Kaiserslautern Brillanz und spielerische Eleganz

Die Abendmusiken in der Passionszeit – veranstaltet von Studierenden der Saarbrücker Musikhochschule – haben zwar in der Lutherkirche bislang nur ein kleines Stammpublikum erobern können; doch das regionale Kulturleben konnten sie mit neuen Impulsen und Akzentverschiebungen weg von Standardbesetzungen und hin zu Raritäten und Kuriositäten bereichern. Dabei bildete die sogenannte „Alte Musik“ auch am Freitag wieder einen programmatischen Schwerpunkt.

Wiederholt machten hier die Ausführenden erfolgreich aus der Not eine Tugend: Für die im Kammerkonzert erklingende Besetzung aus Kirchenorgel (Dorothea Riedl) und Mandoline (Etienne Poup) gibt es eigentlich keine geeignete Spielliteratur. Daher wurden „artfremde“ Stücke wie beispielsweise die beiden Partiten von Georg Philipp Telemann (original für Flöte oder Violine) in entsprechenden Bearbeitungen herangezogen. Diese und auch die Konzertfantasie des Bach-Schülers Johann Ludwig Krebs – original für Oboe komponiert – konnten die klanglichen Vorzüge und Reize des ungewöhnlichen Instrumentariums am gefälligsten und nachhal(l)tigsten vermitteln. Das lag vor allem auch an der mit barocker Aufführungspraxis bestens vertrauten Organistin, die hier in Spielweise und Registrierung die Kirchenorgel als Generalbass-Instrument in dezenter Transparenz und nicht in auftrumpfender pompöser Monumentalität einsetzte. So konnte der besondere, zart schwebende subtile klangliche Reiz der Mandoline sich optimal entfalten. Melodische Finessen und barocke Verzierungen sowie virtuose Umspielungen kamen dadurch bestens zur Geltung. Beide Interpreten empfahlen sich hier durch die spielerische Präzision bis ins kleinste motivische Detail und die klangliche sowie interpretatorische Verschmelzung sowie tonliche Brillanz und spielerische Eleganz und durch die stil- und werkgerechte Ausformung aller Details nachdrücklich für weitere konzertante Aufgaben dieser besonderen Art. Die Umbesetzung spielt bei Kompositionen des Barock-Zeitalters ohnehin eine eher untergeordnete Rolle, wie der häufig verwendete Titel vieler Sammlungen wie „Zum Spielen auf allerley Instrumenten“ (etwa bei Praetorius) – und in Bachs Zeit als Thomaskantor die häufigen Umbesetzungen nach Bedarf und Orchesterzusammensetzungen beweisen. Detaillierter und idiomatischer – speziell für bestimmte Klangfarben gedacht – stellt sich die Ausgangssituation ab der Romantik dar. Und doch konnte Etienne Poup auf der Mandoline auch bei Josef Gabriel Rheinbergers Sammlung von Charakterstücken für die Violine deren weit gespannten und schwingenden Kantilenen in der Elegie gut nachempfinden und ansprechend gestalten. Das Vibrato der linken Hand des Geigers ahmte hier Poup auf der Mandoline durch das typische tremolierende Spiel nach, während er zuvor bei den Preziosen des Barock-Zeitalters auf gestochen klare Tongestaltung setzte und jeweils von der auf den Schlag genauen und sehr einfühlsamen Orgelbegleitung profitierte. Eugène Bozzas berühmte Aria als eine Art Romanze ist original für Saxophon im 20. Jahrhundert entstanden, wurde aber bereits für mehrere alternative Blasinstrumente bearbeitet. Das Werk mit dem verträumt melancholischen Charakter erfuhr durch diese Umbesetzung eine interessante Neuentdeckung. Letztlich bestätigte das Konzert, dass es sich auch im klassischen Bereich lohnt, Neuland zu beschreiten. Zu einer Aufwertung kam auch die Mandoline, die als Zupfinstrument aus der Lautenfamilie zwar schon seit dem 17. Jahrhundert in Europa eingesetzt wurde, aber heute mehr ein folkloristisches Image hat. Obwohl im Barock namhafte Komponisten wie Vivaldi, Hasse oder Scarlatti für dieses Instrument Originalwerke hinterlassen haben.

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