Kreis Germersheim Bei Beschwerden schnell vor Ort

Ob notorische Falschparker vor Hofeinfahrten, laute Nachbarn oder lärmende Besucher einer Gaststätte – seit einem knappen halben Jahr ist in der Verbandsgemeinde Kandel Björn Ruf der Mann der Stunde. Der erste Vollzugsbeamte in der VG ist oft im Außendienst unterwegs und vermittelt bei Konflikten.

„Straßenverkehrsordnung, Lärmbelästigung, Gaststätten, Jugendschutz“ umschreibt Kandels Ordnungsamtschef Christian Hengen das Aufgabengebiet seines neuen Mitarbeiters. Ruf wird vor allem im Außendienst eingesetzt und entlastet so die Kollegen, die mehr Zeit am Schreibtisch verbringen. Da Mike Schönlaub jetzt Kreisfeuerwehrinspektor ist und dieses Amt auch Zeit fordert, gibt es derzeit sowieso eine kleine Lücke. „Es gibt sehr viel zu tun“, sagt Ruf und merkt schmunzelnd an: Stressig sei das für ihn aber nicht. Der 33-Jährige ist ausgebildeter Justizvollzugsbeamter und hat vorher im Gefängnis Offenburg gearbeitet. Zusammen mit seiner Frau und den beiden Kindern, 17 Monate und neun Jahre alt, lebt er in Maximiliansau. Als er gelesen hatte, dass die Verbandsgemeinde Kandel erstmals einen Vollzugsbeamten einstellen will, hat er sich beworben. Neben der Stadt Kandel waren bislang vor allem Freckenfeld, Minfeld und Steinweiler seine Einsatzgebiete. Und da menschelt es gewaltig: Ein Anwohner hatte seinen Hof neu gepflastert und danach den gesamten Split kurzerhand auf dem Gehweg verteilt. „Da kam keiner mehr vorbei“, erinnert sich Ruf. Also hat er mit dem betreffenden Anwohner gesprochen und dafür gesorgt, dass der Split so schnell wie möglich beseitigt wurde. Momentan ist er einer Lärmbelästigung durch kläffende Hunde auf der Spur. „Ich beobachte das dann einen bestimmten Zeitraum und fahre alle zwei bis drei Tage hin“, sagt er. Nur so könne er sich ein echtes Bild von der Lage verschaffen. Hier zeigt sich auch schon die Gratwanderung: Die Beschwerden müssen ernst genommen und ihnen muss nachgegangen werden - aber bloß nicht in einen Nachbarschaftsstreit hineinziehen lassen. In diesem Fall argumentiert die Hundehalterin inzwischen damit, dass die Hunde natürlich nur bellen, weil sie sein Auto erkennen, sagt Ruf. Sobald die Abende wieder lau werden, wird er auch auf den Spielplätzen und an den Treffpunkten der Jugendlichen unterwegs sein. Der 1,91-Meter-Mann sieht dieser Aufgabe gelassen entgegen: Umgang mit Heranwachsenden ist er schon von seiner vorherigen Stelle gewohnt, auch wenn es im Gefängnis natürlich um ein ganz anderes Klientel ging. Derzeit laufen Gespräche, ob sich Kandel der kommunalen Vollzugstruppe unter der Ägide der Verbandsgemeinde Jockgrim anschließt (wir berichteten). Dann wäre Ruf gemeinsam mit Kollegen aus anderen Kommunen zum Beispiel bei Festen unterwegs. „Bei uns sind die Feste ja meist relativ ruhig“, sagt Hengen mit Blick auf das Dorffest in Steinweiler und das Kandeler Stadtfest. „Wir hoffen auch, dass das so bleibt.“ (tnc)

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