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Er kann offensichtlich auch anders. Ins einen gut drei Jahren Amtszeit hat man Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) als Mensch kennengelernt, der bei Problemen den Konsens sucht. Diese Woche wurde der Ton erstmals richtig rau und das durchaus nachvollziehbar. Was den CDU-Bundestagsabgeordneten Ingo Wellenreuther geritten hatte, in einer Pressemeldung wegen eines angeblich unmittelbar bevorstehenden Baus einer „Großmoschee“ im Stadtteil Mühlburg Alarm zu schlagen, ist schwer nachvollziehbar. Bereits im Herbst solle der Gemeinderat seine Zustimmung geben, hatte Wellenreuther geschrieben. Der von ihm geleitete CDU-Kreisverband sprach gar von „Geheimverhandlungen“ in dieser Sache. Fakt ist aber, dass in Karlsruhe schon seit Jahren ganz offen über den Bau einer repräsentativen Moschee gesprochen wird. Auch über die mögliche Zahl der Minarette wurde bereits gestritten. Fakt ist auch, dass sich Mentrup mit den Fraktionsspitzen vor den Sommerferien darauf verständigte, das Thema derzeit komplett ruhen zu lassen. Vor dem Hintergrund der unerfreulichen Entwicklung in der Türkei, soll erst abgewartet werden, was ein vom Land Rheinland-Pfalz in Auftrag gegebenes Gutachten über die türkisch-islamischen Ditib-Gemeinde ergibt. Auch ist unklar, ob das in Frage kommende Grundstück, der Stadt gehört, überhaupt geeignet ist und von Ditib auch bezahlt werden kann. Warum Wellenreuther trotzdem den Weg an die Öffentlichkeit suchte, dürfte sein Geheimnis bleiben. Zumal er in seiner Funktion als KSC-Präsident tags zuvor mit Mentrup noch wegen des Stadionneubaus verhandelt hatte. Der „kleine Dienstweg“ stand also offen und noch ist kein Bundestagswahlkampf. Stattdessen garantierte das Sommerloch volle Aufmerksamkeit – vor allem in Kreisen, die eher am rechten Rand des demokratischen Spektrums verortet sind. Ein Blick auf die im Internet geführte Debatte bestätigt dies. Dort ist inzwischen eingetreten, was jeden Demokraten unruhig machen muss: eine Debatte ohne Grautöne. So richtig es ist, dass in islamischen Ländern - auch in der Türkei – christliche Kirchen geschlossen werden, so falsch ist es, dieses Vorgehen autoritär geführter Staaten als Vorbild für unser Tun in Deutschland zu nehmen. |Winnie Heck

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