Kreis Kaiserslautern Der zweite Bauabschnitt der Pfälzischen Ludwigsbahn

Als König Ludwig I. von Bayern 1837 den Entschluss über den Bau von Bahnen in der Pfalz fasste, ging ein langes politisches Ringen um die Richtung des neuen Verkehrsmittels zu Ende. Wie schwer die Entscheidung fiel, wird aus der Festlegung des Monarchen und seiner Berater deutlich: Eine Trasse sollte aus der vorderen Pfalz in Richtung Bexbach bis zur preußischen Grenze geführt und dort mit der geplanten Bahn von Saarbrücken nach der preußischen Grenze vereinigt werden, die zweite Trasse war von der Rheinschanze in Richtung Lauterburg bis zur französischen Grenze vorgesehen. Dort sollte Anschluss an die projektierte Bahn von Straßburg an die bayerische Grenze hergestellt werden. Niemand konnte damals wissen, dass sich die Pfälzische Ludwigsbahn zu der wichtigsten Bahnstrecke in der Pfalz entwickeln sollte.
Ursprünglich im Gespräch – und von der französischen Seite favorisiert – war eine Bahnverbindung von Straßburg in Richtung bayerische Grenze und weiter nach Mainz, während gleichzeitig aus dem preußischen Saarbereich zur Erleichterung der Kohlentransporte eine Bahnstrecke an den Rhein gefordert wurde. Militärische und wirtschaftliche Interessen wechselten sich in der Diskussion ab, und selbst als die Entscheidung für die Ost-West-Verbindung gefallen war, gab es in der Pfalz noch vielfältige Diskussionen. Von Homburg nach Kaiserslautern war, einmal von der Westpfälzischen Moorniederung abgesehen, die Trassenführung einigermaßen klar, doch von Homburg zur preußischen Grenze und von Kaiserslautern zum Rhein gab es verschiedene Varianten.
Dampfmaschinen wären nötig gewesen
Am schnellsten schied in der Diskussion um den Weg zum Rhein die Strecke via Frankenstein und Dürkheim aus. An der Frankensteiner Steige wären „stehende“ Dampfmaschinen erforderlich gewesen, um den Zug auf die Höhe des Frankensteiner Passes zu ziehen. Ebenso schied wegen der Länge der Trassenführung der Weg über das Donnersberg-Vorland entlang der Pfrimm aus. Auch dem Queichtal mit seinen engen Bereichen von Schwarzbach und Queich wurde der Zuschlag nicht gegeben. Die Kreishauptstadt Speyer hoffte, durch die Trassenführung über Neustadt doch noch an die Bahn angeschlossen werden zu können.
Im März 1838 entschied sich die Münchner Regierung für eine Trasse von „Bexbach über Jägersburg – Vogelbach – Bruchmühlbach – Landstuhl – Kindsbach – Kaiserslautern – Hochspeyer – Frankenstein – Weidenthal – Neidenfels – Grevenhausen – St. Lambrecht nach Neustadt – an Speyer vorbei – zur Rheinschanze“. Bereits ein Jahr später legten die Techniker Hummel und Strauss ihren Baubericht vor, doch dieser konnte einige besonders diskussionswürdige Punkte noch nicht lösen, nämlich die Frage nach dem Anschluss der Kreishauptstadt Speyer an das neue Verkehrsmittel und die Frage, wo der Anschluss an die Saarbrücker Bahn gesucht werden sollte. Im preußischen Saarbereich konnten sich die Verantwortlichen nämlich nicht auf eine Linienführung einigen.
Bayern als Vorreiter
Darüber hinaus gab es natürlich beim Auftauchen der Pläne einen Run der Kommunen, um den Anschluss an das neue Verkehrsmittel zu erhalten. Man glaubte, die endgültige Trassenführung durch die kostenlose Zurverfügungstellung von Gelände, durch den Kauf von Aktien und den politischen Einsatz von Abgeordneten des Münchner Landtages und des pfälzischen „Landrathes“ noch beeinflussen zu können. Wurde doch die Strecke nicht vom Staat, sondern von einem privaten Wirtschaftsunternehmen gebaut, das allerdings eine staatliche Zinsgarantie für seine Betriebserlöse erhielt.
Seit 1835 war Bayern Vorreiter im Eisenbahnwesen in Deutschland, hatten doch Nürnberger und Fürther Kaufleute den Bau einer ersten privaten Eisenbahn in Deutschland ermöglicht. An der Spitze dieses Projektes stand als Baudirektor der gebürtige Franzose und früher auch in Kaiserslautern tätige Kreisbauingenieur Paul Denis, der zu den nachhaltigen Unterstützern des Pfälzischen Pressvereins und nicht nur damit auch zu den Unterstützern des Hambacher Festes zählte.
Denis hatte sich nach dem Hambacher Fest auf Studienreisen nach England und Amerika begeben, war er doch auch mit den Zweibrücker Anwälten Friedrich Schüler und Joseph Savoye sowie Ferdinand Geib befreundet, die sich im Zusammenhang mit den Vorgängen um Hambach für die demokratische Idee eingesetzt hatten. Auch der Frankensteiner Posthalter Ritter zählte zu diesem Freundeskreis. Prozesse und Anklagen folgten, doch letztlich schaffte es Paul Denis in die Pfalz zurück und erhielt von der privaten Bahngesellschaft den Auftrag, das Projekt der ersten Bahnlinie in der Pfalz neu zu evaluieren.