Kreis Germersheim Zeuge berichtet von Ramm-Aktion
Es war eine wilde Autofahrt, die ein Speyerer am 9. März 2017 in einem gestohlenen Taxi auf der B 9 zwischen Speyer und Wörth unternommen hatte. Neun Unfälle soll er binnen einer Stunde auf der Fahrt vom Fliederweg in Speyer-Nord bis Wörth verursacht haben – und ist dafür vor der Dritten Großen Strafkammer des Landgerichts Frankenthal angeklagt.
Am Montag wurde der 38-jährige Angeklagte vernommen, ebenso zwei Zeugen. Außerdem wurde über die strafrechtliche Vergangenheit des Mannes berichtet. Der Angeklagte, der von Rechtsanwalt Jan Fritz (Speyer) verteidigt wird, ist als Untersuchungshäftling in der geschlossenen Abteilung des Landeskrankenhauses Klingenmünster untergebracht. Er leidet laut Ergebnis der Beweisaufnahme seit Langem an einer Psychose mit Wahnvorstellungen und Halluzinationen. Derzeit wird er auf eigenen Wunsch mit Depotspritzen behandelt, so dass er die Einnahme seiner Medikamente nicht vergessen kann. Auf Frage des Vorsitzenden Richters Alexander Schräder nach seinem Befinden erklärte er: „Ich fühle mich so gut und gesund wie seit Langem nicht. Wie ein normaler Mensch!“ Bei den beiden Zeugen, deren Autos er demoliert hatte, entschuldigte er sich vor Gericht mit bewegten Worten. Verteidiger Jan Fritz erklärte gegen Ende des Termins, dass sein Mandant die Taten einräume. Am 9. März verhielt er sich anders. Im Fliederweg kaperte er laut Anklage kurz nach 17 Uhr ein wartendes Taxi, dessen Fahrerin er massiv bedrohte. Er müsse zum Frankfurter Flughafen, erklärte er demnach, wählte allerdings die Gegenrichtung nach Süden. Die Zeugin und der Zeuge, die gestern aussagten, begegneten ihm auf der Schifferstadter Straße stadteinwärts. Die Zeugin stand im Stau, konnte weder vor noch zurück, als der Angeklagte aggressiv gestikulierte, sie solle aus dem Weg. Der Angeklagte schob sie dann laut Beweisaufnahme regelrecht auf das Auto vor ihr, fuhr die Böschung hinunter auf den Fahrradweg, wendete dort und fuhr wieder auf die Straße. Ihr Wagen wurde vorn und hinten schwer beschädigt, sie selbst blieb heil, ebenso wie der Zeuge mit einem Kombi. „Das Auto fuhr einfach auf mich drauf“, sagte er, im Nacherleben wieder fassungslos. Seine kleine Tochter sei bei ihm im Wagen gewesen. Aus den Akten früherer Straftaten verlas der Vorsitzende vor allem die psychiatrischen Gutachten. Im Jahr 2001 kam der Angeklagte demnach erstmals in psychiatrische Behandlung. Das wiederholte sich alle paar Jahre, zusehends in kürzeren Abständen. Stationär in der Psychiatrie könne er wieder stabilisiert werden, sei er aber wieder entlassen, setze er eigenständig Medikamente ab, hieß es in den Gutachten. Er habe die Medikamente nicht vertragen, meinte der Angeklagte dazu. Teilweise betrinke er sich auch. Die Psychose ist laut den Gutachten eine Folge seines Rauschmittelmissbrauchs, der bereits mit 13 Jahren begonnen habe.