Kreis Germersheim Ein Schimmer von Gold in der Stadt

«Germersheim.» Er hat viel Geld gekostet. Allerdings symbolisiert der goldschimmernde neue Brunnen vor dem Weißenburger nicht die Kosten für die aktuelle Stadtsanierung, sondern vielmehr die Gepflogenheit, unter französischer Herrschaft hier, direkt am Stadttor, die Händler, vor allem Markthändler, abzukassieren. Octroi hieß diese Steuer auf Verbrauchsartikel. Bezahlt wurde im Octroi-Häuschen, das am Weißenburger Tor allerdings nicht mehr steht. Dementsprechend hat der Brunnen den Namen Octroi-Brunnen erhalten. Ein Octroi-Häuschen gibt es in Germersheim übrigens noch, direkt gegenüber des Ludwigstores . Brunnen waren in der Vergangenheit nicht nur Wasser und Lebensspender, sondern auch Treffpunkt für die Menschen. Dass sie das zum Teil heute noch sind, auch wenn das Wasser ganz selbstverständlich aus der Leitung kommt, merkt man im Sommer auch hierzulande, besonders aber bei Reisen in den Süden. Da ziehen Brunnen die Besucher, Touristen und Einheimische, magisch an; hier spielen Kinder, hier kühlt man sich ab, kann sich erfrischen und auch an deren Schönheit erfreuen. In der Vergangenheit sind in Germersheim etliche Brunnen errichtet worden; neu sind der Octroi-Brunnen und der Brunnen direkt vor der Kreisverwaltung, der allerdings an technischen Kinderkrankheiten zu leiden scheint – jedenfalls sprudelt kein Wasser mehr. Die Brunnen in der Stadt werden gut angenommen. Hier trifft man sich an schönen Tagen zum „Verzehle“ oder zum Sonnenbad. Wenn alle Brünnlein fließen, sind das in der Stadt etwa zehn Stück. Zumindest einige davon sollen in dieser Serie in loser Folge vorgestellt werden. Womit wir wieder beim neuen Octroi-Brunnen auf dem Vorplatz des Weißenburger Tores wären. Er ist Teil der Neugestaltung des Paradeplatzes im Rahmen des Stadterneuerungs-Projektes. Der Brunnen schimmert, je nach Standpunkt und Sonneneinstrahlung, golden. „Er ist nicht golden“, sagt Bürgermeister Schaile nachdrücklich, der Künstler Peter Zimmermann stellt bei der Einweihung klar, dass hier Messing verarbeitet wurde und der Brunnen am Stück aus dem Atelier in Riegel am Kaiserstuhl mit einem Schwertransport zu seinem aktuellen Standort nach Germersheim gebracht wurde. Etwa 113.000 Euro kostete die Brunnenanlage; dazu kommen noch Aufwendungen für die Technik im Untergrund, so dass unterm Strich rund 250.000 Euro stehen. Der Entwurf für die Neugestaltung des ehemaligen Paradeplatzes kommt ebenso wie die Idee für den Brunnen aus dem Architekturbüro Freiraum in Freiburg. Umgesetzt hat sie der Stahlbildhauer und Kunstschmied Peter Zimmermann, der den Zusammenhang mit dem Octroi nicht nur in der münzgold-schimmernden Farbe, sondern auch in er Achse mit dem Tordurchgang dargestellt sieht: „Wer durchs Tor kam, musste Steuer zahlen. Heute steht er am Brunnen.“ Für die Stadt sei dieses Ensemble aus Tor, Brunnen und neuem Paradeplatz eine Visitenkarte, sagte Beigeordneter Norbert König. Sei doch das Tor, das auch die Germersheimer Tourismusauskunft und eine Ausstellung zur Stadtgeschichte beherbergt, ein wichtiger Zugang zur Stadt. Parallel zur Einweihung wurde die Bilder-Austellung von Michèle Zimmermann, der Ehefrau des Bildhauers, im Weißenburger Tor eröffnet. Sie ist bis zum 6. August zu sehen.

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