Kreis Germersheim Singfonia aus der Taufe gehoben

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Freckenfeld. Nach nahezu vier Jahrzehnte in der Führung des Gesangvereins Freckenfeld hat Heinz Bohrer sich zurückgezogen. Glücklich einerseits, dass es mit dem Chorgesang in Freckenfeld weitergeht, traurig aber darüber, dass es nicht gelungen ist, den gemischten Chor des seit 1880 bestehenden Gesangvereins am Leben zu erhalten.

Bohrer war seit 1981 zweiter und seit rund 28 Jahren erster Vorsitzender gewesen. Er ist geschätzt auch bei den Gesangvereinen in der Nachbarschaft. Deren Liederabende und Konzerte besuchte er häufig zusammen mit seiner Frau Brigitte, auch um das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Chorgemeinschaft zu unterstreichen. Im Gespräch mit der RHEINPFALZ gestand er, gerne Vorsitzender gewesen zu sein. Schon in seiner Heimatgemeinde Pleisweiler habe er seit frühester Jugend gesungen. Schon 1975 trat er dem Freckenfelder Chor bei, kurz nachdem er, der Liebe wegen, nach Freckenfeld gezogen war und geheiratet hatte. In bester Erinnerung sind ihm nicht nur die großen Feste zu den Vereinsjubiläen. Gefeiert wurde etwa das 100-jährige Bestehen 1980. Aber auch das 110-jährige und das 125-jährige Vereinsbestehen, beide schon in der Gräfenberghalle gefeiert, fanden viel Anklang, forderten aber auch vollen Einsatz der Ehrenamtlichen. Auch das Brunnenfest am Dorfplatz wurde jeweils gut angenommen. Der Chor, einst als Männerchor ins Leben gerufen, trat schon lange in gemischter Formation auf. 35 Jahre gab Kurt Linck aus Wörth als Dirigent den Ton an. Man musste sich, altersbedingt oder wegen schwerer Erkrankungen, von immer mehr Aktiven verabschieden, und der Nachwuchs blieb einfach aus, wie Bohrer einräumt. Was habe man alles unternommen, um Sängerinnen und Sänger zu gewinnen. Erfolglos!? Nicht ganz, kann man heute erfreulicherweise feststellen. Denn das 2009 gestartete Experiment mit dem Projektchor „Singfonia“ darf aus heutiger Sicht als gelungen bezeichnet werden. Auch wenn man es anfangs nicht glauben mochte, kamen im Laufe der Zeit doch immer mehr Interessierte zusammen, so dass Dirigent Joachim Kuhn einen Klangkörper formen konnte, der auf sich aufmerksam macht. Überzeugen darf man sich davon bei einem für Oktober geplanten Konzert, auch wenn man heute noch nicht weiß, in welchen Räumen es stattfinden kann. In den Reihen des Singfonia zu sehen ist auch Bohrer, der seine Tenorstimme von Anfang an mit einbrachte. Auch sein langjähriger Stellvertreter, der zwischenzeitlich verstorbene Werner Bauer, war bei der Singfonia dabei. Der neue Chor probt freitags von 18.30 bis 20 Uhr im Seniorenraum der Ortsgemeinde. Angehen will man den Ausbau eines Proberaumes im Dachgeschoss des Clubhauses. Dort will der Gesangverein sein neues Domizil errichten. Auch hier setzt man auf Eigenleistungen. Die Nachfolge von Bohrer ist so geregelt, dass Heike Aurich für die Choraktivitäten und Sarah Renz für die Feste verantwortlich ist, daneben gibt es wie bisher Schatzmeister und Schriftführer im Vorstand. Der Name wird geändert, der Verein soll „Gesangverein Singfonia“ heißen. Für Bohrer, seit 2014 Ehrenmitglied und schon 2008 mit der „Goldenen Ehrennadel“ des Chorverbandes der Pfalz ausgezeichnet, ist dies Gewähr dafür, dass es weitergeht. Auch wenn er hin und wieder wehmütig an die „gute alte Zeit“ zurückdenken wird: Vereinsausflüge führten etwa nach Wien, Südtirol, in die Schweiz und an die Ostsee. Und die wöchentliche Singstunde im Vereinslokal „Pfälzer Hof“ gehörte einfach dazu. Was trieb ihn in all den Jahren an? In seiner zurückhaltenden und sachlichen Art gibt er zu, dass er die Arbeit in der Vereinsführung sehr gerne getan habe, einfach auch deshalb, weil ihm die Kameradschaft am Herzen lag und auch, weil er gerne singt und auch gerne zuhört, wenn sich andere Chöre präsentieren. Dies alles habe ihm viel Genugtuung gegeben und ihm Zufriedenheit geschenkt, auch ermutigt, trotz der nicht ausbleibenden Probleme und Schwierigkeiten, die es in einem Verein immer wieder gibt, so lange durchzuhalten. Allen, die ihn unterstützt haben, sei er sehr dankbar, vor allem seiner Frau Brigitte.

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