Karlsruhe Nur die Kostenfrage bleibt offen

Nein, die in gelbe Sicherheitswesten gekleidete und blau behelmte Schar, die da durch die Karlsruher Innenstadt strebte, war keine Werbetruppe der FDP im Kommunalwahlkampf. Die da von anderen Passanten mal verdutzt, mal belustigt beäugte Gruppe war auf dem Weg zu den Baustellen der Kombilösung, mit der die Straßenbahn in den Untergrund verlegt werden soll.

Das Karlsruher Stadtmarketing bietet in Zusammenarbeit mit der City-Initiative und der Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft (Kasig) in diesem Jahr insgesamt zwölf Führungen zu wichtigen Bauprojekten in der Stadt an. Das zum Exotenhaus des Zoos mutierende Tullabad ist da ebenso darunter wie die Turmbergterrasse, die Klärwerksanierung oder der Landschaftspark bei Maxau. Und natürlich – fünfmal die Kombilösung, die derzeit das Bild der Innenstadt wesentlich mitprägt. Die erste dieser Führungen war schnell ausgebucht. Treffpunkt „Infopavillon K.“ am Ettlinger Tor. Drinnen sollen per Computer hergestellte Ansichten die Einsicht befördern, dass das alles bestimmt ganz toll werden wird. Dann informiert Stadtführerin Petra Tiebe allgemein über die Fächerstadt, danach Bauingenieur Peter Müller über die Gefahren, die auf den Baustellen lauern können. Deshalb gibt es Sicherheitswesten und Helme. Und Hinweise: „Alles, was leuchtet, ist heiß...!“ Am Durlacher Tor, der einzigen Baustelle, wo man auch unter Tage könnte, geht das leider gerade nicht, weil Aushub weggeschafft wird und das wäre für eine Gruppe von 30 Leuten zu gefährlich. Also geht es zum Marktplatz. Unterwegs erklärt die Stadtführerin historische Details. Dann ist das Ziel mit den Baggern und Kränen erreicht und Müller hat seinen Einsatz – für ihn Heimspiel. Denn als Mitarbeiter eines Ingenieurbüros ist er im Auftrag der Kasig für die Bauüberwachung der Kombi-Lösung mit zuständig. Er erklärt, dass zuerst die großen Haltestellen gebaut werden, wie es dafür bis zu 25 Meter in die Tiefe geht, wie das Problem Grundwasser bewältigt, der Aushub beseitigt und betoniert wird. Am Ende heiße es dann „Deckel drauf“ und zwar zwei Meter dick. Eine Ahnung davon bekommt die Gruppe später am Europaplatz, wo der Deckel schon auf dem Erdreich aufliegt und Arbeiter mit starken Armen Eisengeflecht montieren. Müller erklärt , dass etwa ab Oktober die riesige Bohrmaschine der Firma Herrenknecht ihren Tunnelvortrieb beginnen wird. Der Tunnel zwischen Marktplatz und Ettlinger Tor dagegen wird bergmännisch hergestellt. Denn das riesige Monstrum kann nur geradeaus fahren und müsste für grobe Richtungswechsel komplett zerlegt und wieder aufgebaut werden. Es gibt jede Menge Fragen zum Projekt, Müller beantwortet sie professionell und verständlich. Man sei seit den Problemen um den insolvent gewordenen Alpine-Konzern mit den jetzt noch drei Baukonsortien gut vorangekommen, sagt der Ingenieur. Man werde die Zeitziele wohl doch schaffen. Nur die unerlässliche Frage nach den Kosten bleibt unbeantwortet. Dazu kann und darf auch Stadtmarketingchef Norbert Käthler nichts sagen. Die Frage ist heikel, momentan macht der Betrag von 800 Millionen Euro Steuergeldern die Runde. Da darf man als Besucher schon mal sehen, wo die bleiben.

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