Kaiserslautern Stimmung wie am Mississippi

Der Sommerswing im Volkspark entpuppte sich am Donnerstag als Sommerblues: kein Wunder bei Albert Koch`s Blues Experience auf de
Der Sommerswing im Volkspark entpuppte sich am Donnerstag als Sommerblues: kein Wunder bei Albert Koch`s Blues Experience auf der Bühne.

Wie im Blues-Himmel durften sich am Mittwochabend im Volkspark die Besucher fühlen. Bei der sechsten Ausgabe des Sommerswing bot Albert Koch`s Blues Experience das wohl Beste, was es in der Region an Blues gibt. Und das unter blauem Himmel bei angenehmen Temperaturen in freier Natur. Blues-Herz – was willst du mehr!?

Es war wie der Teppich von Bayeux. Sie spielten in einer Weise zusammen, bei der niemand sagen konnte, was Lead- und was Rhythmus-Gitarre war. Die Speyerer Brezelbuben Wolfgang Schuster und Jürgen „Mojo“ Schultz spielten miteinander, warfen sich die Licks zu, drehten sie um, umgarnten einander. Wie in der antiken Kunst des Webens. Und in dieses Gespinst flocht sich Albert Koch mit seiner Bluesharp ein, der wegen seiner außergewöhnlichen Anpassungsfähigkeit auf Festivals in ganz Europa regelmäßig eingeladen wird. Er spielte Crossed Harmonica – also in einer Tonart, die um eine Quarte tiefer liegt als die, in der das Instrument sonst gestimmt ist. Äußerst gefühlvoll, ohne jeden Hang zum Exhibitionismus, spielte er und demonstrierte den Facettenreichtum dieses eher spröden Instruments. Als Schultz in „Albatros“ von Fleetwood Mac seine Resonator-Gitarre auf die Oberschenkel legte und aus den Saiten herrlich fließende Glissandi im Bottleneck-Stil zauberte, die an den hohen Ton einer Hawaii-Gitarre erinnerten, war das Gewebe perfekt. In der Tat ein herrlich buntes Klanggemälde, das dem Hörer durch Mark und Bein ging. Um so etwas zu machen, muss die Chemie stimmen zwischen den Musikern. Der Lauterer Sonnyboy erzielte aber auch besondere Effekte auf seiner Mundharmonika. Er flatterte, wie bei Robert Johnsons „Walking Blues“ und „Mean to your Queenie“ oder Eric Claptons „I`m tore down“, mit den Fingern über die Zuglöcher, legte die Hand übers Instrument oder öffnete und schloss sie über der Mundharmonika, wie Jazztrompeter ihre Dämpfer verwenden. In John Mayalls „Room to move“ konnte der Lokalmatador sein ganzes Können ausspielen. Einen gut abgehangenen Blues zelebrierten auch die Gitarristen. Bei Titeln von Robert Johnson, Lynyrd Skynyrd, den Blues Brothers oder Canned Heat erreichten sie ein hohes Maß an Abgeklärtheit, das viele andere nie erreichen. Sie müssen eben niemanden mehr mit aberwitziger Virtuosität beeindrucken (obwohl sie`s können) – vielmehr versuchten sie, mit ihren Instrumenten Geschichten zu erzählen. Schuster, „Blues Wolf“ genannt, und Schultz erwiesen sich dabei nicht nur als fabelhafte Sänger mit rauer Blues-Intonation, sondern mehr noch als mitreißende Gitarristen, deren Soli die Stücke nach vorne trugen. Die beiden entpuppten sich als passionierte, mit allen Wassern gewaschene Musiker. Da hörte man ruppige Licks, die direkt aus dem Mississippi-Dreieck stammen könnten, und unwiderstehliche Grooves, die den Songs neues Leben einhauchten. Mit Sinn für Nuancen agierte Wolfgang Schuster, der seit den 1970er Jahren zu den herausragendsten Vertretern der süddeutschen Blues-Szene zählt und den die Zeitschrift „Jazzpodium“ als „begnadeten, ernsthaften Poeten“ bezeichnet hat. Zu begeistern wusste er auch mit wundervoll melodiösen Single Notes und Improvisationen, mit Explosionen, funkelnden Verzierungen und wiederholt eingebauten Riffs. Als Saitentüftler erwies sich auch Jürgen Schultz. Sowohl gleitende Töne als auch schwirrende Vibrati entlockte er seinem Instrument wie in „Little Queen of Spades“ von Robert Johnson oder „Going up the country“ von Canned Heat. Und sein Instrument war das Vehikel für seine Gefühle. So enthielt das Konzert dieser drei Verrückten im positiven Sinn alle Zutaten von herrlicher Rhythmik, stilistischer Vielfalt und aufregenden Entdeckungen. Da brauchte es auch nicht lange, bis das Stimmungsbarometer auf dem Höhepunkt war und die Zuhörer kräftig mitklatschten.

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