Kaiserslautern Üppige Soloeinlagen und grobe Gitarrenläufe

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Am dritten Mittwoch im Monat veranstaltet der Benderhof in Kaiserslautern einen Akustik-Jam. Ab 20.30 Uhr darf jeder ein eigenes Set vorführen – vorbereitet oder spontan, lang oder kurz, mit eigens mitgebrachten oder von den Veranstaltern gestellten Instrumenten. Eindrücke vom Juli-Jam.

Jammen bei sommerlicher Schwüle. Ob das was wird? Diejenigen, die es in den Benderhof gezogen hatte, wanderten schnurstracks ins Grüne des hauseigenen Hinterhofs, sodass Organisator Andreas Dengel schon befürchtete, dass die Publikumsschar im Inneren eher überschaubar ausfallen würde. Tatsächlich fiel die Besucherzahl gar nicht mal so schlecht aus. Ab 21 Uhr wuchs das Publikum zu einer ansehnlichen Menge heran – wohl auch dank der weit geöffneten Fenster, die einige Hörproben nach draußen entließen. Bis 22 Uhr waren fast alle Tische besetzt. Und dank der lockeren Kneipenatmosphäre blieb die Stimmung den gesamten Abend über angenehm und begeisterungsfähig, was die Spielfreude der Jammer befeuerte. Auch bei dieser Session galt wieder: Alle, die mögen, dürfen spontan mitmischen. Eine Handvoll Musiker in wechselnden Besetzungen ging an den bereitgestellten Instrumenten in Position, tastete sich musikalisch ab und tauschte sich aus, auch abseits der Bühne bei einem kühlen Bier. Einige lernten sich an diesem Abend erst kennen, andere kannten sich bereits, stammte doch der Großteil aus dem näheren Umfeld. Doch das schwüle Klima zeigte Wirkung. Nicht einmal die Technik wollte so richtig in die Gänge kommen. Dengel, der jede Session traditionell eröffnet, musste anfangs gegen ein widerwilliges Knattern und Quietschen im Mikrofon ankämpfen, ging aber nach einigen Drehungen an den Anlage-Schräubchen als Sieger hervor. Zumindest die Musiker waren so schnell warmgelaufen. Dengel glänzte an seiner Akustikgitarre mit unaufgeregter Exzellenz. Songs wie The Pretender und Running on Empty von Jackson Browne und Old Man und Hey Hey, My My von Neil Young gingen ihm so locker von den Fingern, als hätte er sie selbst geschrieben. Besonders bei den üppigen Soloeinlagen der Young-Stücke lotete der Musiker das gesamte Spektrum seines Sechssaiters aus und machte dem Original keine Schande. Kollege Max Rung erwies sich als wertvolle Stütze am Cajon. Und zwischenzeitlich bekam das Duo spontanen Zuwachs am Schlagzeug und das auch noch vom Lokal-Betreiber höchstpersönlich. Nach einer fast vollen Stunde war es Zeit für einen Wechsel. Die Jungs des Lauterer Garage Rock-Duos Raw, Ertan Irkdas (Gitarre, Gesang, Mundharmonika) und Florian Zubiller (Schlagzeug, Percussion), setzten bei ihrer Darbietung auf „Vintage-Sound mit rauer Fassade“. Minimalistisch, ungeschliffen und klassisch klingt das, was die Jungs produzieren; irgendwo zwischen Blues- und Garage Rock mit einem Schuss Motown und einem herben Sixtiesflair. An diesem Abend ausnahmsweise mal zu dritt auf der Bühne, dank Florian Beckers spontaner Bass-Übernahme, wälzten sich die Musiker mit groben Gitarrenläufen, einem durchs Effektgerät gezerrten Gesang und einer gekonnten Lässigkeit auf der Bühne durch hochwertige und mitziehende Eigenkompositionen, bei denen alle Gelegenheit fanden, auch eigene Akzente zu setzen. Passte gut in die Atmosphäre, machte Laune und hatte definitiven Wiederholungsbedarf. Fazit: Dieser Akustik-Jam hat Zuschauern, Beteiligten und Initiatoren bis zum Schlussakkord viel Freude gemacht. Der dritte Mittwoch im August darf kommen.

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