Kaiserslautern Alles eine Frage der Persönlichkeit

Katja Riemann ist Rosa Luxemburg, Jan Josef Liefers raunt vom Senefelder Platz und Anastacia beschreit die Stadtmitte: Wer vom Berlinale-Festivalzentrum am Potsdamer Platz zum Kino Colosseum fährt, wird regelmäßig durch Promi-Ansagen in der U2 aufgeschreckt. Und rätselt, ob es Zusammenhänge gibt. Marius Müller-Westernhagen darf den Potsdamer Platz vertonen: Da hätte man sich doch eher Berlinale-Chef Dieter Kosslick vorgestellt. Aber es ist kein Berlinale-Mensch dabei, noch nicht mal der allgegenwärtige Devid Striesow. Am Montag hatte der Schauspieler bei der Verleihung des Preises der Deutschen Filmkritik in der wieder überfüllten „Tube Station“ an der Friedrichstraße auf eine Ehrung für seine Rolle in „Zeit der Kannibalen“ gehofft, doch gewann sein Filmpartner Sebastian Blomberg. Trösten konnte er sich mit Pfälzer Crémant, denn die Fete hat wieder das rheinland-pfälzische Weinbauministerium gesponsert und Weißburgundersekt aus Weyher aufgetischt. Daniel Brühl will ja auf dieser Berlinale kaum Alkohol trinken, hat er zumindest zu Beginn betont und sieht tatsächlich nach einer Woche Juryarbeit noch frisch aus – bis auf den inzwischen obligatorischen Bart, den offenbar jeder Schauspielstar zwischen 28 und 40 heute trägt. Hip gestutzt aber ist Brühls Kinnhaar nicht. Da könnte er sich Tipps von James Franco holen: Bei den Auftritten zu seinen gleich drei Berlinale-Filmen, die eher seinen Fleiß denn große Schauspielkunst offenbaren, trug er stets den schönsten Bart zur Schau. Aber manche Schauspieler wollen sich hinter ihrem Bart auch eher verstecken. Robert Pattinson etwa. Prompt gab es kaum Gedränge bei der Pressekonferenz zur Filmbiografie „Life“ von Anton Corbijn, in dem er einen Fotografen spielt, der 1955 zum Vertrauten des kurz vor dem Durchbruch stehenden James Dean wird. Vielleicht haben die „Twilight“-Fans Pattinson schlicht nicht erkannt, schließlich sprießt es in seinem Gesicht wild rötlich. Christian Bale lässt es ebenfalls wuchern, auch auf dem Kopf, führte er bei der Pressekonferenz zu „Knight Of Cups“ vor, wo er – im Sinne des Malick- Films, der alles oder nichts bedeuten kann – zweimal hintereinander dieselbe Antwort gab. Ohne es zu bemerken. Da brauchte sich Helen Mirren also nicht schämen, die beim Pressetermin zu ihrem Kunst-Restitutionsfilm „Women In Gold“ einmal Österreich und Deutschland verwechselte. Aber vielleicht war sie auch durch die vorangegangene Frage verwirrt worden, die ebenfalls einem Bartträger galt: Warum bloß musste in diesem Film gerade Moritz Bleibtreu mit angeklebten Rauschebart und im Brokatmorgenmantel Gustav Klimt spielen? Zumindest alle deutschen Kinobesucher haben bei diesem Anblick und Bleibtreus Versuch, wienerisch zu klingen, schallend gelacht. Ganz andere Identitätsprobleme hatte Dane DeHaan, der in „Life“ James Dean spielt, gestand der – bartlose, aber ja auch noch weniger berühmte – Schauspieler: Im Terminkalender mit seinen Presseauftritten, den ihm seine PR-Agentur übergab, war er als Dean DeHaan gelistet.

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