Kreis Bad Duerkheim Der Rat und das schiefe Bild

Es gibt Menschen, die den Ehrgeiz haben, auf Fotos abgelichtet zu werden, auf denen sie nichts zu suchen haben. Die eine Kategorie ist unter Politikern verbreitet, die sich gerne dazustellen, wenn ein Foto für die Presse gemacht wird. Die andere Kategorie versucht, sich auf Fotos von „Promis“ zu schmuggeln. Der Erpolzheimer Karl-Norbert Schramm gehört in keine dieser Kategorien. Trotzdem war er vergangene Woche auf dem Foto des neuen Erpolzheimer Gemeinderats zu sehen, obwohl er diesem gar nicht angehört. Gewundert haben dürfte sich mancher Erpolzheimer, als er das Ratsfoto in der betrachtete. In der vorderen Reihe stand FWG-Mitglied Schramm, obwohl er gar nicht mehr gewählt worden war. Ebenfalls gewundert hat sich mancher darüber, dass Ortsbürgermeister Alexander Bergner (FWG) den CDU-Mann Werner Reitmayr als Ratsmitglied verabschiedete – obwohl er auch künftig im Ortsparlament sitzt. Derweil Schramm jedoch kein Abschiedspräsent bekam. Karl-Norbert Schramm lacht erst einmal auf, wenn man ihn fragt, wie er auf das Foto gekommen ist. Er sei davon ausgegangen, dass er nur wenige Minuten, nachdem die RHEINPFALZ-Fotografin (aus organsisatorischen Gründen vor der Sitzung) auf den Auslöser gedrückt hatte, Ratsmitglied wird, sagt er. Davon ging mit ihm die ganze FWG-Fraktion aus. Deren Kandidat Frank Kitsch sollte in dieser Sitzung zum Beigeordneten ohne Mandat gewählt werden – und Schramm für ihn in den Rat nachrücken. Die FWG-Version: Zwischen ihrem Vorsitzenden Bergner und dem SPD-Vorsitzenden Günther Beck sei vereinbart worden, dass die Freien Wähler Becks Wahl zum Ersten Beigeordneten unterstützen und im Gegenzug die Sozialdemokraten die Wahl von Kitsch. Becks Version: Bergner habe das zwar zu ihm gesagt, aber eine Abmachung sei nie getroffen worden. „Wenn die SPD vorher etwas gesagt hätte, hätte ich mich nie beim Fotografieren dazu gestellt“, versichert Schramm. Die Genossen haben vielleicht deshalb nichts gesagt, weil sie selbst erst wenige Stunden vor der Sitzung erfahren hatten, dass es einen Alternativkandidaten geben werde. „Unverhofft kommt Unverzagt“, lautete die RHEINPFALZ-Schlagzeile später. Christoph Unverzagt soll von der CDU schon seit längerem bearbeitet worden sein, seinen Hut in den Ring zu werfen. Er hatte dies jedoch abgelehnt. Dass er kurz vor knapp seine Meinung ändern sollte, dafür sorgte – ungewollt – Freie-Wähler-Chef Bergner. Der hatte vorab der seine Pläne offenbart. Demnach sollte Kitsch als Beigeordneter Erfahrung sammeln und bei der nächsten Kommunalwahl sein Nachfolger werden. Durchaus zur Überraschung des auserkorenen Erbprinzen. „Das ist eine Vision von Alexander. Darüber ist zwar gesprochen worden, aber ich habe nie zugestimmt. Ich weiß ja gar nicht, was in fünf Jahren ist“, so Kitsch. So hätte er es auch in seinen vorbereiteten Dankesworten nach der Beigeordnetenwahl klarstellen wollen. Er kam gar nicht zu Wort. Denn einfach so einen Erbfolger des Ortsbürgermeisters aufs Schild hieven, das wollten CDU und SPD dann doch nicht. Nach der Lektüre des RHEINPFALZ-Vorberichts zur Sitzung liefen die Handys heiß. Danach war klar: Unverzagt kandidiert und die SPD unterstützt ihn. Nur die FWG erfuhr davon nichts. Und so stellte sich Schramm zum vorgezogenen Fototermin auf und Bergner ließ ihn bei der Verabschiedung der Ausgeschiedenen außen vor. Stattdessen verabschiedete er Reitmayr, ehe die FWG-Fraktion Beck zum Ersten Beigeordneten wählte – und danach ihr blaues Wunder erlebte: Erst Unverzagts Kandidatur, danach seine Wahl. Was die FWG-Leute in dem Moment über ihren Vorsitzenden gedacht haben mögen, ist frei, aber nicht bekannt ... Nun fehlte als einziges Ratsmitglied auf dem Foto Vera Ultes-Hettlich, Nachrückerin für Beck. Sie sei nicht mit zum Fotografieren gegangen, sagt sie, weil sie ja dem Rat zu diesem Zeitpunkt noch nicht angehörte. Was nachträglich betrachtet auch für Schramm die bessere Alternative gewesen wäre. Der sieht die Dinge nach eigenen Worten „gelassen. Ich bin 72 Jahre, da muss man sich nichts mehr beweisen. Ich werde mich auch so weiter für Erpolzheim engagieren ...“

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