Kreis Germersheim Wochen-Spitzen

10, 15 Zuhörer oder mehr – je nach Tagesordnung – sind im Bellheimer Ortsgemeinderat keine Seltenheit. So war es auch in der März-Sitzung. Doch dieses Mal machte hinter vorgehaltener Hand schnell die Nachricht die Runde, dass einige der rund 15 Gäste Kandidaten der CDU für den Ortsgemeinderat waren, die der Einladung ihrer Partei gefolgt waren. Von christdemokratischer Seite war zu erfahren, dass die Kandidaten sich so einen Eindruck vom Ratsgeschehen verschaffen sollten. Quasi eine Schnupperstunde in Bellheimer Kommunalparlamentskultur. Dazu zählte dann auch, dass gleich zu Beginn der Sitzung alle Zuhörer für eine Viertelstunde nach draußen mussten (das ist aber die Ausnahme), weil der Rat hinter verschlossenen Türen beriet, ob auf Antrag der Wählergruppe Adam das Thema Baukostenzuschuss für die evangelische Kirche vom nichtöffentlichen in den öffentlichen Sitzungsteil genommen werden soll. Öffentlich wurde dann mit großer Mehrheit beschlossen, den Antrag abzulehnen. Interessiert verfolgten die Einwohner und potenziellen neuen Ratsmitglieder das Geschehen.

Nun kann man auch über den tieferen Sinn des Schnupperns der CDU-Kandidaten spekulieren: Die ÖDP wird nicht mehr bei der Kommunalwahl antreten (zwei Sitze, die frei werden). Bei den Bürgern für Bellheim (BFB; drei Sitze) gibt es einen Personalwechsel: Frontmann Fritz Schlee ist nun bei der AFD. Außerdem scheint das BFB-Hauptthema „Südumgehung“ etwas zu schlummern, sodass auch bei dieser Vereinigung etwas zu holen sein könnte. Und da die FDP (zwei Sitze im Rat) nach dem verpassten Einzug in den Bundestag noch etwas im Stimmungstief ist, hat wohl auch das Begehrlichkeiten geweckt – insbesondere bei der Union, die seit der Bundestagswahl auf allen politischen Ebenen nur so strotzt vor Selbstbewusstsein. Schau mer mal!

So nach und nach werden sie doch noch zu siamesischen Zwillingen, der Bundestagsabgeordnete Thomas Gebhart und der Landtagsabgeordnete Martin Brandl. Nicht allein, dass sie Parteigenossen, Pardon, beide CDU-Mitglieder sind. Sie treten auch gemeinsam bei Fasnachtssitzungen auf und sind beide als Kommunalpolitiker aktiv. Doch auch da – Berlin hin, Mainz her – lässt sich prima zusammenschaffen. Unter anderem mit gemeinsamen Presseerklärungen. Wenn zum Beispiel die SPD-Landtagsabgeordnete mehr Geld vom Bund für die Kommunen fordert, kontern die CDU-Abgeordneten gemeinsam. Einer sagt, der Bund hat schon genug getan, der andere legt nach, dass die Landesregierung halt nicht mit Geld umgehen kann. Damit aber die Kommunen trotzdem zu ihrem Geld kommen, wollen sich beide auf ihrer jeweiligen politischen Ebene, „dafür stark machen, dass Entscheidungen zugunsten der Kommunen getroffen werden.“ Dass damit die Aussage der SPD-Abgeordneten, der Bund tue zu wenig für die Kommunen, zurückgewiesen wird, versteht sich von selbst, oder?

Frauen und Technik – das geht doch gar nicht! Sagen manche. Ein Vorurteil? Schaut man sich die Mitgliederstruktur beim Modellflugsportverein Lingenfeld an, dann nicht. Keine einzige Frau hat Lust, in die Luft zu gehen, besser gesagt, einen Flieger abheben zu lassen. Das ist alles Männersache! Und da bestätigt sich ein zweites vermeintliches Vorurteil: Männer tüfteln, schrauben und „spielen“ gerne – nicht nur in ihrer Jugend. Auch mit zunehmendem Alter lassen sie sich gerne wieder in frühere Zeiten zurückfallen. Zugegeben: mit etwas anspruchsvollerem „Spielzeug“. Und wer hat in Beziehungen eher die Hosen an? Frauen oder Männer? Dazu gibt es unterschiedliche Aussagen. Warum sollten aber besonders Frauen, die ansonsten gerne Männer steuern, nicht auch das Steuern von Modellflugzeugen übernehmen können? Die Lingenfelder Modellflieger würden sich darüber freuen. Sehr sogar. Natürlich nur, wenn es beim Steuern der Flugmodelle bleibt.

Beim Christuskirchenchor Lustadt sind weniger die Frauen, eher die Männer das Problem. Fehlende Männer. Nur noch drei sind übrig. Die Folge: Der Chor war in letzter Zeit auf dreistimmige Sätze angewiesen und konnte nicht mehr aufs vierstimmige Repertoire zurückgreifen. Aber auch bei den Frauen fehlt Nachwuchs. Die traurige Konsequenz: Nach 130 Jahren hört der Chor auf zu singen. Das Kirchenchorsterben setzt sich somit leider fort. Mit einem Konzert verabschiedete sich der Chor am Sonntag. Fast 200 Besucher ließen sich die Schlussklänge nicht entgehen. Nach dem Konzert kündigte Chorsprecherin Brigitte Hellmann gegenüber der RHEINPFALZ an, dass noch zwei Singstunden stattfänden, weil der Chor noch die Gottesdienste am Karfreitag und Ostermontag bereichern will. Für Bürger, die das Konzert „geschwänzt“ haben, besteht also noch zweimal die Gelegenheit, mit ihrer Anwesenheit dem Chor für dessen Leistungen Respekt zu zollen. Und die „Sünde“, am Sonntag gefehlt zu haben, in der Kirche aufrichtig zu bereuen.

Ein schönes Wochenende

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