Kaiserslautern Stadtleben: Eher preußisch als asiatisch

Zu Besuch in Nordkorea: Michael Detjen (links).
Zu Besuch in Nordkorea: Michael Detjen (links).

Wie kann – trotz verhängter Sanktionen des Westens – in Nordkorea humanitäre Hilfe geleistet werden? Und wie kann die nukleare Bedrohung, die von der koreanischen Halbinsel ausgeht, weiter verringert werden? Mit diesen Fragen setzte sich jüngst eine Delegation des EU-Parlaments auseinander und reiste in die nordkoreanische Hauptstadt Pjöngjang. Mit dabei: der Europa-Abgeordnete Michael Detjen (SPD). Eine Woche weilte Detjen in Nordkorea, besuchte mit vier weiteren EU-Abgeordneten humanitäre Projekte in dem asiatischen Land: eine Gärtnerei, eine Großbäckerei und eine Wasseraufbereitungsanlage. „Die Leute waren sehr, sehr dankbar, dass wir uns für ihre Anliegen interessieren“, berichtete Detjen im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Detjen, erst seit Anfang des Jahres Mitglied im Europäischen Parlament, als Nachfolger der zur Oberbürgermeisterin von Ludwigshafen gewählten Jutta Steinruck, war von seinem Fraktionsgeschäftsführer angesprochen worden, welchen Delegationen er bei anstehenden Auslandsreisen angehören wolle. „Montenegro oder Nordkorea wurde mir angeboten. Ich hab mich für beides entschieden“, erzählt Detjen. So ging es Ende Oktober bis Anfang November zunächst nach Nordkorea. „Emotional ist mir Nordkorea ähnlich vorgekommen wie die DDR in den späten 80er Jahren“, schildert Detjen seine Beobachtungen. Nordkorea sei ein „sehr aufgeräumtes Land“, das „weniger asiatisch denn preußisch“ auf ihn gewirkt habe. „Alles ist sehr sauber. Da lag, trotz des Herbstes, nirgends ein Blatt auf dem Boden.“ Laut Detjen unterstützt die EU in Nordkorea einige Projekte, mit denen den Menschen das Leben leichter gemacht werden soll, er spricht dabei von „Hilfe zur Selbsthilfe“. Allerdings, so Detjen, wird die Unterstützung aus Europa durch internationale Sanktionen, die beispielsweise die Einfuhr bestimmter Waren regelt und beschränkt, nicht leichter gemacht. „Wir wollen uns dafür einsetzen, die Hilfe der EU gebrauchsfähig zu halten“, sagt Detjen. Beispielsweise, berichtet er, dürften wichtige Teile für eine Bewässerungsanlage nicht eingeführt werden. „Das sind Teile einer Nebelsprühanlage, die stehen auf einer Sanktionsliste.“ Folge: Die Anlagen und damit die Gärtnerei funktionieren nicht richtig. Dagegen träfen die Einfuhrverbote, so Detjens Eindruck, die politische Führung und die Eliten im Land offenbar wenig bis gar nicht. „Aus meiner Sicht müssen sich die Offiziellen nicht einschränken.“

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