Kreis Kaiserslautern Krötenschützer trotzen der Kälte

Im Schneegestöber heben (von links) Gerhard Braun und Günther Pitschi ein Loch für einen Eimer aus, in dem die Kröten gesammelt
Im Schneegestöber heben (von links) Gerhard Braun und Günther Pitschi ein Loch für einen Eimer aus, in dem die Kröten gesammelt werden und sicher zum Laichgewässer gebracht werden.

Weder Schneefall noch Temperaturen um den Gefrierpunkt konnten die Tierschützer am Samstag davon abhalten, mit Spaten, Hacke und Schippe an der L382 anzurücken. Nach einem Aufruf des Naturschutzbundes Weilerbach (Nabu) stellten Mitglieder und Helfer am Vormittag mitten im Schneegestöber zwischen Schallodenbach und Niederkirchen einen Amphibienleitzaun auf.

An den blauen Westen, auf denen das Nabu-Logo prangt, sind die 13 Amphibienretter zu erkennen. Aus Richtung Schallodenbach machen sie sich rechts am Straßenrand zu schaffen. Hier zerschneidet die stark befahrene Landesstraße den Weg, den die laichfreudigen Kröten von Nordosten kommend zum Laichgewässer nehmen. Ein knapp 50 Meter langes Stück hinter der Leitplanke ist bereits mit einem festen Wall aus Metall versehen. Hier gibt es für die „Lebensretter“ nichts zu tun. Links und rechts davon soll ebenfalls ein 100 und ein 200 Meter langer Zaun die Krötenpaare auf Hochzeitsreise vom Überqueren der Straße abhalten. Der Landwirt, dem die angrenzende Wiese gehört, hat bereits eine Furche gezogen. Nabu-Vorsitzender Michael Schröder freut sich über diese Arbeitserleichterung, die ihm und seinen Mitstreitern ein mühsames Graben erspart. Sie stecken die knapp kniehohen Holzpfähle in den Boden, fixieren den feinmaschigen Zaun daran und füllen die Rinne wieder auf. Wichtig sind jedoch die Eimer, die bodeneben direkt am Zaun versenkt werden. Kommen die Krötenweibchen auf ihrem Weg zum Laichgewässer mit ihren Männern, die sie huckepack tragen, an dieser Barriere an, versuchen sie, ein Schlupfloch zu finden und plumpsen letztlich hinein. Günter Baumann hat eine kleine Schaufel in der Hand und klopft damit die lockere Erde um den Rand des Eimers fest. „Das geht wunderbar“, sagt er angesichts des nicht gefrorenen Bodens. Nicht zum ersten Mal ist Baumann dabei. „Ich helfe gerne, wenn es um die Natur geht“, erzählt der Wörsbacher. „Man hat ja wenig Möglichkeiten, sich zu engagieren, und so kann man einen kleinen Beitrag leisten.“ Das Engagement für den Naturschutz ist auch die Motivation von Gerhard Braun aus Kaiserslautern, der seit zehn Jahren Nabu-Mitglied ist und seine Hacke gerade von Lehm befreit. Für ihn ist es keine Frage, auch bei diesem Wetter anzutreten. „Das ist kein Hindernis.“ So ähnlich sieht es auch Sibylle Christ aus Siegelbach. Sie hat schon mehrfach an Naturführungen des Naturschutzbunds teilgenommen, bei der Amphibienrettung ist sie jetzt allerdings zum ersten Mal dabei. „Das ist eine sehr sinnvolle Sache. Man muss etwas zum Schutz der Natur tun und die Arbeit in der Gemeinschaft macht auch Spaß.“ Das schlechte Wetter macht ihr dabei nichts aus. „Ich arbeite gerne im Freien, und man hat selbst viel davon.“ Vor zwei Jahren ist Christ dem Nabu beigetreten, weil: „Man erfährt viel über die Natur und will ja nur das schützen, was man auch kennt.“ Christ rupft etwas Gras und füllt es in die Eimer. Dann kommt noch ein kleiner Holzstecken hinein. „Damit die Mäuse, die hineinfallen, wieder rauskommen“, erläutert der Vorsitzende, was das Ganze soll. Er ist mehr als zufrieden angesichts der Helferzahl, die trotz Krankheitsfällen hoch sei. „Ich bin schon stolz darauf“, freut er sich. Schröder weiß, dass der große Zug der Amphibien nachts bei Temperaturen um fünf Grad bei feuchtem Wetter beginnt und will den Tieren mit dieser Aktion zuvorkommen, um sie vor dem Tod auf dem Asphalt zu bewahren. „Alle Amphibien werden in der Roten Liste der gefährdeten Arten aufgeführt“, betont er. Doch es geht nicht nur um das Aufbauen des Zaunes, der bis April hauptsächlich für die liebestrunkenen Kröten eine unüberwindliche Barriere darstellen wird. Vielmehr müssen auch die Eimer täglich kontrolliert und geleert werden. Diese Aufgabe übernimmt federführend Trautl Schröder und das jetzt in der siebten Laichsaison. „In einem Jahr habe ich mal 1200 Kröten ausgesetzt“, zieht sie Bilanz. Der Ort, an dem sie die Amphibien wieder in ihre Freiheit und zum Laichen entlässt, ist jedoch nicht der Weiher, für den die Paare die Straße überqueren müssen. Auf derselben Straßenseite, auf der auch der Zaun aufgestellt wurde, befindet sich ein Ersatz-Liebesnest, an das sich die Tiere hoffentlich gewöhnen. „Kröten kehren immer wieder zu dem Gewässer zurück, von dem sie entstammen“, weiß Schröder. Weil sie aber erst mit drei Jahren geschlechtsreif werden, brauchen die Naturschützer einen langen Atem, bis sich ihr Engagement lohnt. Trotz des Enthusiasmus’ sind Kaffee, Tee und Kuchen, die Hannelore Schmoltzi für die Helfer mit dem Auto vorbeibringt, sehr willkommen – zumal die Arbeit, für die drei Stunden veranschlagt waren, bereits innerhalb von zwei Stunden beendet ist.

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