Kreis Germersheim „Die Politik braucht ein ethisches Fundament“

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In ihren Grußworten waren sich Bürgermeister Harald Seiter, Landrat Fritz Brechtel und die CDU-Landesvorsitzende Julia Glöckner - per Video eingespielt – einig, dass der CDU Kreisverband Germersheim gut aufgestellt sei. Sie gratulierten beim Neujahresempfangs zum 70-jährigen Bestehen und nannten die Flüchtlingssituation als große, aktuelle Herausforderung. In der anschließenden Gesprächsrunde wurden Blicke in die Vergangenheit und in die Zukunft geworfen. Besonders der Beitrag Heiner Geißlers prägte die Veranstaltung.

„Die Nazizeit sollte sich nicht wiederholen“, antwortete Geißler auf die Frage des Landtagsabgeordneten Martin Brandl, was ihn 1953 dazu bewogen habe, sich politisch zu engagieren und in die CDU einzutreten. Man wollte damals nichts mehr von Nationalstaat wissen und verstand sich als Europa-Partei, so Geißler, dessen Vater Mitglied der Zentrums-Partei war. Als wichtigste Ereignisse der vergangenen Jahrzehnte nannte der ehemalige Bundesminister die deutsche Einheit und die deutsch-französische Freundschaft. „Wir dürfen uns die Beschimpfung der Demokratie nicht gefallen lassen“, mahnte er energisch mit Blick auf die aktuelle Stärkung der Rechtsradikalen. Die Grenzen in Zeiten der Globalisierung dicht machen zu wollen sei letztlich „ein Schuss ins eigene Knie“, sagte der bekannte Autor, Redner und Stuttgart-21-Schlichter: „Die Fluchtursachen müssen bekämpft werden.“ Geißler war zu einer Diskussion geladen worden und sprach mit dem ehemaligen Landtagsabgeordneten Manfred Kramer und den Vertretern der Jungen Union (JU) Gregory Meyer und Julia Zöller über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Offene und unterhaltsame Einblicke gab er in die Anfänge seiner politischen Arbeit in Bonn, damals noch ohne eigenes Büro und mit nur einer zentralen Stelle voller Drucksachen, die es akribisch zu durchwühlen galt. „Die Politik braucht ein ethisches Fundament“, bilanzierte Geißler, wofür er großen Beifall vom Podium und dem Publikum in der Wörther Festhalle erhielt. Manfred Kramer, der 1966 in die JU eingetreten war, erinnerte an die Wahlkämpfe in den 1970er Jahren, in denen es erstmals auf „Klingeltour“ ging und die Plakate noch in der Nacht geklebt wurden. Der Wahlkampf sei damals persönlicher, aber auch härter gewesen, resümierte Kramer. Die Vertreter der JU schilderten ihre politische Motivation und kamen auf die sozialen Medien mit ihren Vor- und Nachteilen zu sprechen. Bereits der Bundestagsabgeordnete Thomas Gebhart nannte in seinem Redebeitrag die Digitalisierung sowie die Integration der Flüchtlinge als kommende Herausforderung. Zum Thema Zweite Rheinbrücke wiederholte er: „Die Verzögerung ist alles andere als verantwortungsvoll“. Der Neujahresempfang wurde außerdem mit einer kleinen Ausstellung gestaltet, in der auf „70 Jahre CDU Kreisverband“ zurückgeblickt wurde. Die Wahlplakate und Fotos, organisiert von den beiden Vorstandsmitgliedern Rita Rheude und Petra Wolff, dokumentierten ein kleines Stück Zeitgeschichte. (bja)

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