Kaiserslautern Gebet, Lichtinstallation und ein Konzert

Der Synagogenplatz ist am Donnerstag Schauplatz einer audiovisuellen Darbietung des Installationskünstlers Ingo Bracke.
Der Synagogenplatz ist am Donnerstag Schauplatz einer audiovisuellen Darbietung des Installationskünstlers Ingo Bracke.

Zum 80. Mal jährt sich am 9. November die Reichspogromnacht. In mehreren Veranstaltungen wird in Kaiserslautern um den 9. November an die jüdischen Opfer während der Zeit des Nationalsozialismus erinnert.

Mit der Reichspogromnacht begann die systematische Verfolgung und Vernichtung der Juden durch das nationalsozialistische Regime unter Adolf Hitler. Hunderte Menschen wurden ermordet oder in den Selbstmord getrieben. Über 1400 Synagogen, jüdische Versammlungsstätten und Friedhöfe wurden zerstört, jüdische Geschäfte und Wohnungen demoliert und geplündert. In Kaiserslautern wurde die 1886 eingeweihte Synagoge bereits am 29. April 1938 abgerissen, die Fundamente am 8. Oktober gesprengt. Dort, wo früher die Synagoge stand, wurde 2002 im Zuge der Neugestaltung des Platzes ein Mahnmal zum Gedenken an die jüdischen Opfer in Kaiserslautern während der Zeit des Nationalsozialismus errichtet. Bereits am Mittwoch, 7. November, 19 Uhr, lädt die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) zu einem „Ökumenischen Gebet für den Frieden in der Welt“ in die Pfarrkirche Maria Schutz ein. Am Donnerstag, 8. November, 18.30 Uhr, lädt das Referat Kultur der Stadt Kaiserslautern zu einer audiovisuellen Darbietung des Installationskünstlers Ingo Bracke auf dem Synagogenplatz ein. Mit Unterstützung der Stadtwerke Kaiserslautern und der Feuerwehr wird ein „Lichtpoem“ entstehen, das mit Wasser, Klang, Projektionen und Licht eine kurzzeitige Erinnerungsskulptur bildet und Gedanken zur zerstörten Synagoge, ihrer Geschichte und Tradition wachrufen möchte. Es sprechen Eugen Smotritsky von der jüdischen Kultusgemeinde Pfalz und der Mainzer Kulturminister Konrad Wolf. Die ursprünglich für den 9. November vorgesehene Veranstaltung wurde in Abstimmung mit der jüdischen Kultusgemeinde einen Tag vorverlegt, um den am Freitag mit Sonnenuntergang beginnenden Sabbat zu respektieren. In Kooperation mit dem Referat Kultur der Stadt Kaiserslautern findet am Sonntag, 11. November, 16 Uhr, im Theodor-Zink-Museum zur Erinnerung an die Zerstörung der Synagoge von Kaiserslautern und an den 80. Jahrestag der Reichspogromnacht ein besonderes Kammerkonzert statt. Unter dem Motto „Wiederentdeckungen verfemten Kulturguts“ werden Werke von Robert Kahn (1865 -1951) und Hans Gál (1890-1987) zu hören sein. Beide gehören zu jenen vergessenen jüdischen Komponisten, deren Karrieren und deren Leben durch Vertreibung und Exil jäh zerstört wurden. Hans Gál war bis Anfang des Jahres 1933 Direktor des damals bedeutenden Musikkonservatoriums in Mainz. Robert Kahn ist in Mannheim geboren und war Schüler und Freund von Johannes Brahms und Clara Schumann. Er war Professor an der Musikhochschule Berlin. Zu seinen Schülern gehörten Wilhelm Kempff und Erich Leinsdorf. Abgerundet wird das Programm mit einer Komposition des während der Nazizeit ebenfalls verfemten Felix Mendelssohn Bartholdy. Die Werke von Robert Kahn sind Kaiserslauterer Erstaufführungen. Es musizieren die amerikanische Cellistin Rebecca Rust und ihr Ehemann, der „Kaiserslauterer“ Fagottist Friedrich Edelmann, zusammen mit dem jungen koreanischen Pianisten Younggeun Yoon. Rebecca Rust studierte bei Mstislaw Leopoldowitsch Rostropowitsch, einem der bedeutendsten Cellisten der Geschichte. Friedrich Edelmann war 27 Jahre Solofagottist der Münchner Philharmoniker. Younggeun Yoon hingegen absolvierte vor kurzem sein Meisterklassendiplom an der Kölner Musikhochschule. Für die Freunde der Pfalzgalerie ist der 9. November nicht nur der Gedenktag zur Reichspogromnacht. Er ist auch der Tag des Mauerfalls und daher für ein politisches Kabarett, das zum Nachdenken anregen kann, geeignet. Anlässlich des Museumsfestes 2018 „Feiern mit Freunden“ wird es an diesem Abend ein Kunst-Kabarett mit den bekannten Kaiserslauterer Untieren Marina Tamassy und Wolfgang Marschall geben. Aufs Korn genommen werden die spekulative Kommerzialisierung der Kunst und das Klischeehafte ihrer Konsumenten. Im Anschluss treffen sich die Freunde und ihre Gäste mit Wolfgang Klimmer am Piano und dem Bassisten Johannes Schädlich bei Jazzmusik im Foyer.

x