Jockgrim Ehemalige Mülldeponie: Bald werden Schüler dort unterrichtet

Früher Müllhalde, jetzt Wiese: Ein Kleinspielfeld wurde vor Jahren gebaut, bald sollen Container für Grundschüler aufgestellt we
Früher Müllhalde, jetzt Wiese: Ein Kleinspielfeld wurde vor Jahren gebaut, bald sollen Container für Grundschüler aufgestellt werden.

Über Jahrzehnte wurde auf einer Deponie im Dorf Müll abgekippt. Jetzt sollen Unterrichtscontainer für Grundschüler auf der zugeschütteten Fläche errichtet werden. Ist das unbedenklich?

Ältere Bürger erinnern sich noch an die Halde. Bis in die 1960-Jahre wurden neben Sperr- und Hausmüll auch Tierkadaver und Farben entsorgt, wird erzählt. „Jede Ortsgemeinde hatte vor 1970 eine Hausmüll-Deponie“, sagt Verbandsbürgermeister Karl Dieter Wünstel auf RHEINPFALZ-Anfrage. Dass es in Jockgrim eine solche am Schelmenwaldplatz gab, sei bekannt. Er schließt nicht aus, dass dort auch mal „ein Fass oder ein Auto verbuddelt“ wurde. Von einer Belastung mit Schadstoffen sei der Verwaltung allerdings nichts bekannt.

Tatsächlich gab es in den 1950er- und 60er-Jahren in Deutschland zigtausende solcher Müllkippen. Dreck und Unrat wollte man möglichst schnell und billig loswerden. Über eine sachgerechte Entsorgung machte man sich wenig Gedanken. Ein Bewusstseinswandel fand erst später statt. Erfasst sind diese Altdeponien bei der oberen Landesbehörde Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd (SGD). Allein in deren Zuständigkeitsbereich gibt es „Tausende (...), deren Sanierung und Nachsorge noch eine unabsehbare Zeit in Anspruch nehmen wird“. Das schreibt die SGD auf ihrer Internetseite.

Geht Gefahr aus?

Als 1972 das Abfallbeseitigungsgesetz in Kraft trat, wurden die Müllhalden verboten. Einige wurden einfach zugeschüttet. Was nach der Stilllegung mit dem Abfall in Jockgrim passierte, kann die SGD in Neustadt auf RHEINPFALZ-Nachfrage nicht sagen. 1992 wurde allerdings „ein bodenmechanisches Gutachten zur Bebauung des Alten Festplatzes“ gemacht. „Die darin enthaltenen Informationen wurden behördlich erfasst und anschließend bewertet“, so die SGD. Laut dem Erhebungsbogen wurden Bauschutt, Erdaushub und Siedlungsabfälle auf der Halde entsorgt. Die SGD nennt den Zeitraum zwischen 1920 und 1945.

Im Bodenschutzkataster ist die gut 7200 Quadratmeter große Fläche nunmehr als „Altablagerung“, aber als „nicht-altlastverdächtig“ erfasst. Bei diesem Status seien keine schädlichen Bodenveränderungen zu befürchten. Hintergrund: „Altablagerungen“ und „Altlasten“ sind im Bundesbodenschutzgesetz unterschiedlich definiert. Altablagerungen sind generell „stillgelegte Abfallbeseitigungsanlagen sowie sonstige Grundstücke, auf denen Abfälle behandelt, gelagert oder abgelagert worden sind“. Von Altlast spricht man laut SGD, wenn durch eine Altablagerung „schädliche Bodenveränderungen oder sonstige Gefahren für den Einzelnen oder die Allgemeinheit hervorgerufen werden“.

Was passiert jetzt?

Wenn eine Gemeinde eine ehemalige Deponiefläche bebauen möchte, bestehe bei altlastverdächtigen Flächen eine Nachforschungspflicht. Die SGD ergänzt: „Auch bei Baumaßnahmen auf nicht-altlastverdächtigen Flächen (...) sollten die vorliegenden Informationen berücksichtigt werden, da durch baustatische Probleme und gegebenenfalls erforderlicher Aushubentsorgung erheblicher Mehraufwand entstehen kann.“

In Jockgrim sollen 20 Unterrichtscontainer auf der Wiese aufgestellt werden. Fünf Klassen müssen im neuen Schuljahr vorübergehend dorthin ausweichen. Grund ist der Umbau der benachbarten Grundschule. Muss die Fläche deswegen nochmal genau unter die Lupe genommen werden? „Das entscheiden die Fachbehörden bei der Kreisverwaltung und der SGD“, sagt Karl Dieter Wünstel. Sobald der Bauantrag gestellt ist, seien diese mit im Boot. „Sie prüfen und lösen entsprechende Verfahren aus.“ Die Fläche soll geschottert, kein Erdreich ausgehoben werden. Trotzdem: Eine Auflage könnte ein Bodengutachten sein. „Wir werden alles tun, was wir machen müssen“, so Wünstel.

Auch der Verbandsbürgermeister kann nicht sagen, wie lange es die Deponie an der Ziegel- und Schelmenwaldstraße gab. Er selbst, Jahrgang 1967, könne sich nicht daran erinnern. Spätestens 1973 muss sie verschwunden gewesen sein: Da wurde bereits Kerwe auf dem Platz gefeiert.

x