Vor 80 Jahren Der Bombenangriff auf Kaiserlautern am 7. Januar 1944 war ein tödlicher Irrtum

Eine wiederholt reproduzierte Aufnahme aus dem Stadtarchiv: Sie zeigt das am 7. Januar 1944 zerstörte Turnerheim auf der Ostseit
Eine wiederholt reproduzierte Aufnahme aus dem Stadtarchiv: Sie zeigt das am 7. Januar 1944 zerstörte Turnerheim auf der Ostseite des damaligen Gewerbemuseums.

Der erste Großangriff auf Kaiserslautern am 7. Januar 1944, vor 80 Jahren, war ein Irrtum. Das geht aus einem Dokument der US Air Force hervor. Um 11.15 Uhr heulten die Sirenen Hauptalarm und kaum zehn Minuten später zerstörte eine amerikanische Bomberstaffel einen erheblichen Teil des nördlichen Stadtquartiers. Dutzende Menschen kamen ums Leben.

Bei dem jeweiligen Wechsel des Befehlshabers des US Air Force Command war es üblich, dass der neue Befehlshaber dem Oberbürgermeister der Stadt Kaiserslautern einen Besuch abstattete. So auch der neue Befehlshaber, dessen Name nicht mehr in Erinnerung ist, bei dem Kommandowechsel im Jahr 1975 bei Oberbürgermeister Hans Jung. Die deutsch-amerikanische Freundschaft war so fundiert, dass es möglich war, vertrauliche Gespräche über gemeinsame Angelegenheiten zu führen, waren doch viele Amerikaner Mieter bei deutschen Familien, sie waren der größte Arbeitgeber und einer der größten Auftraggeber an die regionale Wirtschaft.

Der amerikanische General brachte die Unterhaltung sehr geschickt auf die schlimme Zeit des Zweiten Weltkriegs und die Befreiung der Stadt durch die US Army im März 1945. Er öffnete eine Ledermappe und überreichte mit entsprechendem Kommentar Hans Jung zwei kopierte Seiten eines Papiers der US Air Force vom 10. Januar 1944. Das Dokument war das Einsatzprotokoll der US Air Force vom 7. Januar 1944. Die Zusammensetzung und die Bezeichnungen der Bombergeschwader sind beispielsweise darin beschrieben, Flughöhen, der exakte Verlauf des Einsatzes, die Wetterbedingungen, die Bombentypen, die Bombenlast und der genaue Zeitpunkt des Bombenabwurfs, 11.27 Uhr. Der Angriff am 7. Januar 1944 hatte Ludwigshafen gegolten, geht aus dem Papier hervor.

Fehlerhafte Instrumente in den Bombern

Doch auf der zweiten Seite ist ein erheblicher Irrtum dokumentiert. Bei der Bomberoperation 178, seien bei Maschinen der 45. Staffel Instrumente fehlerhaft gewesen, und die Flugzeuge wähnten sich über Ludwigshafen, doch sie waren über Kaiserslautern, und sie öffneten die Bombenschächte. Der damalige Pressereferent, der auch als Dolmetscher fungierte, erinnert sich, dass der amerikanische General OB Jung das Dokument mit einer erkennbaren Geste des Bedauerns überreichte.

Das Ergebnis des Irrtums ist statistisch festgehalten: Bei dem versehentlichen Luftschlag am 7. Januar 1944 wurden unmittelbar nach dem Angriff 81 Tote geborgen. Einige Tage später musste auf 107 Tote erhöht werden. Die Zahl der schwer und leicht verletzten Menschen ist nicht registriert. Die Krankenstationen und das Städtische Krankenhaus seien „überfüllt“ gewesen. Zerstört wurden 52 Häuser, 64 wurden schwer beschädigt, 303 minder beschädigt und 774 gering beschädigt. Abgesehen von den zerstörten Privathäusern wurden das stadtbekannte Turnerheim, auf der Ostseite der heutigen Pfalzgalerie, total zerstört, die historische Ludwigschule und das Gebäude der ehemaligen Cameral Hohen Schule, die heute gerne als historischer Vorläufer der Technischen Universität interpretiert wird.

Die Stadtliteratur hält fest, dass die Maßnahmen des Reichs-Luftschutzbundes am 7. Januar 1944 „völlig versagten“ und dass sich die „Obersten der Pateieinheiten“ lediglich in Besichtigungen ergingen. Nur die Technische Nothilfe, vergleichbar mit den Aufgaben und den Leistungen des heutigen Technischen Hilfswerks, hätte „sichtbare und fühlbare Hilfe“ geleistet.

Noch im Jahr 1944 schienen die Lauterer hinsichtlich möglicher Bombenangriffe recht gutgläubig gewesen zu sein, ist nachzulesen. Obwohl seit kurz nach Kriegsbeginn ausgebaute Felsenkeller und umgebaute Bierkeller als Bunker zur Verfügung standen, wurden sie bei „Fliegeralarm“ kaum genutzt. Daher die vielen Toten am 7. Januar 1944. Es gibt Notizen, aus denen hervorgeht, dass die Leute oft „unbesorgt“ zuhause blieben und „auf der Straße herumliefen“. Wie sich Zeitzeugen erinnern, machten sich die Lausbuben einen Spaß daraus die Kondensstreifen der über die Stadt nach Osten fliegenden Bomber zu zählen. Die ersten Bomben fielen am 23. Mai 1940 auf die 23er Kaserne, und am 3. September 1941 war der Güterbahnhof Angriffsziel. Das schien man als Kriegsziel zu verstehen, aber warum sollte die Stadt zerbombt werden? Ab Januar 1944 änderte sich diese leichtsinnige Ansicht. Die Desaster des 14. August und des 28. September standen noch bevor.

Die Engländer bombardieren in der Nacht, die Amis am Tag

Zu ergänzen bleibt, dass in einigen Beiträgen der Stadtliteratur erwähnt ist, den versehentlichen Angriff am 7. Januar 1944 hätten die Engländer, die RAF, die Royal Air Force, auf Mannheim geflogen. Das stimmt nicht. Aus dem an OB Jung übergebenen Dokument geht eindeutig hervor, dass der Irrtum der US Air Force unterlief und Ludwigshafen das Ziel war. Außerdem hält die Bombenkriegsgeschichte fest, dass die US Air Force Tagesangriffe flog und die RAF Nachtangriffe.

Der zeitliche Abstand schafft Klarheit über die damalige Kriegssituation und deutet möglicherweise Verständnis an: Die RAF hat in der Nacht vom 28. auf den 29. September 1944 aus dem Kotten einen Trümmerhaufen gemacht, nicht die Amerikaner.

Aktuelles Foto des bei einem Bombenangriff am 7. Januar 1944 zerstörten Turnerheims in Kaiserslautern. Das Gebäude wurde in vere
Aktuelles Foto des bei einem Bombenangriff am 7. Januar 1944 zerstörten Turnerheims in Kaiserslautern. Das Gebäude wurde in vereinfachter Form wieder aufgebaut. Es wird heute von der Meisterschule für Handwerker genutzt.
Ausschnitt aus einem Dokument des US-Militärs über den irrtümlichen Bombenabwurf am 7. Januar 1944. Aus Punkt 7 des Dokuments ge
Ausschnitt aus einem Dokument des US-Militärs über den irrtümlichen Bombenabwurf am 7. Januar 1944. Aus Punkt 7 des Dokuments geht der Irrtum hervor. An dem Tag sollte offenbar Ludwigshafen bombardiert werden.
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