Kaiserslautern Denn sie wissen, was sie tun

Erstaunliche Bandbreite: Die Rittersberg Big Band zeigte sich in verschiedenen Stilen zu Hause.
Erstaunliche Bandbreite: Die Rittersberg Big Band zeigte sich in verschiedenen Stilen zu Hause.

Lasst die Kinder spielen, denn sie wissen, was sie tun. Mit der Rittersberg Big Band, dem Blasorchester des St. Franziskus-Gymnasiums und der -Realschule sowie der Combo des Albert-Schweitzer-Gymnasiums haben sich am Samstagabend im SWR-Studio Akteure zusammengefunden, die sich ein ausreichendes Maß an infantiler Lust bewahrt haben, um sich ihrer Musik spielend zu nähern. Alle, rund 60 Musiker, musizierten für einen guten Zweck: für UNICEF. Ideengeberin und Organisatorin war die Abiturientin Sophia Enders vom Heinrich-Heine-Gymnasium.

Wie hätten Sie es gern? Ein wenig rockig oder lieber jazzig? Avantgardistisch oder lieber traditionell? Explosiv oder lieber in sich gekehrt? All das bot die Big Band des Rittersberg-Gymnasiums unter Leitung von Markus Lücke. Eine erstaunliche Bandbreite für eine Schulband. Noch erstaunlicher war die Lockerheit, mit der diese schon fast professionell auftretende Formation zu Werke ging. Ohne Hang zu komplizierten Harmonien und melodischen Labyrinthen versammelte Lücke solide Musiker um sich, deren rhythmische Kraft und Einheit natürlich wirkten. Nach dem Rezept „weniger ist mehr“ bewies er, dass eine große Gruppe mit der Gelöstheit einer kleinen swingen kann. Als rhythmischer Katalysator, mit Gespür für das richtige Tempo motivierte er seine Musiker und kam dabei beim Dirigieren mit knappen Gesten aus. So erlebten die begeisterten Zuhörer bei „Perfidia“ einen schneidigen Swing, in dem Standard „Opus One“ eine imposante, dynamische Bläser-Section und im „Libertango“ einen Astor Piazzolla mit optimalem Biss und agogischen Raffinessen. Eine Rhythmusgruppe mit federndem Beat und eine kraftvolle Bläsergruppe bot Dizzy Gillespies „A Night in Tunesia“, wobei Sebastian Galwas sich als Jimi Hendrix auf der E-Geige erwies. Mit Chili und Pfeffer gewürzt war der Latin „Chili Pepper 101“ mit einem virtuos spielenden Jona Wiedner am Marimbaphon. Vollends ging die Post bei Herbie Hancocks Fusion „Cantaloup Island“ ab. Als ausgefuchste Solisten profilierten sich auch Luis Schramm, Simon Schmitt, Johannes Jakob sowie Niklas Neubeck am Saxophon, Julian Lasai, Trompete, Matteo Dempfle, Posaune, Sebastian Jakob, Klavier sowie Svenja Oehler und Janis Roth, Schlagzeug. Auf Filmmelodien hatte sich das Blasorchester des St. Franziskus-Gymnasiums und der -Realschule unter Georg Kühner spezialisiert und erzählte dabei wunderbare Geschichten, die zum Träumen einluden. Mit den vielfältigsten Klangfarben entführte das Orchester in die Fantasiewelt von „Herr der Ringe“. Und vor dem geistigen Auge sah man, wie die Gefährten auf dem Weg nach Mordor ein Nebelgebirge überwinden müssen und in einen Schneesturm geraten. Von der magischen Welt der Zauberei und Hexen und der Auseinandersetzung Harrys mit Lord Voldemort konnte man bei den Höhepunkten aus „The Magic of Harry Potter“ fantasieren. Dem kleinen Orchester gelang eine klangfarblich ausgefeilte Wiedergabe, in der es an Effekten nicht mangelte. Auch überzeugte das Orchester durch homogenen Klang und eine sensible Interpretation. Klanglich gab es an den gut geschulten Holz- und Blechbläsern nichts zu rütteln. Selbst die Achtel-Noten-Staccati in dem zungenbrecherischen „Supercalifragilisticexpliexpialidocious“ bewältigten sie mit Bravour. Mit ihrer wohltönenden Stimme, die selbst in höheren Lagen nichts an Stabilität verlor, begeisterte Milena Lang in „My Heart will go on“ aus dem Film „Titanic“, mit dem Celine Dion so berühmt wurde. Mit Rock, Swing, Latin und Jazz begeisterte schließlich die Combo des Albert-Schweitzer-Gymnasiums, das von dem veritablen Trompeter Harry Geib geleitet wird. Das Klangbild der zwölfköpfigen, bestens eingespielten Truppe war bestechend, der Sound war geschlossen, und selbst schwierige Arrangements wurden kraftvoll bewältigt. Mit Robbie Williams` „Hot Fudge“ bot die Formation schon mal gleich einen feurigen Rock, bei dem David Özdemir nicht nur mit expressiver Stimme bestach, sondern sogar zungenakrobatisch brillierte. Dass Özdemir auch auf der E-Gitarre einiges drauf hat, bewies er in dem Latin „Bossa sin nombre“, dem Harry Geib auf der Trompete richtig Feuer gab. Nicklas Neubeck bestach im „Old Time Rock`n`Roll“ mit extrem sattem Sound auf dem Bariton-, Jonas Fehl mit kraftvollen Linien auf dem Tenorsaxophon, Roonrey Hannan mit virtuosen Gitarrenriffs und Simon Stemmler mit waghalsigen Arpeggien auf dem Klavier. Mit schneidender, rauer Soul-Stimme, die sich bis zum feurigen Cry steigerte, begeisterte Ivy Hilbert in dem Soul-Klassiker „Respect“ von Aretha Franklin, wobei sich auch Jonas Fehl auf dem Tenorsaxophon auszeichnen konnte. Erneut gute Stimmung verbreitete die Combo mit Herbie Hancocks Funk „Chameleon“, bei dem die Solisten Neubeck (Altsaxofon), Simon Stemmler (Piano), Adam Özdemir (Schlagzeug) sowie David Özdemir (Gitarre) nochmals alles in die Waagschale warfen, dass es wahrhaft Funken schlug. Alle Zwölf entwickelten dabei einen stetigen Fluss von Ideen. Zurecht begeisterter Beifall für alle Beteiligten.

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