Kaiserslautern Feuerwerk der Ideen

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Eine neue Ausgabe der beliebten Reihe Wednesday Night Jazz Club fand im Bistro Storchenturm am Mittwoch statt, initiiert und organisiert von Lokalmatador Helmut Engelhardt. Im Gegensatz zu einer offenen und zwanglosen Jazz-Jamsession mit Musikern, die nicht in dieser Besetzung zusammenspielen und mehr experimentieren als konzertieren, setzt Perfektionist Engelhardt hier auf einen festen Stamm und ein Kernrepertoire, das aber ständig erweitert wird.

Dennoch bewegt sich die Hausband um Tenor-Saxophonist Engelhardt und mit Bass-Gitarrist Jörg Kirsch sowie Keyboarder Volker Klimmer bei ihrem Streifzug durch die verschiedensten Genres des Jazz nicht nur im Erfahrungsbereich von abgeklärter Routine und spielerischer Sicherheit. Einmal machen wechselnde Gäste den Reiz der im monatlichen Turnus stattfindenden Veranstaltung aus. Zudem bieten die einzelnen Vorträge trotz gängiger Melodik, festgelegtem Akkordschema und klar strukturiertem Ablauf noch genügend Spielraum für neue zündende Ideen der Umspielung mit melodischen und rhythmischen Varianten. Als besonderer Gast war diesmal Schlagzeuger Max Punstein dabei, der aus Otterberg stammt und seit 2013 in Brandenburg lebt und dort in der Nähe – in Babelsberg – eine eigene, vergleichbare Jazzreihe betreibt. Punstein studierte „Jazz- und Popularmusik“ an der Musikhochschule Saarbrücken und hat in der Berliner Musikszene mit seiner eigenen Band und Stars internationaler Bühnen ebenfalls eine regelmäßige Veranstaltungsreihe gegründet. Außerdem hat er neben seiner Tätigkeit als Tour- und Studiodrummer einen Lehrauftrag an der Musikschule in Potsdam und betätigt sich als Kulturmanager, etwa in Kooperation mit dem Landesmusikrat Brandenburg. Am Mittwoch erwies er sich einmal als problemloser „Mannschaftsspieler“, der auf Anhieb jedes Tempo, jeden Impuls und jede Stilrichtung nahtlos aufnehmen und eigenständig weiterentwickeln kann. In einer gesunden Mischung aus stabilem rhythmischem Fundament mit zündenden, polyrhthmisch sich überlagernden Soli hielt er zusammen mit dem Bassisten alles wunderbar in der Spur. Ob Swing, Funk, Latin, Jazz-Waltz oder Evergreen, stets hatte Keyboarder Volker Klimmer im Wechselspiel aus füllenden Akkordharmonien und brillanten Tastensoli die passenden Lösungen parat, um das variable Tenor-Saxophonspiel von Engelhardt sicher zu tragen und um mit diesem in rhythmischen Einwürfen oder Gegenbewegungen in Dialog zu treten. Aber auch Engelhardt selbst tritt keineswegs interpretatorisch auf der Stelle, seine Musikauffassung beim Standard „The Shadow Of Your Smile“ zeigt, wie eine Film-Ballade im Bossarhythmus in einer Synthese verschiedene binäre und ternäre Spielweisen bei stilprägenden Achtelfiguren zu einer eigenen Auffassung verschmilzt. Auch beim Jazz-Waltz „Bluesette“ verwischten manchmal die melodischen Konturen oder schienen sich rhythmische Grundmuster vorübergehend aufzulösen, weil Engelhardt sehr kreativ mit solchen Vorlagen umgeht. Mit dem Klarinettisten Pierre Paquette leuchtete als Überraschungsgast ein weiterer Stern über dem Musikhimmel: „Stella By Starlight“ ist eine weitere vorgestellte Filmmelodie, die zum Jazz-Standard avancierte und zudem biographisch zwischen Engelhardt und dem Gast eine Verbindungslinie zum Berklee College of Music in Boston zieht, das beide besuchten. Die Interpretation des Klassikers durch den auf der Böhm-Klarinette spielenden Gast hatte im Tonfall einen Touch zum Dixieland; in der kunstvollen Ausschmückung und Aufwertung seines Parts hatte dieser das Ausmaß einer klassischen Konzertfantasie, und musikalisch wirkte er wie ein Feuerwerk an zündenden Ideen. Weiterer Gast war dann der ehemalige Sänger der Volker-Klimmer-Band: Friedrich Walter war dort über 25 Jahre am Mikro und gab in einer ausdrucksstarken Version dem Gershwin-Klassiker „Summertime“ neue Impulse.

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