Kreis Kaiserslautern Vulkanismus formt Dampfnudeln im Kreis

Weinkenner wissen es längst: Wenn der Rebstock seine Wurzeln in Lavaböden schiebt, wachsen ganz besondere Weine heran. Überhaupt sind Lava- und Ascherückstände Ausgangsmaterial für extrem fruchtbare Böden. Doch auch im Landkreis Kaiserslautern lässt Lava Gemüse sprießen.

Bekannt ist der Zitronenanbau am sizilianischen Ätna, dem aktivsten und mit über 3000 Meter auch höchsten Vulkan Europas. Nicht ganz so bekannt dürfte für viele im Landkreis sein, warum ausgerechnet in den Verbandsgemeinden Ramstein-Miesenbach und Weilerbach und bei den Nachbarn in Glan-Münchweiler die dicksten Krautköpfe im Garten gedeihen, während sich das Gemüse etwa in Landstuhl oder in Kaiserslautern ein wenig hätscheln lässt und doch nicht an die anderen heranreicht. Genau wie in der fruchtbaren Ätnaregion, steckt auch hier Lava dahinter, nennt die promovierte Geologin und Landeskundlerin Eva Schillo aus Hütschenhausen den Grund. Der fruchtbaren Erde, die sich aus Lavagestein und der Lavaasche entwickelt, ist es auch geschuldet, das sich rund um aktive Vulkane Menschen ansiedelten und trotz permanenter Bedrohung auch dort bleiben. Von vulkanischer Bedrohung ist im Landkreis Kaiserslautern natürlich keine Rede, von fruchtbarem Lavaboden sehr wohl. 270 Millionen Jahre ist es her, da bahnt sich im heutigen Landkreis eine Lavadecke samt vulkanischer Asche den Weg. Hintergrund ist die Plattentektonik, die Wanderung zweier Erdplatten. Magma schiebt den Erdrücken nach oben, lässt das Nordpfälzer Bergland anwachsen. Kleine dampfnudelartige Bastionen, kleine gerundete Hügel, wie sie unter anderem sehr reizvoll vor Eulenbis liegen, entstehen. Zum Ausbruch kommt es nicht, dafür wird die Erdkruste an den Rändern ausgedünnt. „Das muss man sich wie Pizzateig vorstellen, der wird über der Hand hängend außen auch immer dünner“, verdeutlicht Schillo, was sich damals abspielte. An diesen rissigen Flanken tritt sie aus die Lava und sorgt bis zum heutigen Tag für Nährstoffreichtum im Boden. „Es handelt sich hier um einen Spaltenvulkanismus“, erklärt die Expertin das Phänomen. Vom Kegel- oder Schlotvulkanismus ist die Rede, wenn der Vulkan schlagartig das heiße Magma aus dem Inneren als Lava in die Landschaft schleudert. Eisen, Kalium, Magnesium, Sulfate, Natrium, Calcium – Lava ist reich an Mineralien. Ganz im Gegensatz etwa zu den monomineralischen Sandsteinböden, in denen fast nur Silizium steckt. Der Vulkanismus hat neben der Bodenfruchtbarkeit noch ganz andere Dinge im Gepäck. Zum einen bildet sich der Boden schneller als auf Sandsteinen. Ganz wesentlich aber: Unter der Erdkruste finden sich metallhaltige Minerale. Diese Magma-Ablagerungen sind nie nach außen getreten und haben beispielsweise Erzenhausen, durch den Abbau der Erze, zu seinem Namen verholfen. An anderen Orten hat der Vulkanismus Marmor hervorgebracht. Unter der Erdkruste ist das Magma abgekühlt, ist zu hartem Gestein erstarrt und wurde Jahrmillionen später durch dem Druck und der Hitze einer erneut anrollenden Lava enorm verdichtet. Es lässt sich im Landkreis allerdings nicht finden. Zwar wurde früher vereinzelt auch hier aus relativ hartem Lavagestein Grabsteine hergestellt, mit dem Marmor aus den Dolomiten kommt der Untergrund aber nicht mit. Dafür bietet er ein Paradies für Dickblattgewächse. „Für mich ist der üppige Mauerpfeffer, wie er sich bei Kirchmohr finden lässt, eine regelrechte Zeigerpflanze für Lavagestein“, rät Eva Schillo doch einmal näher hinzusehen, was sich da an den grauen Felswänden alles blicken lässt. Die graue Farbe hat natürlich auch eine Aussage. Die Farbe des Lavagesteins ist abhängig vom Kieselsäuregehalt. So zeigt sich das Vulkangestein in der Eifel mit einem hohen Kieselsäuregehalt relativ hell. Ganz dunkle Lava deutet auf wenig Kiesel. So vergänglich alles Leben auf der Erde ist, so sicher ist: Der Vulkanismus ist noch nicht erloschen. Er legt nur eine Ruhepause ein und wartet geduldig auf den nächsten Ausbruch. Ob es dann neue geografische „Dampfnudeln“ im Landkreis geben wird und die dicksten Krautköpfe beim Nachbarn wachsen? Wer weiß.

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