine Sprachförderung mit 15 Wochenstunden anbieten. In den restlichen Stunden seien die Schüler in ihrer regulären Klasse. Die Integration der Jugendlichen werde noch durch sogenannte Buddys befördert, durch Schüler, die als Betreuer von Mitschülern ausgebildet seien. Außerdem würden die Kinder zu den Ferienkursen der Volkshochschule angemeldet. An der Realschule plus Lauterecken-Wolfstein befinden sich 16 Schüler mit Migrationshintergrund und Sprachförderbedarf. Wie Schulleiter Hans Lenhard, seine Vertreterin Katja Zielinski und Förderschullehrerin Karina Rüster mitteilten, werde kein längerer Intensivkurs, sondern wöchentlich zwei oder vier Sprachförderstunden in Kleingruppen erteilt. Darüber hinaus würden die Migranten die deutsche Sprache im Unterricht erlernen. Wegen der langen Erfahrung als Schwerpunktschule sei das Kollegium sehr erfahren im Unterrichten mit Binnendifferenzierung. Als Glück für den Umgang mit Migranten sei außerdem anzusehen, dass im Kollegenkreis viele Fremdsprachen beherrscht würden. Seit Beginn des Schuljahres ist die Realschule plus Kusel Sprachförderzentrum geworden, das sich seitdem im Aufbau befinde, wie Schulleiterin Nina Dahlke mitteilte. Die Schule nehme über den Schulbezirk hinaus Migranten mit besonderem Sprachförderbedarf auf. Zurzeit werden knapp 20 Schüler von der fünften bis zur zehnten Klasse 15 Wochenstunden in einem Eingliederungslehrgang unterrichtet. Wegen der weiten Entfernungen gebe es zum Teil noch Probleme mit der Organisation der Fahrten. Die Schüler dürften dabei nicht überfordert werden. Bei der Einschulung von Zehntklässlern gebe es eine gute Kooperation mit der berufsbildenden Schule (BBS) im Schulzentrum. Wie der stellvertretende Schulleiter der BBS Kusel, Michael Riefer, und Hans-Ulrich Froeßl, der Leiter der gewerblichen Abteilung, erklärten, hat die BBS 15 Schüler mit sehr geringen Deutschkenntnissen. Man habe ein eigenes Förderkonzept entwickelt: Die schulpflichtigen Migranten, die ihrem Alter entsprechend in die zehnte Klasse kommen, werden in die Berufsfachschule II eingeschult. Sie nehmen vier Tage in der Woche am Unterricht in ihrer Klasse teil. Zusätzlich erhalten sie wöchentlich einen dreistündigen Deutschkurs, in dem bevorzugt Handlungsfelder aus dem Alltag wie etwa Einkaufen, Arztbesuch und Behördengänge geübt werden. Ein Tag in der Woche ist für die praktische Integration mit Unterrichtsgängen vor Ort reserviert, wobei auch die emotionale Situation und ganz konkrete Probleme der jungen Zuwanderer besprochen werden könnten. An der Grundschule Kusel sind derzeit vier Kinder ohne jegliche Deutschkenntnisse eingeschult. Sie erhalten vier Stunden pro Woche einen speziellen Sprachunterricht, wie Schulleiterin Manuela Klein mitteilte. Um den zu erwartenden Anstieg der Anzahl von Kindern ohne Deutschkenntnisse auffangen zu können und diese bestmöglich zu integrieren und zu fördern, nähmen zwei Kolleginnen an einem Fortbildungskurs „Deutsch als Fremdsprache“ teil. Birgit Draudt von der Grundschule Rammelsbach teilte mit, dass an ihrer Schule fünf Schüler mit geringen und drei ohne Deutschkenntnisse aufgenommen sind. Letztere erhalten einen zweistündigen Sprachkurs pro Woche. Draudt hofft auf die Mithilfe der Eltern, damit die Schüler regelmäßig zur Schule kommen. Dann seien in dem jugendlichen Alter der Kinder innerhalb eines Jahres große Fortschritte im Spracherwerb zu erzielen. Die besten Voraussetzungen zum spielerischen Spracherwerb im Alltag sind im Kindergartenalter gegeben. Susanne Schillo-Kastenmeier, Leiterin der protestantischen Kindertagesstätte Albert Schweitzer in Kusel, kann dafür konkrete Beispiele anführen. Die neun Migrantenkinder, die nur geringe Deutschkenntnisse besitzen, profitieren von der Tatsache, dass ihre Kita an dem Bundesprogramm „Sprache und Integration“ teilnimmt und sie gemeinsam mit deutschen Kindern vier Stunden in der Woche von einer ausgebildeten Logopädin eine Sprachförderung erhalten. Doch Integration gelinge nicht allein durch Spracherwerb, betonte Schillo-Kastenmeier. Die Flüchtlinge hätten so viel Schlimmes durchgemacht, seien teilweise von ihren Familien getrennt und wüssten nicht, wie es ihren Angehörigen gehe. Im Umgang mit ihnen sei eine Willkommenskultur notwendig, so dass sich die Kinder in der Kita wohlfühlten und die Eltern sie gern bringen würden.

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