Kaiserslautern „FCK ist eine Lebenseinstellung“
In einer Umkleidekabine können ja so manche Überraschungen lauern. Mal kneift die Hose, mal ist die Farbe des Oberteils im Kabinenlicht einfach unmöglich. Eine wesentliche schönere Überraschung hat da Andreas Wagner aus Hermersberg erlebt, als er zum ersten Mal die Fan-Kabine des neuen FCK-Fanshops in der Lauterer Mall betrat. Die Umkleidekabine ist vollständig mit Bildern von Fans ausgekleidet – und Andreas Wagner und seine Familie sind mittendrin.
„Das bin ich“, ruft Simon (3) und zeigt stolz auf das Foto, das ihn auf dem Arm des FCK-Maskottchens zeigt. „Und da bin ich“, ergänzt Bruder Felix (5) und deutet auf das Bild darunter, auf dem er mit seiner Familie zu sehen ist: Mama Christine, Papa Andreas, er selbst und sein Bruder Simon. Alle mit FCK-Schal ausgerüstet, die Männer im Trikot: „FCK ist eine Lebenseinstellung“, kommentiert Andreas Wagner und lacht. Damit, dass er sich und seine Familie auf den Fotos wiederfindet, hat der Erzieher aus Hermersberg gar nicht mehr gerechnet, wie er erzählt. Als er vor einiger Zeit mitbekam, dass der FCK Fan-Fotos für die Umkleidekabine in der Mall sucht, war für den 36-Jährigen klar, dass er welche einschickt. Auswahl hat er schließlich genug. Für ihn habe es nie etwas anderes gegeben als den FCK. Mit sechs oder sieben Jahren ist er zum ersten Mal im Stadion gewesen und seither schlägt sein Herz für die Jungs vom Betzenberg, wie er erzählt. So oft es geht, sieht er sich die Spiele im Stadion an. An seine beiden Söhne hat er das FCK-Fieber längst weitergegeben. Stolz präsentieren sie ihre Trikots und roten FCK-Turnschuhe, um den Hals hängen FCK-Geldbeutel. Auf Simons Trikot findet sich die Unterschrift von Jean Zimmer – dem Lieblingsspieler der Familie. Mit ihm lief Felix sogar schon als Einlaufkind ins Stadion, wie Papa Andreas erzählt. Der hütet indes einen Schatz von seinem großen Idol – eine Karte mit persönlicher Widmung von Fritz Walter. Aus dem Fundus an den vielen Bildern, die Andreas im Laufe der Jahre auf dem Betze gemacht hat, hat er die Bilder für die FCK-Kabine ausgewählt, eingeschickt – und dann nichts mehr gehört, wie er berichtet. „Klar, da schicken bestimmt viele Leute ihre Bilder hin“, habe er gedacht. Umso schöner findet er jetzt, dass seine Fotos ausgewählt wurden – und die seiner Familie. Regelmäßig nimmt er seine zwei Jungs mit ins Stadion, natürlich in die Westkurve, und ist immer wieder begeistert, wie familienfreundlich es dort ist. „Die Leute fragen, ob sie den Kindern was zu essen oder trinken mitbringen sollen“, gibt Wagner ein Beispiel, wie sich die Fans in der Kurve gegenseitig unterstützen. Seit 1994 hat Wagner eine Dauerkarte in der Westkurve. „Jetzt brauchen wir langsam eine zweite“, sagt er mit Blick auf seine Söhne. Doch die beiden schauen nicht nur Fußball, sie spielen auch selbst: bei den Bambinis in Hermersberg. Auch da ist die Familie zusammen: Trainiert werden sie von Andreas, der selbst allerdings nur kurz Fußball gespielt hat – zu viele Verletzungen, wie er erzählt. Vom Mitfiebern hält ihn aber keine Verletzung ab. Als der FCK 1996 im DFB-Pokal-Endspiel in Berlin stand, fuhr Andreas mit dem Fan-Bus hinterher. Inklusive gebrochenem Mittelfuß und Krücken. Das Spiel wollte er auf keinen Fall verpassen. Geerbt hat er die Begeisterung nicht. „Mein Vater ist gar kein Fußballfan“, erzählt Andreas. Dafür habe der Vater die Fußballleidenschaft des Sohns immer unterstützt. Zum 60. Geburtstag lud Andreas seinen Vater dann auf den Betze ein, damit er sieht, womit der Sohn seit Jahren seine Freizeit verbringt, wie er berichtet. Für die Unterstützung ist Andreas seinen Eltern heute noch dankbar: Ohne ihre Hilfe wäre es ihm früher nicht möglich gewesen, als aktiver Fan mit den roten Teufeln durch die Bundesrepublik zu reisen. Oder nach Spanien, ins UEFA-Cup-Halbfinale. „24 Stunden Busfahrt, um dort 0:5 zu verlieren“, zieht Wagner im Nachhinein nüchtern Bilanz. Aber er war dabei. Heute, mit Familie, sind die weiten Ausflüge selten geworden, dafür besuchen die Wagners regelmäßig die Heimspiele. Wenn es die Zeit zulässt, ist Andreas gerne mit seiner Frau Christine bei den Spielen. Eine FCK-Karte zum Valentinstag ist da Ehrensache. Die Einzige, die dem ganzen etwas nüchterner gegenübersteht, ist die älteste der drei Geschwister, Tochter Paula. Wobei – nach dem Deutschland-Australien-Spiel auf dem Betze, das die Familie besucht hat, will sie jetzt auch mal wieder mit ins Stadion, wie Andreas erzählt. Und wie geht’s jetzt weiter? „Mit der Meisterschaftsfeier“, sagt Wagner. Das letzte Spiel sei am 24. Mai und damit einen Tag vor dem Geburtstag seiner Frau. „Wenn der FCK aufsteigt, gibt’s ne Motto-Party in Rot-Weiß“, sagt Wagner lachend und macht sich auf die Socken, zu seinem nächsten Projekt. Denn neben dem FCK hat der Familienvater noch ein Hobby, dass manches Kinderherz höher schlagen lässt: eine Modelleisenbahn. Sie ist das genaue Gegenteil des emotionalen Daseins als Fußballfan, erzählt Wagner. Zum Abschalten gebe es nichts besseres. Oder im Winter, wenn Spielpause ist.