Eisenberg Guter Zuspruch für Berufswahl-Messe – Nächster Termin steht schon

Am Ausbildungstruck konnten die Interessierten sich ausprobieren.
Am Ausbildungstruck konnten die Interessierten sich ausprobieren.

Die Premiere ist geglückt: Die Berufswahl-Messe im Evangelischen Gemeindehaus in Eisenberg hat am Wochenende großen Zuspruch gefunden – vor allem bei den teilnehmenden Betrieben. Mehrere Unternehmen aus der Region präsentierten sich an zwei Tagen mit der Absicht, sich interessant für potenzielle Auszubildende zu machen.

Bohren mit einem großen Schlaghammer, Rohre verbiegen oder auch nur mal spaßeshalber in einem Simulator für einen Formel-1-Wagen sitzen. Jens Schindler, Inhaber der Grünstadter Bad- und Heizungsmanufaktur Schindler, hatte sich für die erste Ausgabe der Berufswahl-Messe im Kulturwerck etwas Besonderes einfallen lassen. Er wollte nicht nur einfach Informationen vermitteln, sondern Handwerk erfahrbar machen. Und so orderte er einen sogenannten Erlebnis-Truck, der allerlei Interaktion ermöglichte – und mit dem die Besucher augenscheinlich auch ihren Spaß hatten. Schindler, der 14 Mitarbeiter und zwei Auszubildende beschäftigt, will neue Wege gehen, um junge Menschen für das Handwerk zu begeistern, wie er sagt. Denn es stünden aufregende Zeiten bevor. „Gerade das Thema Energiewende, alternative Energien, wird zu einer kompletten Neuausrichtung im Handwerk führen“, prophezeit er. Und so sei es heute wichtig, sich rechtzeitig um geeigneten Nachwuchs zu kümmern.

Viele der Großen sind dabei

Natürlich sind es ansonsten bei einer solchen Messe vor allem die großen Arbeitgeber, die eine enorme Anziehungskraft auf den Nachwuchs ausüben. Wie die Eisenberger Gießerei-Gruppe Gienanth. Seit den 1960er Jahren wird dort systematisch ausgebildet, mit der Einweihung der Gienanth-Akademie, einer Lehrwerkstatt, wurde 2019 – auch räumlich – nochmal ein Zeichen gesetzt. 44 Azubis sind derzeit in der Lehrwerkstatt aktiv, neben den eigenen Auszubildenden nutzt sie auch der Nachwuchs von anderen Unternehmen aus der Region. Ausbildungsleiter Karlheinz Holtzhäuser: „Man muss inzwischen um jeden qualifizierten Auszubildenden kämpfen.“ Daher sei der Besuch von Schulen sowie die Teilnahme an Messen für ein Unternehmen unabdingbar. Der Termin der Messe wäre seiner Meinung nach besser im Herbst platziert, denn für das laufende Jahr seien alle Ausbildungsplätze schon vergeben. Holtzhäusers Strategie an diesem Messe-Tag: den Besuchern Arbeitsbeispiele aus der Azubi-Praxis zeigen, die verschiedene Lerninhalte vereinen. „Wir machen nichts für die Schrottkiste“, erklärt er.

Beim Automobilzulieferer Borg-Warner Turbo Systems in Kirchheimbolanden sind derzeit 56 Auszubildende beschäftigt, auch hier sind die Plätze für 2022 schon vergeben. Aber das Unternehmen strecke die Fühler für das Jahr 2023 aus, sagt Ausbildungsmeister Philipp Bohlenbecher, der sich mit drei weiteren Kollegen um die Azubis kümmert. „Neu ist die Ausbildung zur Fachkraft für Logistik“, sagt er. Immer höhere Ansprüche an interne Lieferungen von Teilprodukten erfordern auch immer mehr Fachwissen in Sachen Lagersteuerung.

Beim Göllheimer Werk des Zement- und Baustoffherstellers Dyckerhoff AG spürt man in Sachen Berufsausbildung die Folgen der Corona-Pandemie. „Wir waren die letzten zwei Jahre in keiner Schule, keiner Messe und hatten auch keinen Praktikanten im Werk“, beschreiben Ausbildungsmeister Udo Klein und Sascha Selz die Situation. Die Folge: Dyckerhoff hat noch für dieses Jahr sieben Ausbildungsstellen zu vergeben, darunter welche im technischen Bereich, aber auch für angehende Kaufleute.

Auch die Sparkasse sucht

Auch die Sparkasse Donnersberg hat noch eine offene Ausbildungsstelle. Und so freute man sich bei der Bank nach zwei Jahren Abstinenz mal wieder an einer Messe teilzunehmen. Und das, obwohl in Sachen Personal- und Nachwuchsakquise mittlerweile viel über das Internet läuft. Selbst der Eignungstest. „Das ist für unsere Generation normal“, bestätigt Carina Sattler, die gerade im zweiten Ausbildungsjahr ist. Sie betreut zusammen mit der Personalreferentin Jana Meier den Sparkassen-Stand im Kulturwerck. „Wir würden auch noch jemand für dieses Jahr einstellen, wenn wir entsprechende Bewerbungen hätten“, sagt Meier. Einen guten mittleren Bildungsabschluss sowie eine freundliche und pro-aktive Kommunikation seien für die Ausbildung zum Bankkaufmann von Bedeutung.

