Grünstadt Wie ein ausgezeichneter Riesling

Und jetzt geht’s hinaus ins Leben: 95 Abiturienten haben am Leininger-Gymnasium in Grünstadt Abitur gemacht.
Und jetzt geht’s hinaus ins Leben: 95 Abiturienten haben am Leininger-Gymnasium in Grünstadt Abitur gemacht.

„Nein, wir sind nicht auf einer Weinmesse.“ Mit diesen Worten begann Schulleiterin Cornelia Diehl ihre launige Rede in der Salierhalle in Bad Dürkheim und lobte die Abiturienten als „ausgezeichneten Jahrgang mit 95 Grad Öchsle“. Die Oberstudiendirektorin ging auf das Motto der Schulabgänger ein, genehmigte sich einen Weißwein und zeigte auf einer Leinwand Fotos von Weinhoheiten. Als sie zum Schulabschluss gratulierte, forderte Studiendirektor Matthias Jung mit einem Schild zum Applaus auf. Kurz darauf verdeutlichte er mit kräftigen Schlägen auf einer Cajón den Stress rund um das Abitur, von dem Diehl gerade sprach. Bei Kabinettweinen, so die Schulleiterin, handele es sich um elegante, ausgereifte Produkte der gehobenen Güteklasse, „die ihre Stärke mit einer ausgeglichenen Struktur offenbaren“. Diehl zog einen Vergleich zu den Abiturienten, die „ausgewogen, grazil, ohne ausladenden Schmelz“ seien und in ihrer Leichtigkeit etwas Unbekümmertes ausstrahlten. Dazu wurden – zur Gaudi des Publikums – Bilder der Absolventen gezeigt, auf die die Charakterisierung beim besten Willen nicht passen wollte. Einige Kinder hätten an den ersten Tagen am LG eine „kritische Distanz zur höheren Bildungsanstalt deutlich zum Ausdruck gebracht“, so Diehl. Dazu war eine Aufnahme einer Schülerin mit herausgestreckter Zunge zu sehen. Diehl ließ die neun LG-Jahre Revue passieren, gespickt mit lustigen Fotos und Bildmontagen, unter anderem Kunstlehrer Matthias Jung als Bob Ross, verschiedene Physiklehrer mit Virtual-Reality-Brille, als Einstein oder Galilei und Volker Wahrhusen, der als Stammkurs- und MSS-Leiter zwei verantwortungsvolle Aufgaben gleichzeitig zu meistern hatte, im Spagat zwischen zwei Lkw. Zum Abschluss gab Diehl den Abiturienten Ratschläge auf den Weg, die sie aus dem Hesse-Gedicht „Stufen“ entnommen hatte. Goldene Fliegenklatsche für die Direktorin Von den Absolventen Norman Frey, André Trump und Louisa Neu wurde die Direktorin mit einer goldenen Fliegenklatsche geehrt, weil sie sich beim Besuch der ruandischen Partnerschule im Kampf gegen die Moskitos hervorgetan habe. Mit viel Witz und insgesamt positiv blickten die Abiturienten in ihrer Abschiedsrede auf die Zeit am LG. Nach der „Ernte an der idyllischen Grundschule“ seien sie, die Trauben, handverlesen und dann „in der Oberstufe veredelt“ worden. Augenzwinkernd beschwerten sie sich darüber, dass die Lehrertoiletten – wie sie während der Sanierung der Schüler-WCs feststellen konnten – mit seidenzartem Klopapier ausgestattet seien. Lob und Anerkennung für die Schüler Sorgfalt, Präzision, außergewöhnliches Interesse, Einsatzbereitschaft und Fachkompetenz sind einige der Eigenschaften der Schüler, die für ihre brillanten Leistungen gewürdigt wurden. Die Geehrten, die teilweise mehrere Preise erhielten, seien „tragende Säulen des Unterrichts“ gewesen. Für das beste Abschlusszeugnis mit dem Traumnotendurchschnitt von 1,1 wurde der Grünstadterin Johanna Riedel der Preis der rheinland-pfälzischen Bildungsministerin überreicht. Durch ihr soziales Engagement besonders hervorgehoben hat sich Louisa Neu, die den Preis für Mitmenschlichkeit, Integration und Toleranz der Landkreis-Stiftung bekam. Schuldezernent Achim Martin sagte, die Dackenheimerin habe sich als Schülersprecherin vorbildlich für die Belange ihrer Mitschüler eingesetzt sowie wesentlich zu einer positiven Außendarstellung des LG beigetragen. Die rund dreistündige Veranstaltung wurde von niveauvollen und hervorragend ausgeführten Beiträgen umrahmt. Die Theater-AG brachte den Sprechgesang „Stress – mehr als Stress“ auf die Bühne. Amelie Lauer und Lisa Müller spielten auf der Querflöte eine Sonate von Johann Joachim Quantz. Ann-Kathrin Edinger und Salome Hölzle interpretierten mit Klavier und Gesang den Robbie-Williams-Hit „Angels“ und den Bette-Midler-Titel „The Rose“. Ein klassisches Bach-Stück und ein Lied von Eric Sammut spielte Marcelin Huguet auf einem Marimbaphon. Mit einer Performance nach „4’33“ von John Cage erheiterten Victor Huber, Nikolas Räuber, Felix Scharlowski, Jan-Niklas Schunke und Moritz Zahn das Publikum. Der Schulchor brachte „Eternal Flame“ (The Bangles) zu Gehör. Ann-Kathrin Edinger trug mit Elisa Freede „At Last“ von Etta James vor, und das Kleine Ensemble führte das Lied „One Moment In Time“ auf, das durch Whitney Houston berühmt wurde.

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