Kreis Bad Duerkheim Wenn kein Strom mehr fließt

Die Klassiker haben das neunköpfige Ludwigshafener Beraterteam auch im Jahr 2015 begleitet: „Probleme mit Telefon- und Internetverträgen, Kostenfallen durch Drittanbieter auf Internetseiten und dubiose Mahnbriefe von Inkassounternehmen“, zählt Verbraucherzentralen-Beraterin Jennifer Kaiser die Schwerpunkte der 4700 Beratungsgespräche und 3200 Kurzauskünfte auf. Darüber hinaus waren 2100 Menschen bei Vorträgen, Seminaren und Aktionen zu Gast. Hinzugekommen sind im vergangenen Jahr gesonderte Beratungen für Menschen mit Energieschulden. Dazu wurde ein Pilotprojekt mit Mitteln aus dem Landeswirtschaftsministerium auf das ganze Land ausgedehnt. Außerdem gab es Beratungen für Flüchtlinge. Häufig gibt es Anfragen zu Smartphone-Themen. „Ein unachtsamer Klick und schon hat man über eine App ein Abonnement abgeschlossen“, sagt Kaiser. Ein Ärgernis, das 2015 überhandgenommen habe. „Im schlimmsten Fall sollte ein Kunde 780 Euro an Drittanbieter zahlen.“ Doch der Mann habe sich an die Verbraucherzentrale gewandt, „und wir konnten helfen.“ Auch, weil sich der Mobilfunkanbieter eingeschaltet hatte und seinen Kunden gegenüber den Drittanbietern in Schutz nahm. „Man sollte deshalb seine Rechnung immer genau prüfen, unfreiwillig abgeschlossene Abonnements sofort kündigen“, empfiehlt sie. Menschen mit Energieschulden können sich seit August 2015 direkt an die Verbraucherzentrale wenden. Als spezialisierte Beraterin zeigt Anke Buchwald Wege aus der Schuldenspirale auf: „Wir haben gemerkt, dass es hier einen Bedarf gibt, weil immer mehr Menschen zu uns gekommen sind, denen Strom, Gas oder Wasser abgestellt wurden. Die stehen dann völlig aufgelöst bei uns auf der Matte.“ So wie auch an diesem Vormittag der Pressekonferenz, an dem ein Mieter als letzten Ausweg in die Beratungsräume kam. „Wir betreiben dann zunächst einmal Ursachenforschung und sind als Mediatoren zwischen dem Betroffenen, den Versorgungsunternehmen oder dem Vermieter gefordert“, erläutert Buchwald die übliche Vorgehensweise. Aus ihrer Erfahrung weiß sie aber auch: „Meistens haben die Betroffenen gleich mehrere Probleme und stehen an der Grenze zur Privatinsolvenz.“ Sie freut sich deshalb über die gelungene Zusammenarbeit mit den Angeboten der Sozialverbände, betreut und begleitet die Betroffenen oft über Monate. „Aber wir können nur Türen öffnen. Den Schritt durch die Tür muss der Verbraucher dann schon selbst machen“, erklärt sie. Marc Reinartz steht hingegen vor einer anderen Problematik. Er betreut seit Januar das Projekt „Verbraucherschutz für Flüchtlinge“ und kennt die Probleme, die seine Klientel in einem fremden Wirtschaftssystem und in einer fremden Sprache hat. Teilweise überschneiden sich dabei die Problemfälle. So berichtet er von Vertreterbesuchen in Gemeinschaftsunterkünften, die den Flüchtlingen dort Handy- und Internetverträge mit unüberschaubaren Kosten aufschwatzen. „Auch wenn mir davon in Ludwigshafen bislang noch kein Fall bekannt ist.“ Auch der Umgang mit den in Deutschland relativ hohen Kosten für Strom und Wasser ist den Flüchtlingen sowohl in den Gemeinschaftsunterkünften, aber auch nach der Duldung und der ersten eigenen Wohnung oft fremd. „Wir versuchen hier über mehrsprachige Beratungen zu sensibilisieren.“ Noch Fragen? Die Beratungsstelle ist unter ludwigshafen@vz-rlp.de oder telefonisch unter 0621 512145 zu erreichen. Weitere Informationen unter www.verbraucherzentrale-rlp.de.

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