Kaiserslautern 1844 Menschen treten aus der Kirche aus

Die Zahl der Kirchenaustritte ist gestiegen.
Die Zahl der Kirchenaustritte ist gestiegen.

Die Kirchenaustritte von Mitgliedern der beiden großen christlichen Konfessionen im Stadtgebiet von Kaiserslautern zeigen in den vergangenen drei Jahren (2016 bis 2018) eine steigende Tendenz. Insgesamt haben sich in diesem Zeitraum in Kaiserslautern 1844 Mitglieder beim Standesamt aus ihrer Kirche verabschiedet.

Unter ihnen 1071 Protestanten und 773 Katholiken. Im gleichen Zeitraum haben 39 Protestanten und 17 Katholiken ihren Wiedereintritt in die Kirche erklärt. Die Zahlen der Wiedereintritte der Katholiken für 2018 liegen laut der bischöflichen Pressestelle Speyer erst im Sommer 2019 vor. Die Kirchenaustritte der Protestanten haben sich von 322 (2016) über 331 (2017) auf 418 (2018) erhöht. Bei den Katholiken stieg die Zahl der Aussteiger von 224 (2016) über 251 (2017) auf 298 (2018) an. Im gleichen Zeitraum sank die Gesamtzahl der Protestanten in Kaiserslautern um 1603 Personen von 35.384 auf 33.781 Mitglieder. Die Gesamtzahl der Katholiken reduzierte sich um 1181 Mitglieder von 27.102 auf 25.921. Die Zahlenangaben beziehen sich auf das Stadtgebiet von Kaiserslautern. In ihnen nicht berücksichtigt sind die Gemeinden der katholischen Pfarreien Heilig Geist, Heiliger Martin und Maria Schutz, die über das Stadtgebiet hinaus in den Landkreis Kaiserslautern reichen. Ebenso nicht berücksichtigt sind die Gemeinden des Protestantischen Dekanats Kaiserslautern außerhalb der Stadtgrenzen. 2017 summierten sich die Kirchenaustritte im Bistum Speyer auf 4176 Personen, 0,79 Prozent der Gesamtzahl der Katholiken in Höhe von 527.950 Mitgliedern. In der Evangelischen Landeskirche der Pfalz waren es insgesamt 4441 Personen, die ihrer Kirche den Rücken kehrten. Bei einer Gesamtzahl von 515.627 Mitgliedern entspricht dies einem Anteil von 0,8 Prozent. Nach Ansicht von Dekanin Dorothee Wüst mangelt es vielen Protestanten an der Bindung zu ihrer Kirche. „Für den ein oder anderen ein Grund, die Kirche leichter zu verlassen“, sagt sie. Auch seien es wirtschaftliche Gründe, die Menschen aus der Kirche austreten ließen. Der Gedanke, dass die Kirchensteuer ein Solidarbeitrag sei, sei bei vielen Kirchenmitgliedern nicht durchgängig vorhanden, so Wüst. Dass die Zahl der Austritte von Protestanten über der der Katholiken liege, führt die Dekanin unter anderem darauf zurück, dass beispielsweise Schlagzeilen über sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche auch Protestanten zum Anlass nähmen, sich von ihrer Kirche zu verabschieden. Erfreulich sei, dass Menschen auch wieder in die Kirche zurückfinden, so Wüst. Der Wiedereintritt sei oft mit guten Erfahrungen verbunden, die Betroffene im Nachhinein bei Taufen, Trauungen oder Beerdigungen gemacht haben. Auch sei es das Gespräch mit einem Pfarrer, das Menschen nach Jahren wieder in die Kirche zurückführe. Nicht selten wünschten sich Betroffene beim Wiedereintritt in ihre Kirche eine Segnungsfeier, spricht die Dekanin aus Erfahrung. Für Dekan Steffen Kühn sind es mehr die finanziellen Aspekte als Glaubensgründe, warum Katholiken ihre Kirche verlassen. Auch seien die „Wogen aus dem Bistum Limburg“ und die weltweiten Missbrauchswellen in der katholischen Kirche nicht vergessen. Jeder Kirchenaustritt sei bedauerlich. In einem Brief nach dem Austritt werde jedem, der die Kirche verlassen habe, weiterhin Gesprächs- und Hilfsbereitschaft der Seelsorger angeboten. Auch habe Bischof Karl- Heinz Wiesemann neue Möglichkeiten aufgezeigt, damit Menschen, die sich, aus welchen Gründen auch immer, von der Kirche entfernt haben, gute Lösungen für persönliche Lebenssituationen finden.

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