Interview Wie die Hühnerhaltung in der Stadt gelingt - Tipps vom Profi

Axel Hilckmann
Axel Hilckmann

Hühner im eigenen Garten zu halten, erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Besonders, dass man weiß, wo das eigene Frühstücksei herkommt, gefällt den Hobby-Hühnerhaltern. Benjamin Ginkel hat mit Geflügelexperte Axel Hilckmann über tägliches Eierlegen, Hähne in der Stadt und den Hackklotz gesprochen.

Vor einigen Jahren ist jeder, der einen eigenen Garten hatte, plötzlich zum Imker geworden. Nun sind es Hühner, die immer öfter in privaten Gärten Eier legen ...
Ja, das mit den Hühnern hat sich in der Corona-Zeit verstärkt. Die Menschen sind mehr zuhause, verbringen mehr Zeit im eigenen Garten. Dazu kommt der geänderte Lebensstil: Bewusste, regionale Ernährung ist gerade richtig angesagt. Seit dem ersten Lockdown registriere ich eine verstärkte Nachfrage an meinen Hühnerhaltungs-Seminaren.

Kommenden Freitag bieten Sie ein solches Hühner-Seminar an der Volkshochschule Kaiserslautern an. Was macht die am Boden lebenden Tiere für Gartenbesitzer so interessant?
In erster Linie natürlich der Genuss der selbst erzeugten Eier, aber auch der Kot ist auch ein hervorragender Dünger für Blumenbeete und Gemüseanbau. Ebenfalls nicht zu unterschätzen, gerade bei Familien mit Kindern, ist der Bildungsaspekt, wenn man sich gemeinsam für die Tiere interessiert und darüber lernt.

Sind Hühner auch was für einen Städter? Hier gibt’s keine Misthaufen für den Hahn ...
(lacht) Die gibt’s doch selbst auf den Dörfern kaum noch! Und man braucht sie auch nicht. Das ist ja das Schöne an Hühnern: Sie sind unkompliziert und pflegeleicht zu halten. Wichtig ist nur, über einige Kenntnisse zu verfügen, was ein Huhn zu einem glücklichem Leben braucht. Zum Beispiel mindestens zwei Hühner zu halten. Denn die Vögel sind Herdentiere, die immer im Verband leben wollen. Optimales Minimum sind zwei Hühner und ein Hahn.

Sehr zur Freude der Nachbarn ...
Also ich kenne tatsächlich Menschen, die sich gefreut haben, wieder einen Hahn krähen zu hören. Aber keine Angst, im Seminar gibt’s ein paar Tipps, wie der Hühnerhalter das mit dem Kikeriki ein bisschen steuern kann.

Was brauche ich, um selbst Hühner zu halten?
Grundsätzlich sollte man die Tiere so halten, dass sie ihr natürliches Verhalten ausleben können. Also braucht’s einen Garten für den Auslauf – mindestens zehn Quadratmeter pro Huhn – und einen Hühnerstall, der vor Marder- und Fuchsbesuchen in der Nacht gesichert ist. Zusätzlich noch artgerechtes Futter und eben mindestens zwei Hühner, die ihr Sozialverhalten ausleben können. Denn nur, wenn die Hühner sich wohlfühlen, legen sie auch Eier.

Eierlegen. Gutes Stichwort! Was ist dran an „Ich wollt, ich wär ein Huhn“? Legen Hühner wirklich „täglich nur ein Ei und sonntags auch mal zwei“?
(lacht) Das schaffen nicht einmal die speziell für die Geflügelwirtschaft über Jahre gezüchteten Hühner. Die kommen auf etwa 300 Eier im Jahr – unter optimalen Bedingungen wie spezielles Futter und bestmöglicher Haltung. Bei privaten Hühnerhaltern rate ich immer zu Rassegeflügel, beispielsweise zum Rebhuhnfarbigen Italiener oder zu einem Sundheimer Huhn. Das sind sogenannte Zweinutzungshühner, die im Jahr auch auf etwa 200 Eier kommen können.

Abgesehen von Fläche, Futter und Sicherheit, brauchen Hühner auch Zuneigung, muss ich sie streicheln oder mit ihnen erzählen?
Beides schadet natürlich nicht. Aber die Tiere beschäftigen sich in der Regel ziemlich gut selbst, scharren, picken. Die haben ihren eigenen Tagesablauf. Eine gute Mensch - Tier - Beziehung ist immer von Vorteil und wenn sich die Hühner streicheln lassen, ist das natürlich ein Highlight.

Das klingt unkompliziert. Also kann ich, mit genügend Fläche, ja Dutzende Hühner halten ...
Theoretisch schon. Mein Rat ist es aber, nur so viele Tiere anzuschaffen, wie man auch betreuen kann. Hühner können krank werden und müssen zum Tierarzt gebracht werden. Das kostet Geld. Wenn ein Huhn zum Beispiel bei einer Habichtattacke schwer verletzt wurde, dann muss es erlöst werden.

Passiert das nicht mit Axt und Hackklotz?
Das kann eine Lösung sein. Allerdings muss man das so machen, dass das Tier nicht weiter leidet. Denn auch wenn die Hühnerhaltung recht unkompliziert ist: Es sind Lebewesen, für die der Halter die Verantwortung übernimmt.

Apropos Verantwortung übernehmen: Muss ich anmelden, dass in meinem Garten beispielsweise gefiederte Italiener unterwegs sind?
Ja. Das wissen aber viele private Hühnerhalter nicht. Man muss die Tiere beim Veterinäramt anmelden, wegen der Geflügelpest und auch gewisse Impfungen nachweisen. Tritt zum Beispiel in der Region die Vogelgrippe auf und das Veterinäramt verhängt eine Stallpflicht, sind auch die privaten Hobbygeflügelhalter betroffen.

Selbst wenn die Eier der eigenen Hühner nur an einige Kollegen verkauft werden?
Für den Eigenbedarf und den Freundeskreis ist das okay. Aber nicht im größeren Rahmen. Das hat ja auch etwas mit Hygiene zu tun und Verantwortung. Denn Eier gehören zu den gefährlichen Lebensmitteln, die die Gefahr einer Salmonelleninfektion mit sich bringen können. Deswegen schaut das Veterinäramt bei der Erzeugung und Vermarktung von Eiern ganz genau hin.

Es gibt also doch einiges, was ich vorm Hühnerhalten im eigenen Garten wissen muss ...
Auf jeden Fall! Deswegen bieten wir das Seminar auch an. Denn auf Youtube und ähnlichen Plattformen erfährt man einiges, es wird aber auch viel Blödsinn erzählt. Hühner sind Lebewesen, die ordentlich zu behandeln sind. Zu blauäugig sollte man an die Hühnerhaltung nicht rangehen, wenn man an diesem schönen Hobby Freude haben möchte.

Info

Hühner-Seminar für Einsteiger bei der VHS Kaiserslautern am Freitag, 6. Mai, von 18 bis 20.30 Uhr mit Axel Hilckmann. Er ist Tierwirt, Fachrichtung Geflügel, und hat Landwirtschaft und Agrarhandel studiert. Hilckmann gehört dem Ökoteam der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen an. Im Seminar gibt’s viele Tipps und Empfehlungen zum Verhalten von Hühnern, dem Bau eines eigenen Hühnerstalls und vieles mehr. Anmeldungen bei der VHS Kaiserslautern.

Hühner sind recht unkompliziert zu halten, aber einige Grundlagen gilt es dennoch unbedingt zu beachten.
Hühner sind recht unkompliziert zu halten, aber einige Grundlagen gilt es dennoch unbedingt zu beachten.
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