Kaiserslautern Gedichte vor alten Fabrikmauern

Lyrik zur Rettung des Pfaff-Geländes: Innerhalb der „Lautern liest“-Reihe veranstaltete die BUND-Kreisgruppe Kaiserslautern am Mittwochabend eine Lesung am leerstehenden Pfaff-Areal an der Königstraße. Pfalztheater-Schauspieler Rainer Furch und Jung-Poetin Louisa Mosemann regten das Publikum mit thematisch passenden Gedichten zum Nachdenken über die Zukunft des Geländes an.

Das Gelände, das sich unter Insolvenzverwaltung befindet, soll mittelfristig wieder in städtisches Eigentum kommen und von der Stadt entwickelt werden. Das holländische Gewinner-Projekt des Europan-Wettbewerbs 2013, „Atelier to the Bone“ (ATTB), hatte die Idee, das Areal zu einem Kulturzentrum zu machen. Diese Idee wurde von der BUND-Kreisgruppe Kaiserslautern aufgegriffen. Durch kulturelle Initiativen soll das brachliegende Grundstück wieder ins Bewusstsein der Stadt und der Bevölkerung kommen. Mit dem Blick auf die alten Mauern des Pfaff-Geländes und der Pfaff-Nähfabrik machte es sich das knapp 50-köpfige Publikum am Mittwochabend auf Gehweg und umliegenden Wiesen bequem, während die junge Autorin Louisa Mosemann den lyrischen Auftakt setzte. Heinrich Heines Stück „Die schlesischen Weber“, das auf die Missstände der Industrialisierung aufmerksam macht, knüpfte wunderbar an die im Raum stehende Thematik an. Ein Liedtext mit dem Titel „Rost“ schien durch Strophen wie „Wunden klaffen in Fassaden; was aussieht wie ein Kriegsschauplatz, ist nur ein Fabrikhaus, das seine Eingeweide nun transplantiert nach China hat“ eigens für das Pfaff-Gelände geschrieben worden zu sein. Mosemanns Eigenkomposition „Veränderung“ wurde anschließend zum heimlichen Motto des Lesebeitrags, das auch Rainer Furch mit seinem Repertoire weiterführte. Von leeren Räumen in Alfons Petzolds „Die verlassene Fabrik“ über die stehende Zeit in Mascha Kalékos „Die Zeit steht still“ bis hin zur Frage nach dem Nichts in Erich Frieds „Diese Leere“, wirkten die philosophischen Werke vor allem durch den immanenten Wunsch nach Veränderung. So gab die Lesung einen Anstoß zur Reflexion. Tobias Wiesemann, erster Vorsitzender der BUND-Kreisgruppe, gibt sich zuversichtlich: „Ich denke, wir haben einen Anfang gemacht mit Kultur auf dem Pfaff-Gelände. Wir sind alle aufgefordert, den Prozess zu begleiten und uns zu bemühen, dass wir hier ein Quartier von Qualität bekommen, um das zu beherbergen, was die Stadt braucht.“

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