Kommentar Protest gegen Flüchtlinge: Soziale Medien sind schwieriger Gradmesser

Soziale Medien sind ein schwieriger Gradmesser für eine öffentliche Meinung.
Soziale Medien sind ein schwieriger Gradmesser für eine öffentliche Meinung.

Ein Misthaufen geht viral. Doch viel Applaus kommt aus der Ferne. Vor Ort ist die Lage differenzierter.

Ein Haufen Pferdemist, an einem Sonntag vor ein Rathaus gekippt. Als Protest gegen geplante Containerunterkünfte für Geflüchtete in einem Jockgrimer Wohngebiet, als Kritik an der Art und Weise, wie diese Standortwahl innerhalb der Verbandsgemeinde kommuniziert wurde. Die Aktion scheint einen Nerv zu treffen: Die Meldung auf der RHEINPFALZ-Homepage wird über 35.000 Mal angeklickt. Und es gibt Applaus – zumindest wenn man in die sozialen Medien blickt. Allein auf den RHEINPFALZ-Kanälen wird der Beitrag insgsamt über 6000 Mal kommentiert. So etwas wird als viral gehen bezeichnet.

Doch die Zahlen sind mit Vorsicht zu betrachten: Bestimmt gibt es Zuspruch aus unserer Region, von direkt Betroffenen und deren Bekannten. Aber bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass auch viel Applaus aus der Ferne kommt. Vielleicht, weil der Protest gegen „die da oben“ gerade sehr en vogue ist. Vielleicht aber auch, weil das Thema Migrationspolitik - und vor allem die Kritik daran – deutschlandweit in einschlägigen Foren schnell weitergereicht wird. Das führt auch zu einem rauen Ton, sobald eine Debatte im Ansatz begonnen wird.

Dann gibt es noch sogenannte Bots, automatisierte Programme, die diesen Applaus übernehmen können, um ihn größer erscheinen zu lassen, als er ist. Soziale Medien sind also ein schwieriger Gradmesser. Natürlich können sich auch an den beiden Petitionen Menschen beteiligen, die anderswo wohnen und eine eigene Agenda verfolgen. Doch bietet sich hier am Montagabend ein anderes Bild: Knapp 700 Unterzeichnende wollen keine Containersiedlung, aber auch über 300 haben schon „gegen rechte Propaganda“ unterschrieben.

x