Kreis Germersheim Angehörige sind mit Pflege unzufrieden

Die Entscheidung, ein Elternteil in ein Pflegeheim zu geben, ist nie einfach. Aber als sich eine Familie aus dem südlichen Landkreis vor knapp drei Jahren dazu entschied, dass die Oma künftig im Pfarrer-Johann-Schiller-Haus, Wörth, wohnen soll, hatte sie zunächst ein gutes Gefühl. „Aber das hat sich verändert“, erzählt der Sohn der Seniorin bei einem Gespräch mit der RHEINPFALZ. Die betagte Dame isst alleine und erkennt alle alten Bekannten wieder. Aber alltägliche Verrichtungen kann sie nicht mehr erledigen, benötigt Unterstützung bei der Hygiene. Inzwischen läuft sie wackelig, „ein Rollator wäre gut, aber den würde sie vermutlich stehenlassen“, sagt ihr Sohn. Schon seit etwa einem Jahr hat er das Gefühl, dass es im Heim nicht mehr rund läuft. So würden Sicherungsmaßnahmen für demente Patienten versprochen, aber nichts sei geschehen. Kleine Dinge fallen ihm auf, wie, dass die Fingernägel seiner Mutter nicht mehr geschnitten werden. „Kleidung und Drogerieartikel verschwinden regelmäßig“, sagt er, bisher etwa 20 bis 30 Kleidungsstücke und Reisetaschen. Auch Markencremes kommen weg – als die Familie testhalber billige Produkte in das Bad gestellt hat, blieben diese stehen. Für ihn die einzige Chance, die Qualität der Pflege zu verbessern: Das Heim unter Druck setzen und seine Mutter so oft wie möglich zu besuchen. „Die wissen, da schaut alle zwei Tage jemand vorbei“, sagt er. Ganz offensichtlich seien Patienten mit häufigen Besuchen besser angezogen und geduscht. Er zuckt mit den Schultern: „Wenn jemand keine Angehörigen vor Ort hat, die manchmal da sind, hat er Pech gehabt.“ Sein Fazit: „Wir sagen nicht mehr, wenn wir weg sind.“ Denn dann sei die Versorgung besser. Auch sei die Station inzwischen schlechter besetzt. „Das ist kein Vorwurf an das Personal.“ Aber sein Eindruck ist: „Die sind am Rand.“ Er hofft, dass jetzt auch andere Angehörige den Mut finden, an die Öffentlichkeit zu gehen. Seine Mutter bleibt dennoch in Wörth: „Wir befürchten, dass sich ihre Demenz durch den Ortswechsel verschlechtern könnte.“ Auch eine ehemalige Mitarbeiterin des Heimes berichtet der RHEINPFALZ von Verschlechterungen. Es gebe keine Leitung vor Ort mehr, das Haus werde von Kandel aus mitverwaltet. Die frühere Angestellte beklagt einen „gravierenden Personalmangel“. Schichten seien nur mit der Hälfte des Personals besetzt, das sei oft nicht richtig qualifiziert. Dies wirke sich aus: „Patienten werden nicht auf die Toilette gebracht, obwohl sie diese noch besuchen könnten.“ Der Träger des Heimes, der Landesverein für Innere Mission mit Sitz in Bad Dürkheim, sieht keinen Mangel. „Der subjektive Eindruck, es würde heute weniger Personal als früher zur Verfügung stehen, entspricht nicht den Tatsachen“, so Pressesprecherin Susanne Liebold. Für Pflege und Betreuung der zurzeit 78 Bewohner stünden tagsüber in der Regel 14, nachts zwei Mitarbeitende zur Verfügung. 2011 seien im Heim 26 Planstellen besetzt gewesen, heute seien es 25,7, „damals wie heute jeweils zur Hälfte mit Fachkräften und Nichtfachkräften“. Zudem seien vier Alltagsbegleiter im Haus. Allerdings gesteht Liebold zu: „Der Eindruck geringeren Personals kann auch durch vorübergehenden höheren Krankenstand entstehen.“ Die Leiterin des Heims befinde sich in Elternzeit, deshalb werde es für einen befristeten Zeitraum von der Leiterin des Willi-Hussong-Hauses in Kandel mitverwaltet. Ein solches Modell gebe es auch im Regionalverbund Zweibrücken. Die eingesparten Mittel kämen dem Personal zugute. Das Verschwinden von persönlichen Gegenständen sei – wie in anderen Pflegeeinrichtungen – leider auch in Wörth nicht komplett zu vermeiden, schreibt Liebold. Im August sollen die Sensorarmbänder für desorientierte Bewohner in Betrieb gehen, schreibt Liebold. Diese Armbänder lösen beim Übertreten der Sensorschranken am Empfang und vor der Einrichtung einen hausinternen Alarm aus.

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