Über den Kirchturm hinaus Der Wurstmarkt und die Engel

Die Michaeliskapelle erinnert an Erzengel Michael.
Die Michaeliskapelle erinnert an Erzengel Michael.

Am Montag ging der Bad Dürkheimer Wurstmarkt zu Ende. Nach zweijähriger, coronabedingter Pause kamen wieder um die 600.000 Menschen nach Bad Dürkheim, vielleicht etwas weniger. Dieses Fest wurde im Jahre 1417 erstmals urkundlich erwähnt. Der damalige „Michaelismarkt“ geht auf eine Wallfahrt zu Ehren des Heiligen Erzengels Michael zurück. Daran erinnert vielleicht noch die Michaelskapelle in den Weinbergen über dem Wurstmarktplatz und auch die katholische Kirche in Leistadt ist dem Heiligen Michael geweiht.

Was bedeuten Engel für uns?

Am 29. September begehen wir den Michaelistag, das Fest der Erzengel Michael, Gabriel und Rafael. Welchen Sinn kann dieser Festtag für uns haben? Was bedeuten Engel für uns? Religiös sensible Menschen wissen sich „von guten Mächten wunderbar geborgen“. Oft wissen sie nicht, wie sie das beschreiben oder erklären sollen. In vielen biblischen Texten künden Engel von der Nähe Gottes zu uns Menschen. Man sagt, Gott schenkt Geborgenheit. Er begleitet unser Leben. Er ist uns in seinem Sohn Jesus Christus ganz nah gekommen. Doch „wohnt“ im Himmel nicht nur Gott.

Der Himmel ist auch die Heimat der Engel, die als Boten Gottes die Erde betreten. Davon erzählt die Bibel. Sie „weiß“ es, weil sie die Traditionen Persiens und Mesopotamiens aufgenommen hat. Auch Jesus redet selbstverständlich von den Engeln. Aus der Tradition von Bibel und Kirche, von Kunst und Kultur gehört der Engel heute ganz selbstverständlich zum Leben vieler. Engelsdarstellungen findet man überall, nicht allein in den Läden der Wallfahrtsorte oder in Klosterbuchhandlungen. Aber selbst dort bewegen sie sich oft zwischen Kunst und Kitsch.

Engel sind uns gefühlt näher als Gott

Es stellt sich uns die Frage: Warum? Ist Gott zu groß oder zu fern? Engel sind uns gefühlt näher. Sie sind wohl Ausdruck einer großen Sehnsucht nach Schutz und Geborgenheit. Eine Spannung bleibt. Denn die kleinen Engel heute sind nicht die großen der Bibel, die jeweils „Fürchte dich nicht!“ sagten, weil Menschen einen Schreck bekamen, wenn sie sie sahen. Die kleinen und die großen Engel haben aber eines gemeinsam: Sie kommen von Gott und vermitteln die Botschaft, die Wilhelm Bruners so übersetzt: „Ängstige dich nicht!“.

Was Engel auch für uns moderne Menschen bedeuten können, bringt auch ein Gedicht von Rudolf Otto Wiemer zum Ausdruck:

Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein – die Engel. Sie gehen leise, sie müssen nicht schreien, oft sind sie alt und hässlich und klein, die Engel. Sie haben kein Schwert, kein weißes Gewand, die Engel. Vielleicht ist einer, der gibt dir die Hand, oder er wohnt neben dir, Wand an Wand, der Engel.

Dem Hungernden hat er das Brot gebracht, - der Engel. Dem Kranken hat er das Bett gemacht, und er hört, wenn du ihn rufst, in der Nacht, - der Engel. Er steht im Weg und er sagt: Nein, der Engel, groß wie ein Pfahl und hart wie ein Stein – Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein – die Engel.

Andreas Matheis ist Diakon in der katholischen Pfarrei Hl. Theresia vom Kinde Jesus, Bad Dürkheim

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