Kaiserslautern Lehren ohne zu belehren

Entspannt: Für Professor Rolf Arnold endet die aktive Dienstzeit an der TU. Seine Füße wird er künftig aber nicht hochlegen ...
Entspannt: Für Professor Rolf Arnold endet die aktive Dienstzeit an der TU. Seine Füße wird er künftig aber nicht hochlegen ...

Der Ruf an die Technische Universität (TU) Kaiserslautern erreichte Professor Rolf Arnold 1990. Seit dieser Zeit ist der Pädagoge am Fachbereich Sozialwissenschaften Inhaber des Lehrstuhls für Pädagogik, insbesondere Berufs- und Erwachsenenpädagogik. Nach fast 30 Jahren Lehre und Forschung an der TU geht seine aktive Dienstzeit jetzt zu Ende.

Wenn Rolf Arnold, Jahrgang 1952, am morgigen Mittwoch, 17 Uhr, bei einer Feier in der Rotunde verabschiedet wird, dann nicht für immer. Denn auf ihn wartet eine Seniorforschungsprofessur. Und darauf freut er sich ganz besonders. „Denken und Schreiben werde ich weiter.“ „Real und virtuell“ will er der Wissenschaft die nächsten Jahre erhalten bleiben. Bei einer Tasse Tee lässt der Hochschullehrer in seinem Haus nahe dem Campus der TU die Jahre Revue passieren. In Kaiserslautern aufgewachsen, hat Rolf Arnold an der damaligen Erziehungswissenschaftlichen Hochschule Rheinland-Pfalz in Landau für das Lehramt Deutsch, Erwachsenen- und Berufspädagogik studiert, 1983 an der Universität Heidelberg promoviert. Vor seiner Habilitation 1987 im Fachbereich Erziehungs- und Sozialwissenschaften der Fernuniversität Hagen, war er bei der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) für die Weiterbildung von Fach- und Führungskräften von Berufsbildungseinrichtungen in Entwicklungsländern zuständig. Wissen nicht nur zu vermitteln, sondern sich selbst anzueignen, dazu hat der Pädagoge wissenschaftlich fundierte Methoden entwickelt, erprobt und virtuelles Lernen mit einbezogen. Bestrebt, einem pragmatischen Geist an der TU Raum zu geben, initiierte Arnold 1992 das Zentrum für Fernstudium und Universitäre Weiterbildung (ZFUW). Als Wissenschaftlicher Direktor des „Distance and Independent Studies Center“ (DISC), einer zentralen wissenschaftlichen Einrichtung der TU, in dem 2007 das ZFUW aufging, hat er bundesweit zum Bekanntheitsgrad der TU beigetragen. 4200, knapp ein Drittel der Studierenden der TU, sind Fernstudierende. Für sie hat Rolf Arnold zusammen mit 70 Mitarbeitern des DISC annähernd 20 berufsbegleitende Masterprogramme in den Bereichen „Human Ressources“, „Management and Law“ und „Science and Engineering“ entwickelt. Grundlegend für das DISC sei die Idee des „Independent Learning“, verweist der Berufs- und Arbeitspädagoge auf die Stärkung der Selbstlernkompetenzen von Studenten und die Entwicklung von Selbstlernmodulen auf dem Weg zu einer Universität des lebenslangen Lernens. Wenn Rolf Arnold jährlich im November neue Fernstudierende im überfüllten Audimax der TU willkommen hieß, outete er sich als waschechter Pfälzer, der lange Zeit auch in Neustadt und in Landau gewohnt hat. Mit Esprit machte er die Fernstudenten auf die Geschichte der Pfalz und ihre Eigenheiten neugierig, schwärmte von der „Pfälzer Weltachs“ und der Pfalz als Multikulti-Region. Mit dem Hinweis „Je SoWi desto MINT“, je besser die Sozialwissenschaften, desto mehr profitieren Disziplinen wie Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik von der TU, setzt Rolf Arnold ein Zeichen für die fachliche Reputation von Bildungswissenschaften. „Wir müssen sehr gut in der Lehre sein, um Selbstbildungsprozesse zu initiieren.“ Als ein gelungenes Beispiel führt der Sprecher des Virtuellen Campus Rheinland-Pfalz die Diemersteiner Selbstlerntage an, bei denen Studenten die Möglichkeit haben, ihre Selbstlernkompetenzen weiterzuentwickeln und zu verbessern. Sein Wissen hat Rolf Arnold in Dutzenden von Büchern festgehalten. „Texte entstehen beim Denken und ich denke, wenn ich schreibe“, lässt er wissen. Sein auflagenstärkstes Buch? „Wie man lehrt ohne zu belehren – 29 Regeln für eine kluge Lehre“, antwortet er spontan. Wenn Rolf Arnold jetzt ruhigen Gewissens einer Seniorprofessur entgegensieht, dann auch, weil er weiß, sein Fachgebiet mit den Juniorprofessoren Matthias Rohs (Erwachsenenbildung) und Mandy Schiefner-Rohs (Schulentwicklung) bestens bestellt zu haben. Mehr Zeit wird Arnold künftig für kulturelle Interessen haben. Erst kürzlich bei einem Konzert mit Konstantin Wecker gewesen, schwärmt er von dem Sänger, dessen Musik und dessen Texten mit Geist. Die Gitarre auf dem Sofa verrät: Arnold scheint sie schon mal ausgepackt und ausprobiert zu haben.

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