Mit dem Offsteiner Werk der Südzucker AG reiht sich ein weiterer Großbetrieb in die Reihe der Aussteller ein. „Wir haben derzeit keine Not, Auszubildende zu finden“, meint Ausbilder Thomas Stüber. 30 junge Menschen sind derzeit in Offstein dabei, Chemielaborant, Elektroniker, Industriemechaniker oder Kaufmann zu werden. „Wir strecken schon heute die Fühler für das Ausbildungsjahr 2023 aus“, so Stüber.

Beim Baustoffhändler Köbig in Eisenberg gibt es 65 Mitarbeiter, darunter sechs Auszubildende. Hier zeichne sich in den nächsten Jahren ein Generationswechsel ab, heißt es am Stand, man rüste sich. Vor allem Kaufleute (Groß- und Einzelhandel) sowie Logistik-Fachkräfte werden hier gecoacht.

VG und Kreis zeigen sich

Die Verbandsgemeindeverwaltung Eisenberg bietet neben den klassischen Verwaltungsberufen auch Ausbildungen im technischen Bereich: Beim Kommunalen Eisenberger Energiepartner (Keep) ist seit einem Jahr eine Ausbildungsstelle für einen Elektroniker vakant. Offenbar reiche es nicht aus, derlei Stellen auszuschreiben, man müsse die jungen Menschen vor Ort ansprechen, überlegt Heike Sattler, die bei der VG den Fachbereich Organisation und Finanzen führt. In der Verwaltung würden jedes Jahr ein bis zwei Auszubildende eingestellt, sagt sie. Dafür gebe es ausreichend Bewerbungen.

Auch die Verwaltung des Donnersbergkreises beteiligte sich am Wochenende mit einem Infostand. Rund 600 Menschen sind beim Kreis direkt beschäftigt und angesichts des in den nächsten Jahren anstehenden Generationswechsels, ist Nachwuchs gefragt. Derzeit gibt es 20 Azubis, es sollen mehr werden. Personalreferentin Janine Maeckelborger nennt in diesem Zusammenhang das Stichwort Digitalisierung, die öffentliche Verwaltungen vor neue Herausforderungen stellt.

Auch für junge Menschen, die sich für den sozialen Bereich interessieren, hatte die Berufswahl-Messe ein Angebot. So war etwa das Diakonische Werk Zoar in Rockenhausen (1500 Mitarbeiter an 16 Standorten, davon rund 100 Azubis) vertreten. Und die Unternehmensgruppe Azurit. In der Eisenberger Einrichtung „Zehnthof“ sind derzeit 75 Mitarbeiter tätig, davon 62 in der Pflege. Um dieses Niveau halten zu können, werden dort jährlich drei Pflegefachkräfte und eine Pflegehilfskraft ausgebildet. Für Hausleiter Hendrik Meinen ist es unerlässlich, überall, wo es geht, Präsenz zu zeigen: „Fürs kommende Jahr werden schon jetzt die Fühler nach dem Nachwuchs ausgestreckt.“

Von der Pflege in den Gesundheitsbereich: Von einem verstärkten Bedarf an Augenoptikern berichten die Auszubildenden von Delker Optik, die den Infostand des Eisenberger Unternehmens im Kulturwerck betreuen. In allen 31 Filialen sei mindestens ein Azubi vorhanden. Der Bedarf wachse: „Unsere Berufsschulklasse wird jedes Jahr größer“, berichten sie. Die meisten Bewerbungen folgen Praktika, die in den Betrieben gemacht wurden. Bei der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland wird derweil am Infostand für das Bildungszentrum in der Virchowstraße in Eisenberg geworben. Dort steht vor allem der Beruf der Sozialversicherungsfachkraft zur Disposition. Die Voraussetzung ist mindestens ein guter mittlerer Schulabschluss.

Das sagt der Veranstalter

180 Besucher am Samstag, 70 am Sonntag, teils wohl auch aus Kaiserslautern und Mannheim – Veranstalter Christopher Krill ist mit der Premiere der künftig jährlich angedachten Berufswahl-Messe zufrieden. „Sicher sind die Zahlen noch ausbaufähig, aber für das erste Mal war das okay. Das habe ich auch von den Firmen gespiegelt bekommen“, so Krill. Die Resonanz bei den Unternehmen sei sogar so gut gewesen, dass direkt die Idee geboren wurde, einen nächsten Versuch am 29. und 30. September zu starten. Unter der Woche, was dann für Schulklassen attraktiver sei. „Wir wollen schauen, ob der Herbst nicht generell der passendere Termin ist. Auch, weil zu diesem Zeitpunkt noch mehr Ausbildungsstellen offen sind“, sagt Krill. Die 18 Aussteller werden dann wohl um acht weitere Firmen ergänzt, die schon Interesse angemeldet haben. Krill hat es aber gefreut, dass auch bei dieser Messe Firmen noch für dieses Jahr Azubis suchten. Krill: „Insgesamt waren da acht Stellen zu vergeben.“

Zwei Tage lang präsentierten sich die Unternehmen ihren potenziellen Auszubildenden.
Zwei Tage lang präsentierten sich die Unternehmen ihren potenziellen Auszubildenden.
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