Kaiserslautern Vom Stadtwald bis auf den Krahberg

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Nach Stocknägeln, oder besser Wanderstöcken mit diesen angenagelten Erinnerungsstücken, hatten wir im „Gibt es das noch gefragt?“ vor zwei Wochen gefragt. Gleich drei Exemplare bewahrt Norbert Heuser zuhause auf: seinen eigenen und den von Ehefrau und Tochter.

Rundum mit Blechplaketten bestückt ist der Wanderstock von Norbert Heuser. Auf jenen von Ehefrau und Tochter sind die Embleme etwas sparsamer ausgefallen. Viele Erinnerungen an gemeinsame Wanderurlaube seien damit verbunden, berichtet der 87-Jährige. „Mit meiner Tochter bin ich anfangs immer im Stadtwald unterwegs gewesen.“ Die Namen der Bäume und der Wildtiere habe er ihr nahe gebracht. Später seien die Wanderungen auf den gesamten Pfälzerwald ausgedehnt worden. Seinen eigenen Stock hat er aus einem Haselnussstecken selbst angefertigt. „Den habe ich auf einem Spaziergang vom Kaiserberg ins Eselsbachtal aus einem Haselnussstrauch abgemacht und glattpoliert“, weiß er noch genau. Als Knauf dient ein Stück Hirschgeweih. Der passionierte Jäger hatte das Tier selbst erlegt. Im heimischen Wohnzimmer zeugen zahlreiche Jagdtrophäen von den Streifzügen im städtischen Jagdrevier. Erst als die Familie ihre Wandertouren auf das Allgäu ausdehnte und die ersten Hochgebirgsetappen bewältigte, begann der ehemalige stellvertretende Amtsleiter der Berufsfeuerwehr Kaiserslautern mit dem Sammeln von Plaketten. Motive vom Bodensee, Oberstdorf, Schloss Neuschwanstein und dem Kleinwalsertal kamen zuerst auf die Stöcke. Auf einer Tour zum Nebelhorn hat ihm sein Wanderstock gute Dienste geleistet, erinnert sich Norbert Heuser: „Beim Abstieg sah ich eine Frau mit dem Kopf nach unten im Geröll liegen. Mit Hilfe des Stocks gelang es mir, die Bewusstlose nach oben zu ziehen und Erste Hilfe zu leisten. Nachdem ein anderer Wanderer die Bergwacht verständigt hatte, wurde sie ins Krankenhaus abtransportiert und hat überlebt.“ Später verlagerten sich die Wanderaktivitäten der Familie ins benachbarte Österreich, nach Tirol. Plaketten mit dem Tiroler Adler, Kufstein, Kitzbühel, der Rofanbahn und Reutte sind der Beweis. „25 Jahre haben wir immer in der gleichen Pension in Zams bei Landeck gewohnt“, berichtet Heuser. Von der Besteigung des 2650 Meter hohen Krahberg hat er noch ein Foto im Familienalbum. Fünf Stunden habe der schweißtreibende Aufstieg gedauert. Zu einem Gedicht hat ihn das inspiriert. Gedruckt und eingerahmt hinter Glas steht es auf dem Sideboard. Im Laufe der Jahre habe die Familie bei ihren dreiwöchigen Sommerurlauben alle umliegenden Berge und Almhütten kennengelernt. Wanderungen kann der 87-Jährige mittlerweile keine mehr unternehmen, die Knie und der Rücken bereiten Beschwerden. So bleiben ihm nur die Wanderstücke und der Blick ins dicke Fotoalbum. Dort sind alle Urlaube mit zahlreichen Fotos von den vielen Wanderungen und eroberten Gipfeln dokumentiert. (niem) Die Serie In der Reihe „Gibt es das noch?“ fragen wir nach selten gewordenen Gegenständen. Machen Sie wieder mit, liebe Leserinnen und Leser, am Mittwoch, 11. November.

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