Kreis Bad Duerkheim Die Höflichkeitsfalle

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Falsche Dachdecker oder angebliche Kripobeamte – in Frankenthal haben sich zuletzt mehrfach Trickbetrüger Zutritt zu Wohnungen verschafft und teils beträchtliche Bargeldsummen erbeutet. Opfer der Taten sind meist ältere Menschen. Die dabei angewandten Maschen sind dreist. Wachsam und kritisch zu bleiben, rät die Polizei.

Das Muster ist im Grunde immer gleich: Ein seriös und höflich wirkender Mensch klingelt an der Haustür oder ruft an. Er versucht, mit einer möglichst glaubwürdigen Geschichte das Vertrauen seines Gegenübers zu wecken. Nicht selten steckt hinter der Legende des freundlichen Handwerkers oder des Bekannten in finanzieller Not ein kühl berechnender Trickbetrüger, der es vor allem auf eins abgesehen hat: Schmuck und Bargeld. 84-mal in den vergangenen anderthalb Jahren sind in Frankenthal und Umgebung vorwiegend Senioren mit einer der gängigen Methoden – Enkel- oder Zetteltrick, Handwerker-Masche oder Gewinnversprechen – hereingelegt worden. Dass die Kriminellen es fast immer auf Ältere abgesehen haben, hat für Thomas Jung, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Frankenthal, zwei entscheidende Gründe. Erstens: „Diese Generation ist sehr hilfsbereit und weiß Höflichkeit zu schätzen. Das nutzen die Täter aus.“ Zweitens: „Bei Senioren wird ein entsprechendes Vermögen in Form etwa von höheren Bargeldbeträgen und Schmuck vermutet.“ Der materielle Schaden, den Trickbetrüger anrichten, kann nach Erfahrung von Kriminalhauptkommissar Horst Warken im Einzelfall schon mal einen höheren fünfstelligen Betrag erreichen. Aber auch bei geringeren Summen kann der Schaden auf psychischer Ebene noch schlimmer sein: Die Scham, hinters Licht geführt worden zu sein, hat nach Einschätzung der Beamten die Folge, dass nicht jede auf diese Weise verübte Straftat angezeigt wird. „Und manche Leute verlieren infolge eines solchen Erlebnisses auch das Vertrauen in ihre Umwelt, ziehen sich zurück“, sagt Jung. Diesem Effekt möchte die Frankenthaler Polizei vorbeugen, indem sie viel Netzwerkarbeit betreibt, bei Seniorencafés und anderen passenden Veranstaltungen präsent ist. „Wir wollen auf die Leute zugehen, für sie da sein“, sagt Horst Warken. Die Wirkung dieser Offenheit sei häufig ähnlich: Wenn einer den Anfang macht und seine Geschichte erzählt, kommen häufig weitere und trauen sich, von eigenen Erlebnissen zu berichten. Die Aktivitäten der Inspektion seien eine Ergänzung zur Arbeit der Präventionsspezialisten des Polizeipräsidiums Rheinpfalz. „Wir können mit Beispielen aus dem direkten Umfeld der Menschen arbeiten. Das ist dann weniger abstrakt“, erklärt Thomas Jung. In den zurückliegenden Wochen zumindest war Frankenthal offenbar vermehrt das Ziel von gewieften Trickbetrügern, die es – getarnt als angebliche Dachdecker oder Kriminalbeamte – geschafft haben, in einigen Fällen stattliche Bargeldsumme und/oder Schmuck zu erbeuten. Die Wahrscheinlichkeit, solche Täter zu erwischen, wächst nach Überzeugung der Polizei mit der Wachsamkeit der potenziellen Opfer. „Rufen Sie lieber einmal mehr die 110 an, wenn Ihnen etwas spanisch vorkommt“, rät deshalb Thomas Jung. So dreist die Betrüger vorgehen, so gut organisiert sind sie offenbar bei vielen der gängigen Tricks. Als es den Ermittlern vor einiger Zeit gelang, Tatverdächtige festzunehmen, die sich offenbar per Telefon an arglose Senioren heranmachen wollten, fanden sie professionell erstellte Listen mit Rufnummern. „Da wurde wohl systematisch abtelefoniert“, berichtet der Kriminalpolizist Warken. An solchen Funden wird nach Überzeugung des stellvertretenden Inspektionsleiters Jung besonders deutlich: „Da sind Strukturen dahinter.“

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